Skip to main content

Umstrittener Standort

Windpark in Weingarten rückt einen Schritt näher – Gegner zweifeln Wirtschaftlichkeit an

Nach Ansicht des Energieversorgers EnBW reicht der Wind auf dem Weingartener Heuberg aus für Stromgewinnung. Kritiker sehen das anders. Und haben noch andere Bedenken.

Windpark Laser Weingarten Windrad Heuberg
Mit einem Laser wurden die Windgeschwindigkeiten in einer Höhe von 166 Metern gemessen. Foto: EnBW

Der Energieversorger EnBW bringt das Verfahren um die Errichtung eines Windparks auf Weingartener Gemarkung einen Schritt weiter voran. Wie der Konzern am Freitag mitteilte, seien die Messungen zu den Windstärken an dem Standort abgeschlossen.

Mit den vorliegenden Ergebnissen ist das Unternehmen zufrieden. „Die Ergebnisse bestätigen die Angaben des Windatlas Baden-Württemberg“, sagt Carolin Schmitt vom meteorologischen Fachbereich der EnBW. Die Gegner der geplanten Anlage zweifeln aber an der Wirtschaftlichkeit – und der ökologischen Verträglichkeit des Projekts.

„Die Werte stimmen uns sehr optimistisch“, sagt Carolin Schmitt von der EnBW. Im Mittel habe man eine Windgeschwindigkeit von 6,4 Metern pro Sekunde gemessen, in einer Höhe von 166 Metern.

EnBW möchte bis zu 78.000 Megawattstunden erzeugen

Dieser Abstand zum Boden ist wichtig. Er entspricht nämlich genau der Nabenhöhe der Windräder, die die EnBW am Standort errichten will. Mit Rotorblättern werden die Windkraftwerke eine Höhe von maximal 247 Metern erreichen. Zum Vergleich: Das Windrad auf Pfinztaler Gemarkung erreicht eine Nabenhöhe von 101 Meter.

Der Karlsruher Energieversorger möchte mit den Anlagen – bis zu fünf sollen es werden – im Jahr bis zu 78.000 Megawattstunden erzeugen. Pro Anlage sind das also bis zu 15.600 Megawattstunden im Jahr.

Eine Wert, der von der Initiative „Gegenwind Kraichgau“ infrage gestellt wird. Nach Angaben der Windpark-Kritiker dürften 40 bis 60 Prozent dieser Projektion eher zutreffen. Standzeiten wegen Fledermausflügen oder Brutzeiten seien noch nicht mit einberechnet.

Finger weg vom Heuberg.
Christian Jung, Landtagsabgeordneter der FDP/DVP-Fraktion

Weingartens CDU-Gemeinderat und Bundestagsabgeordneter Nicolas Zippelius bewertet die über zwölf Monate hinweg gemessene Windstärke als mittelmäßig. „Wie stellt sich die EnBW Stromerzeugung damit vor?“, so Zippelius.

Viel gravierender jedoch sei die geringe Aussagekraft des kommunizierten Wertes. „Um die Diskussion in der gebotenen Seriosität führen zu können, würde mich der konkrete Messzyklus interessieren, nicht nur ein Durchschnittswert“, so der Politiker. Er werde bei der EnBW dementsprechend nachfragen.

Den CDU-Landtagsabgeordneten Ansgar Mayr überzeugen die Ergebnisse in seiner kritischen Haltung gegenüber dem Vorhaben, wie er in einer Mitteilung erklärt. Das Quartier zwischen Weingarten und Walzbachtal-Jöhlingen sei keine geeignete Fläche.

„Windkraft macht dort Sinn, wo der Wind stark weht – beispielsweise in den Höhenlagen des Schwarzwalds“, so der Landtagsabgeordnete für die Region. Hier müsse man sich auf Technologien konzentrieren, die sinnvoll wären, wie Photovoltaik oder Geothermie.

Auch der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung hält an seiner Kritik zum Windpark Weingarten-Heuberg fest. Im BNN-Gespräch äußert der Landespolitiker Befürchtungen, das fragile Ökosystem am geplanten Standort könnte unter den Auswirkungen von Bau und Betrieb gleich mehrere Windräder leiden.

Energieversorger plant Beauftragung von Gutachten

„Allein die Einrichtung von Zufahrtswegen zu einer Baustelle dürfte problematisch für das Ökosystem sein“, so Jung. An der anvisierten Stelle sei der Beitrag zum Klimaschutz nicht zu erkennen.

Jung sieht das Repowering als Möglichkeit, Windkraft künftig noch mehr nutzen zu können: „Das bedeutet, an existierenden Standorten die Technik erneuern, um die Effizienz der Anlagen zu erhöhen.“ An die EnBW gerichtet, mahnt Jung: „Finger weg vom Heuberg.“

Das Unternehmen indes kündigt die Beauftragung von Gutachten für den Beginn des kommenden Jahres an, unter anderem für den Naturschutz, für den Schattenwurf oder den Schallschutz.

Von der Weingartener Gemeindeverwaltung war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten.

nach oben Zurück zum Seitenanfang