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Strenge Regeln, getrübte Vorfreude

Jubeln auf Abstand im Karlsruher Norden beim Public Viewing in Corona-Zeiten

Sich beim Sieg der Lieblingsmannschaft jubelnd umarmen? Bei der EM in Corona-Zeiten bleiben die Fans im Karlsruher Norden auf Abstand. Corona-Regeln und DFB-Entscheidungen dämpfen zudem die Vorfreude bei Vereinen.

Public Viewing
Zu enges Beieinandersitzen, wie hier beim gemeinsamen Fußballschauen bei der WM 2014, ist in Zeiten von Corona nicht erlaubt. Foto: Klaus Müller

Stell dir vor, es ist Fußball EM und keiner geht hin. Keiner geht zum Public Viewing. Sicher, ganz so dramatisch wird es nicht werden. Und so mancher Gastronom wird in seiner Gaststätte „öffentliches Fußballschauen“ anbieten.

Allerdings lässt sich diese EM – auch unter dem Gesichtspunkt Public Viewing – nicht mit Fußballgroßveranstaltungen der vergangenen Jahre vergleichen. Die Stimmungslage unmittelbar vor der EM, die heute beginnt, ist etwas diffus – sie ist schwer greifbar.

„Nee, von EM-Stimmung ist bei uns bislang nichts zu spüren“, bestätigt Stephan Arnold, Vorstand Fußballjugend bei der FVgg Weingarten. Vielleicht ändere sich dies, wenn die EM tatsächlich beginnt. Gemeinsames Fußballschauen wie in Zeiten vor Corona fällt eh flach.

Corona-Auflagen für Public Viewing sind streng, das Risiko für Vereine groß

Weder in Weingarten noch sonst irgendwo im Verbreitungsgebiet dieser BNN-Ausgabe hat bislang ein Verein Public Viewing beim zuständigen Ordnungsamt angemeldet. Das Risiko, dabei Schiffbruch zu erleiden, ist zu groß. Die Auflagen sind heftig. Und vor allem können sie sich abhängig von den gerade gültigen Inzidenzwerten innerhalb weniger Tage ändern. Auch die nun getroffene Regelung, dass TV-Übertragungen analog zu Kulturveranstaltungen gehandhabt werden können, ändert daran nichts.

Gastgewerbebetrieben, lässt sich weiter in der Verordnung nachlesen, sei es unbenommen, Public Viewing unter Beachtung der geltenden Regelungen für das Gastgewerbe anzubieten. Aber auch in dieser Hinsicht wurde den Verwaltungen bis jetzt nicht die sprichwörtliche Bude eingerannt.

Veranstaltungen im Freien, zum Beispiel im Bereich der Außenbewirtschaftung, müssen angemeldet werden, wenn sie länger als 22 Uhr gehen sollten. Und wie sagten schon ausgewiesene Fußballexperten: Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten und manchmal länger. Etliche Spiele bei der EM beginnen um 21 Uhr.

Kein „illegales Jubeln“ in den Gaststätten im Karlsruher Norden

Keine Frage, so mancher Gastwirt wird Public Viewing anbieten. Ob das Angebot angenommen wird, bleibt abzuwarten. Spannend könnte es werden, wenn die Löw-Kicker tatsächlich mal ein Tor schießen sollten. Kollektiver Jubel mit Umarmungstrauben sind in Zeiten von Corona nicht zulässig. Auch beim Jubeln muss man Abstände einhalten. Da kann aus Freude über ein Tor schnell ein „illegaler“ Jubel werden.

Richtig blöd wird es, wenn Public Viewing im Freien beginnt, es dann zu regnen anfängt und alle in die Gaststätte wollen. Vorsicht! In dem Fall – im Inneren der Gaststätte – gelten die drei Gs. Nur derjenige darf weiter schauen, der entweder getestet, geimpft oder genesen ist. So jedenfalls will es die aktuelle Corona-Verordnung.

Vorfreude getrübt - auch wegen DFB und Löws Entscheidungen

Egal. Nun muss erst einmal die EM beginnen, muss das Stimmungsbarometer hochgehen. „Viel Vorfreude spüre ich bis jetzt noch nicht“, gesteht Uwe Redemann, Vorsitzender beim FV Wössingen.

Und das liegt nicht allein an Corona. Der Ärger über den DFB, so manche nicht nachvollziehbare Entscheidung vom Bundestrainer, habe seine Fußbegeisterung eingebremst.

Wenn überhaupt, werde er sich EM-Spiele daheim auf der Coach anschauen. Vielleicht, so auch die Hoffnung von Markus Eble, Vorsitzender des ATSV Kleinsteinbach, gelingt Müller, Hummels, Kimmich und Co. ein Coup wie der U21: „Die Jungs sollten ein Vorbild für die Nationalmannschaft sein.“

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