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International aufgestellt

Jahrhunderte alte Briefe: Weingartener Verein dokumentiert die Geschichte der Postbeförderung

Wer heute eine schnelle WhatsApp-Nachricht schreibt, musste früher noch auf Briefe warten. Dieser war Tage unterwegs. Im Falle eines Missionars aus Samoa sogar 143. Das dokumentiert ein Verein aus Weingarten.

Mann am Schreibtisch
Postgeschichte: Davon künden alte Briefe, fein säuberlich dokumentiert von Klaus Weis, Präsident des Deutschen Altbriefsammler Vereins mit Sitz in Weingarten. Foto: Klaus Müller

Was für ein Aufwand: 143 Tage, zumeist auf See und das über Tausende von Seemeilen war der Brief eines Missionars, aufgegeben in Samoa, unterwegs, bis er in Plymouth seinen Adressaten fand. Das war 1837. Heute sind allenfalls einige mehr oder weniger schnelle Fingerübungen auf dem Handy notwendig.

Und schwups – schon ist die Nachricht digital weitergeleitet und kommt unmittelbar beim Empfänger an. Schreiben, das Versenden von Nachrichten und mehr oder weniger sinnigen Mitteilungen, ist ein äußerst schnelllebiges Geschäft geworden. Was sicherlich auch Vorteile haben mag.

Zurück nach Samoa, zum Brief des Missionars. Klaus Weis deutet auf den fein säuberlich aufgezogenen Brief – wohlgemerkt auf den Original-Brief.

Für ihn ist es ein Zeitdokument; eines, das in den Kontext eines Vereins passt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Postgeschichte zu dokumentieren, sie zu erforschen, ihr den Stellwert zu geben, der ihr gebühren sollte.

Verein aus Weingarten ist international aufgestellt

Weis ist Präsident des Deutschen Altbriefsammler-Vereins mit Sitz in Weingarten. Zugegeben, der Vereinsname klingt etwas sperrig und gibt im Grunde nicht das wieder, wofür der international aufgestellte Verein mit seinen rund 360 Mitgliedern aus aller Herrenländer steht.

Uns geht es vor allem darum, die vielen Facetten der Postgeschichte darzustellen.
Klaus Weis , Präsident des Deutschen Altbriefsammler-Vereins

„Die Namensgebung hat etwas mit der Vereinstradition zu tun. Der Name ist ein Markenzeichen, das man nicht so schnell aufgeben sollte“, betont Weis. Inzwischen wurde dem Vereinsnamen ein Begriff voran gerückt, die den eigentlichen Impetus der „Altbriefsammler“ besser wiedergibt: „Internationale Vereinigung für Postgeschichte“.

Briefe und Briefmarken mögen ein Teil davon sein. „Uns geht es vor allem darum, die vielen Facetten der Postgeschichte darzustellen und darum, die Hintergründe der Postbeförderung aufzuzeigen.“

Bei genauerer Betrachtung tun sich da schnell Schnittmengen auf, in denen sich Kultur, Technik, Sprache, Sprachentwicklung, Fortschritt oder genauso Historie finden.

So gut wie jede technische Entwicklung wirkte sich auch auf das Beförderungswesen aus.

„Das beginnt mit den ersten Gehversuchen der Nachrichtenübermittlung per Fußboten und geht über in die Briefbeförderung durch Postreiter, Postkutschen oder Karawanen. Dann kommen die Segelschiffe, Dampfschiffe oder auf dem Landweg die Eisenbahn und Automobile“, umreißt Weis die Geschichte der Postbeförderung, die eng verbunden ist mit der Geschichte des Fortschritts und damit mit dem Werdegang des modernen Menschen.

Material des Vereins reicht Jahrhunderte zurück

Im Laufe der Jahre haben die Mitglieder des 1941 gegründeten Vereins eine Menge Exponate zusammengetragen. Das Material reicht weit in die vergangenen Jahrhunderte hinein. Nebenbei: Auch im Landkreis gibt es unmittelbare Zeugnisse der Postgeschichte.

Beispielhaft sei hier Rheinhausen erwähnt. Dort ließen die Taxis (Thurn und Taxis) 1552 ein über die Region hinaus wichtiges Posthaus bauen. Davon kündet das heutige Postmuseum in Rheinhausen.

Der Verein selbst ist laut seines langjährigen Präsidenten und begeisterten Posthistorikers national und international aufgestellt. „Ich denke, wir dürfen uns sicherlich als die führende postgeschichtliche Vereinigung im deutschsprachigen Raum bezeichnen. Und wir werden ebenso im Ausland wahrgenommen“, sagt Weis.

Publikationen, Ausstellungen, Treffen, Wettbewerbe, die Teilnahme daran gehören zu den Vereinsaktivitäten – verbunden mit viel Entdeckungsgeist und Neugierde. So kündet heute der Brief aus Samoa von einer 143 Tage währenden postalischen Reise um die Welt, von den Eindrücken eines Mannes aus einer fernen Welt.

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