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„Forum älterwerden“

Mit dem Nachtwächter durch die Geschichte von Weingarten

Das Weingartener „Forum älterwerden“ hat sich mit einem Nachtwächter-Rundgang aus der Corona-Pause zurückgemeldet. Unter Führung von Rosemarie Gierich, Hubert Daul und Klaus Geggus gab es jede Menge interessante Geschichten - und gesungen wurde auch.

Vortrag Nachtwächter
Nachtwächter-Vortrag in Weingarten. Foto: Roland Felleisen

Mit einem interessanten Seniorennachmittag, den Nachtwächter Klaus Geggus und Hubert Daul vom Bürger- und Heimatverein gestalteten, hat das „Forum älterwerden“ der katholischen Pfarrgemeinde Weingarten nach der langen durch die Corona-Pandemie verursachten Pause seine Aktivitäten wieder aufgenommen.

Dazu begrüßte Leiterin Rosemarie Gierich zahlreiche erwartungsfrohe Gäste im Gemeindezentrum – und sie wurden nicht enttäuscht.

Gespannte Aufmerksamkeit herrschte im Auditorium, als sich der Nachtwächter mit dem traditionellen Lied „Hört ihr Leut` und lasst euch sagen, unsre Glock hat drei geschlagen“ ankündigte und in seinem historischen Outfit mit Dreispitz als Kopfbedeckung und schwarzem Umhang sowie mit Hellebarde, Laterne und Signalhorn den Saal betrat und „seine Untertanen“ stilgerecht begrüßte.

Dann nahm er sie mit auf einen Ortsrundgang durchs nächtliche Weingarten, den Hubert Daul mit zahlreichen stimmungsvollen Fotos anschaulich illustrierte. An mehreren Stationen, bei denen immer wieder eine Strophe des Nachtwächterliedes gemeinsam gesungen wurde, erläuterte Klaus Geggus Weingartens über tausendjährige Geschichte seit der ersten urkundlichen Erwähnung im so genannten „Codex Edelini“ des Abtes Edelin vom Benediktinerkloster Weißenburg im Elsass.

Der Wein, dem das Dorf am Walzbach seinen wohlklingenden Namen verdankt, hatte und hat bis zur heutigen Weinmanufaktur seine Bedeutung. So sollen schon die Mönche ihren Wein vom Petersberg am Standort der heutigen Grundschule gekeltert und im darunter liegenden Keller gelagert haben. Als Weingarten 1358 eine Exklave der Kurpfalz geworden war, musste der Weinzehnte mit Ochsenkarren in die Residenz nach Heidelberg geliefert werden.

Im 17. Jahrhundert wurde Weingarten fast ausgelöscht

Weingarten hatte zu Beginn des 17. Jahrhundert bereits 2.000 Einwohner, bis der furchtbare 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648 durch Pest, Hunger und Überschwemmungen die Einwohnerzahl auf 28 Bürger reduzierte. Auch im Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697 hatte der Ort unter Brandschatzungen und Zerstörungen durch die Franzosen, insbesondere unter General Melac, zu leiden. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Kurpfälzer ihren schärfsten Hund nach dem Zerstörer benannten.

Trotz alledem hat sich Weingarten danach durch Handwerk und Gewerbe zu einem bedeutenden Marktflecken auch für die Umgebung entwickelt. Das dokumentierte sich vor allem auch in den acht Gasthäusern, die sich direkt am Marktplatz etablierten. Von diesen bestehen allerdings bis heute nur noch die „Krone“, der „Löwen“ und das „Alt Weingarten“ als Nachfolger der des „Schwarzen Adlers“ beziehungsweise der „Sonne“.

Weitere Stationen des Rundgangs betrafen unter anderen die Entwicklung der Kirchengemeinden nach der Reformation von der Simultankirche bis zu den heutigen Gotteshäusern der Katholiken und der Evangelischen.

Geggus erinnerte auch an die Synagoge der Juden, die nach der Reichpogromnacht von den Nazis demoliert und später abgebrochen wurde. Weiterhin beleuchtete der Nachtwächter Weingartens große Mühlentradition, an die das Wasserrad am Gailbumber seit 2002 erinnert, und würzte seine Ausführungen immer wieder mit Anekdoten über „Wengerder Originale“ und lustige Episoden.

Zum Abschied gibt’s Geschenke

Rosemarie Gierich dankte Klaus Geggus und Hubert Daul für ihre unterhaltsame Präsentation und überreichte ihnen ein Weinpräsent sowie eine Spende für den Bürger- und Heimatverein. Außerdem bedachte sie auch Hildegard Michi für deren langjährige Mithilfe bei den Veranstaltungen und Rolf Höllmüller für dessen Fahrdienst für gehbehinderte Gäste jeweils mit einem Präsent.

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