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Zu heiß

Wie sich die Dürreperiode auf die Reben der Weingartener Winzer auswirkt

Nach einem verheißungsvollen Start ins Weinjahr 2022 hat die Dürreperiode die Reben auf den Weingartener Weinbergen jetzt mit umso größerer Wucht getroffen. Wie es dort aktuell aussieht.

Mann fasst trockenen Rebstock an
Kellermeister Volker Hartmann von der Weinmanufaktur Weingarten begutachtet die Dürreschäden an einem Rebstock. Foto: Volker Hartmann

Auf den fruchtbaren Muschelkalkböden der Weingartener Weinberge gedeihen ganz besonders feingliedrige Tröpfchen. Die Nähe zur Ortenau, zum Elsass und zur Pfalz macht aus dem Anbaugebiet eine multikulturelle Weinregion.

Dort, an der Südspitze des Kraichgaus im Land der tausend Hügel, fühlen sich normalerweise neben der Rieslingtraube auch Auxerrois oder Schwarzriesling wohl. Doch nach einem relativ milden, frostarmen Winter und einem verheißungsvollen Start ins Weinjahr 2022 mit Regen und Sonne im Frühjahr hat die Dürreperiode die Reben jetzt mit umso größerer Wucht getroffen.

„Bei Junganlagen, sowie bei Anlagen mit hohem Behang, finden derzeit kaum noch Reifefortschritte statt. Die Pflanzen verlieren auch schon die ersten Blätter“, schildert Volker Hartmann, Kellermeister der Weinmanufaktur Weingarten die derzeitige hochdramatische Situation.

Auf etwa 60 Hektar Rebland werden 19 verschiedene Weinsorten angebaut

Immerhin kann die Hitze den Trauben im jetzigen Wachstumsstadium keine Schädigungen wie Pilzbefall zufügen. Es sind aber immer noch Blatt-Infektionen möglich.

Auf etwa 60 Hektar Rebland werden 19 verschiedene Weinsorten angebaut. Einige Sorten, die schon seit langem in südlichen Regionen angebaut werden, ertragen die ungewöhnliche, strapaziöse Trockenheit besser als andere.

Cabernet, Merlot und Chardonnay zum Beispiel kommen mit dem Wassermangel den Umständen entsprechend zurecht. Aber was passiert, wenn es weiterhin nicht regnen wird? „Die Reife könnte stagnieren oder es wird sehr viel Zucker in den Beeren eingelagert, die Säure abgebaut. Das führt zu extrem hohen Öchslewerten und einem hohen Alkoholgehalt“, erklärt Hartmann.

Eine Hilfsmöglichkeit wäre die künstliche Beregnung der Rebflächen. „Das ist in vielen Lagen möglich und wird teilweise auch gemacht. Allerdings sind solche Maßnahmen arbeits-, und kostenintensiv“, so der Kellermeister.

Späte Sorgen werden es schwer haben

Ohne regelmäßigen Niederschlag wird es in Zukunft für viele Weinreben schwierig, den bereits spürbaren Folgen des Klimawandels zu trotzen. „Natürlich muss man auch in diesem Bereich gegensteuern. Eine Reifeverzögerung durch eine kürzere Laubwand, bei der die Triebe zum Beispiel auf einer Höhe von 70 Zentimetern abgeschnitten werden, kann helfen“, sagt Hartmann. „Oder der Anbau von klimaresistenteren Sorten. Allerdings sollten sie auch gut vermarktbar sein. Da beim Weinbau eine Entscheidung für eine Sorte für etwa 30 Jahre gilt, kann man nicht einfach kurzfristig etwas ändern.“

Die langfristigen Auswirkungen der Trockenheit sind unterschiedlich: Die Trauben werden früher gelesen, der Säuregehalt in den Beeren wird sich verringern, der Alkoholgehalt dafür erhöhen. Späte Sorten wie Riesling, so befürchtet der Experte, werden es schwer haben.

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