Das Leben von Ralf Denk ist seit der Fahrplanumstellung buchstäblich aus dem Takt geraten. Seit 20 Jahren fährt der Weingartener täglich mit der Straßenbahn zu seinem Arbeitsplatz nach Ludwigshafen.
Im günstigsten Fall braucht der kaufmännische Angestellte seit Dezember zu seinen Zielen etwa nach Germersheim, Landau, Gondelsheim oder Schwetzingen 30 Minuten länger, wie er erzählt. Das sei inklusive der Rückfahrten nun mindestens eine Stunde mehr, die der Vielfahrer täglich mit längeren Wartezeiten an Umsteigebahnhöfen verbringe.
S3 nach Mannheim hält fast stündlich in Weingarten
Zwar hält nun die S-Bahn der Linie S3 auf dem Weg nach Mannheim fast stündlich an der einzigen Haltestelle in Weingarten. Das sei eine „kleine Verbesserung“ für das Weindorf, so Denk. Dem stünden aber zahlreiche Verschlechterungen gegenüber.
„Die bisherige Stadtbahn in Bruchsal zur Minute 26 und in Karlsruhe zur Minute 10 wurde so verlegt, dass es für Weingarten eine massive Verschlechterung bedeutet“, erklärt Denk.
Der Bahnhof Weingarten werde mit der neue Taktung zwar nun pro Stunde innerhalb von 25 Minuten je Richtung dreimal bedient, dann klaffe jedoch auch eine Lücke von 35 Minuten ohne Stopp. „So entstehen für Weingarten zu sehr vielen Zielen in der Region Bruchsal oder Karlsruhe in der Regel für die Pendler 30 Minuten Wartezeit“, so Denk.
Pendlerin beklagt zwei Stunden längere Wege
Auch eine Vielfahrerin aus Weingarten, die in Heidelberg arbeitet und nicht namentlich genannt werden möchte, trifft die neue Taktung mit der gestrichenen Fahrt zur Minute 26 in Bruchsal hart. „Inklusive der ständigen Verspätungen sind zwei Stunden längere Wege mit Wartezeiten die Regel“, so die Weingartenerin. Dies sei für sie als Mutter mit Familie eine untragbare Situation: „Es geht gefühlt schneller mit dem Zug nach Paris als mit der Stadtbahn von Weingarten nach Heidelberg.“
Der Rentner Günther Wagner aus Weingarten sieht eine klare Verbesserung darin, dass nun die S3 in Weingarten hält. Allerdings ist es dem Inhaber einer Netzkarte auch schon passiert, das er laut neuem Fahrplan über Bruchsal nach Durlach geleitet wurde. Dies sei ein Problem für Gelegenheitsfahrer, die unverhofft in Bruchsal das Gleis wechseln müssen, zumal sie sich dann noch in einer neuen Tarifzone befinden. Eine einfache Lösung gegen die Reisezeitverlängerung wäre ein regelmäßiger Halt des RE73 in Weingarten, schlägt Denk vor.