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Nachhaltige Energie

Solarfarm an der A5: Kommt der Strom künftig von der Autobahn bei Weingarten?

Die Idee klingt ungewöhnlich: Die Bürgerstiftung Weingarten schlägt vor, 700 Meter Solarmodule auf dem Lärmschutzwall der A5 zu installieren. Es gab bereits positive Rückmeldungen zum Projekt Solarfarm.

Solarmodule Autobahn Entwurf Planung Weingarten
Entwurf des Projekts: Über 700 Meter würden sich die Solarmodule entlang der A5 bei Weingarten ziehen. Die Bürgerstiftung Weingarten sieht das Potenzial, bis zu 100 Haushalte mit Strom versorgen zu können. Foto: Jacqueline Henning

Ein bisschen verrückt klinge es schon, sagt Peter Henning, zumindest auf den ersten Blick. Der Vorsitzende der Bürgerstiftung Weingarten will die Gemeinde ein Stückchen nachhaltiger machen. Im Blick hat Henning dabei den Lärmschutzwall an der A5 auf Höhe Weingarten: „Wie wäre es, wenn man auf dem Erdwall Solarpanele installiert, die Strom für Weingarten liefern?“

Ja, wie wäre es eigentlich? Auf einer Fotomontage, die die Bürgerstiftung als erste Visualisierungshilfe erstellt hat, zieht sich das bläulich glänzende Band entlang der Fahrbahn Richtung Norden. Fünf Meter breit ist der Streifen an Modulen. Er zieht sich über eine Länge von gut 700 Metern.

„Das sind 3.500 Quadratmeter Solarfläche. Damit ließen sich pro Jahr 500.000 Kilowattstunden in das öffentliche Stromnetz einspeisen“, sagt Henning. Das wären etwa 100 Haushalte mit vier Personen, die ihren Strom von der Autobahn bekämen. Oder bekommen könnten. Natürlich werde der Strom in das öffentliche Netz eingespeist. „Aber der Löwenanteil soll dann schon in Weingarten bleiben“, sagt Henning.

Auf Reisen im europäischen Ausland habe er die Idee entwickelt, so Henning. Dort sei die Nutzung freier Flächen zur Energiegewinnung – auch an Straßen – häufiger zu sehen als hierzulande, erklärt er. „Das Areal ist sonst nicht mehr als tote, ungenutzte Fläche“, betont der KIT-Professor. Andere Flächen im Umkreis könne man auch für andere Zwecke verwenden, aber der Autobahnwall sei optimal für die Solarmodule.

Die Konstruktion sei auch probemlos einzurichten, ohne dass die Solarmodule das Licht zurück auf die Fahrbahn werfen oder die Autofahrer gar blenden würden, betont er. Aus seiner Perspektive könnten allerdings bürokratische Hürden dem Vorhaben entgegenstehen. Bedenkenträger müssten überzeugt und die gesetzlichen Regelungen dafür überwunden werden. „Aber das sind lösbare Probleme.“

Projekt Solarfarm soll von Bürgern betreut werden

Und natürlich ist es eine Frage der Finanzierung. Henning könnte sich unter anderem eine gemeinsame Finanzierung der Anlage durch Weingartener vorstellen. „Was wäre, wenn wir eine Genossenschaft gründen? Jeder, der möchte, kann Anteile an dem erzeugten Strom erwerben“, schlägt Henning vor. Jeder könne dann seinen Teil dazu leisten, Weingarten auch künftig nachhaltiger aufzustellen.

Das Schlimmste, was dem Projekt widerfahren könnte, wäre, dass es am Ende nicht in Bürgerhand ist.
Peter Henning, Professor am KIT

Das ist eines von Hennings zentralen Anliegen: „Das Schlimmste, was dem Projekt widerfahren könnte, wäre, dass es am Ende nicht in Bürgerhand ist.“

Dass die Idee von Peter Henning nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigen andere Vorhaben. So wurde erst jüngst in der Schweiz ein Projekt vorgestellt, bei dem ein längeres Stück der Autobahn mit Solarmodulen überdacht werden soll. Und auch in Deutschland gibt es vereinzelt Bestrebungen, Autobahn-Infrastruktur mit Solarmodulen auszustatten.

Für den von Henning vorgeschlagenen Bereich der A5 ist die Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH in Karlsruhe zuständig. „Von dort habe ich bei einem ersten Gespräch positive Rückmeldung erhalten“, sagt der Weingartener. Ein Pilotprojekt entlang der A5 liegt im Rahmen des Möglichen.

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