
Mit einem inspirierenden Konzert im Autohaus Morrkopf ist das Festival Weingartner Musiktage Junger Künstler zum 37. Mal an den Start gegangen. Im Mittelpunkt des Eröffnungskonzerts stand der „aufgehende Stern“ Sebastian Berner an der Trompete. Er wurde am Klavier begleitet von Eriko Takezawa. Die Leichtigkeit und technische Brillanz ihres Spiels macht sie zu einer der gefragtesten Begleiterinnen auf internationalen Wettbewerben. Die Dritte im Bunde mit einem solistischen Programm am Klavier war Amy Reiss.
Sebastian Berner, Jahrgang 1994, gilt als Ausnahmetrompeter und hat im vergangenen Jahr den ersten Preis beim renommierten 7. Internationalen Maurice André Trompetenwettbewerb gewonnen. Er eröffnete das Konzert mit Alessandro Marcello, einem italienischen Komponisten hauptsächlich des Barock. Es war ein wunderbarer Einstieg in goldenen Klangfarben.
Im zweiten Teil dominierte die romantische Note
Amy Reiss’ erster Beitrag an diesem Abend war „Splitter“, ein sehr zackiges und abruptes Werk des Komponisten György Kurtag. Kurtag sei heute nach Béla Bàrtok einer der wichtigsten Komponisten Ungarns, berichtete der künstlerische Leiter des Festivals, Reinhold Friedrich. Die „Splitter“ stünden exemplarisch für die Musik seiner Zeit: kantig und noch nicht rundgewaschen. Der Komponist Florent Schmitt (1870 bis 1958) habe als Lichtgestalt begonnen, seine Karriere habe aber ein jähes Ende gefunden, als er während eines Konzerts in Paris im Jahr 1933 „Heil Hitler“ gerufen habe.
Heute erlebe Schmitt eine Renaissance, denn das Parteibuch werde nicht mehr eins zu eins mit der kompositorischen Leistung gleichgesetzt. Seine Suite op. 133 für Trompete und Klavier sei für die Weingartner Musiktage eines der wichtigsten Stücke.
Im zweiten Teil des Konzerts dominierte die romantische Note. Die Trauermusik in Paul Hindemiths Sonate für Trompete und Klavier, „Alle Menschen müssen sterben“, war der lange Höhepunkt einer hervorragenden klangdichten und emotionalen Interpretation, und die Farben des Herbstes waren erkennbar. Reinhold Friedrich betonte, Hindemith sei alles andere als ein Nazi gewesen, er hatte 1933 Berufsverbot.
Amy Reiss studiert an der Musikhochschule Karlsruhe
In den nachfolgenden Vorträgen von Franz Schubert, „Gretchen am Spinnrade“ und „Auf dem Wasser zu singen“, wuchs Amy Reiss über sich selbst hinaus. Sie hat 2022 ihr Masterstudium mit Auszeichnung abgeschlossen und studiert jetzt an der Musikhochschule Karlsruhe für das Solistenexamen. Auch sie hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Ihr sehr beherrschtes und rasantes Spiel zeugte von höchstem Können und entlockte dem Publikum mehrfach bewundernde Beifallrufe.
Amy Reiss beendete ihren bewegenden und beeindruckenden Vortrag an diesem Abend mit Maurice Ravel „Une barque sur l’océan“. Noch einmal entfesselte ihr Spiel die Kraft der Musik und machte die Gewalt des Ozeans spürbar. Mit Gustav Mahlers Komposition „Wo die schönen Trompeten blasen“ aus dem Gedichtzyklus „Des Knaben Wunderhorn“ und einer Slavischen Fantasie für Trompete und Klavier von Carl Höhne endete der wunderbare Auftakt in einen Musikreigen von acht Konzerten.
Service
Die noch folgenden Konzerte sind der Website der Musiktage zu entnehmen: www.weingartner-musiktage.de.