Mit einem Flyer voller Falschbehauptungen wurde jüngst in Weingarten versucht, Stimmung gegen Impfungen gegen das Coronavirus zu machen. Das doppelseitig bedruckte Papier wurde nach BNN-Informationen in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 21. März, in zahlreiche Briefkästen der Gemeinde eingeworfen. Ein Leser erklärte gegenüber den BNN, dass er das Schreiben am Sonntagmorgen in seinem Briefkasten vorfand.
Wie das Polizeipräsidium Karlsruhe auf Nachfrage erklärte, sei einer der Flyer auch von einer Bürgerin beim Polizeiposten Weingarten abgegeben worden. Dort hätten die Beamten nach Durchsicht des Dokuments die Unterlagen weiter an das Polizeipräsidium Karlsruhe gegeben, wo es nun dem Dezernat Staatsschutz zugeleitet worden ist.
Der Flyer werde nun zur Staatsanwaltschaft Karlsruhe zur weiteren Prüfung übergeben, so ein Polizeisprecher. Zu möglichen Straftatbeständen, die sich aus dem Papier ergeben könnten, konnte die Polizei mit Verweis auf die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft nichts sagen. Die weitere Prüfung werde die Strafverfolgungsbehörde in Karlsruhe vornehmen.
Das Druckwerk ist in seiner Intention eindeutig. Mit der Behauptung „Impfungen sind Todesspritzen“ ist es überschrieben. Der dann folgende Text auf dem doppelseitig bedruckten Papier spart nicht an unbelegten Verschwörungsbehauptungen.
Der Beitrag zeichnet ein düsteres Bild der Weltlage, in dem Pharmakonzerne daran arbeiten würden, „die Sterblichkeit massiv zu erhöhen“. Gifte in „Essen, Wasser, Medikamenten, Luft, Zahnpasta“ hätten dazu geführt, dass die westliche Welt „dümmer und kränker“ geworden sei. „Weiße Länder“ würden überrannt und verschwänden.
Flyer: Sterben als eine „notwendige Auslese“
Ziel der Impfungen sei eine 80-prozentige Reduzierung der Bevölkerung. Wer den Impfstoff erhalte, habe keine Überlebenschance, heißt es auf der zweiten Seite. „Das ist ein Fakt“, so der Autor weiter ohne Beleg. Unwahrheiten auch in den folgenden Zeilen: Der Körper zerstöre sich durch den Impfstoff selbst, ist unter anderem zu lesen. Wer den Massenmedien glaube, mache sich an dem Genozid mitschuldig. Einen im Sinne des Flyers positiven Aspekt erkennt der Verfasser des Pamphlets dann doch. Die „Dummen“ seien jene, die zuerst sterben. Vielleicht sei das die „notwendige Auslese“.
Eine Liste mit typischen Inhaltsstoffen eines Vakzins schließt das Papier ab. Dass Stoffe wie Formaldehyd ganz offiziell bei der Herstellung verwendet werden, jedoch weit unterhalb gefährlicher Grenzwerte, verschweigt der Flyer. Oder dass fötales Kälberserum schon seit Jahrzehnten in der Medizin als Wachstumsbeschleuniger in Nährlösungen angewendet wird. Die allermeisten lebensrettenden Therapien oder Medikamente wären ohne das Serum überhaupt nicht verfügbar.
Unverständnis für die Verteilung
Der Weingartener, in dessen Briefkasten das Papier eingeworfen wurde, ist besorgt und verärgert über den Inhalt des Texts. „Gerade jetzt, wenn die Impfkampagne starten soll, wird damit gezielt versucht, die Unsicherheit bei den Menschen zu schüren“, sagt er.
Bei den Menschen in seinem Umfeld fruchtet der Inhalt nicht. Der Nachbar, der das gleiche Schreiben im Briefkasten vorfand, teile das Unverständnis für den Flyer. Und: Großvater wie auch die Mutter des Leserbriefschreibers wurden schon geimpft. Beiden geht es gut.