
Nicht alle Vogelparks in der Region kennen das Problem, aber es existiert: Im Vogelpark Liedolsheim wurden Meerschweinchen ausgesetzt. Im Vogelpark Waldbrücke in Weingarten hat sich eine Frau eines kranken Greifvogels entledigt.
Das ist laut der Vorsitzenden Ursula Bluhm kein Einzelfall. „Es hat zugenommen“, sagt sie. In einen Karton gepackt setzten ihnen die Leute die Tiere vor die Tür. Oder sie ließen sie einfach fliegen. „Vor allem kranke Tiere werden ausgesetzt, weil die Leute die Tierarztkosten scheuen, die wir aber auch haben.“
Frau wollte krankes Tier in Weingarten abgeben
Im Fall des ausgesetzten Greifvogels war die Täterin bekannt. Die Frau habe den Vogel im Park zunächst auf Absprache abgeben wollen. „Wir haben ihr erklärt, dass kranke Tiere erst zum Tierarzt müssen, bevor wir sie aufnehmen“, erzählt Bluhm. Überhaupt sei das eine Bedingung vor jeder Aufnahme. Das habe die Frau aber wenig interessiert.
Wäre die Frau gleich zum Tierarzt, hätte er vielleicht überlebt.Ursula Bluhm
Vorsitzende Vogelpark Waldbrücke Weingarten
Als das Tier dann da war, habe der Verein es selbst zum Tierarzt gebracht. „Leider konnte ihm nicht mehr geholfen werden“, bedauert Bluhm. „Wäre die Frau gleich zum Tierarzt, hätte er vielleicht überlebt.“ Vielen Tieren könne man besser helfen, je früher man eingreife.
Dieses rücksichtslose Vorgehen vonseiten der Besitzer schade nicht nur den Vögeln – auch der Vogelpark leide darunter. „Wir haben die Kosten, die uns keiner erstattet. Für uns ist es ein enormer Abstrich, den wir machen müssen“, sagt Bluhm. Habe das Tier etwa eine ansteckende Krankheit, müsse man es lange behandeln und könne es nicht zusammen mit den anderen Vögeln unterbringen.
Viele alte und gehandicapte Tiere fänden im Vogelpark Heimat. Dementsprechend müsse man sich bedürfnisgerecht um sie kümmern. „Es ist ein viel höherer Personalaufwand, aber trotzdem behalten wir sie“, sagt Bluhm, der der Tierschutz am Herzen liegt. So stehe etwa schon fest, dass sie einen Fundwellensittich behalten werden, der fast blind ist.
Fatal sei es, wenn Leute die Vögel einfach in die Natur entließen. Angesichts der großen Greifvogel-Population hätten gezüchtete Vögel in freier Wildbahn keine Überlebenschance. Bluhm appelliert an die Menschen, sich vor der Anschaffung eines Tiers gut zu überlegen, ob sie dessen Unterhalt finanziell stemmen können. Außerdem müsse man sich die Anforderungen, die die Vögel an einen stellen, bewusst machen.
Zu den Vogelparks, die bisher von solchen Erfahrungen verschont blieben, gehört der Vogelpark in Linkenheim-Hochstetten. „Es gab aber Anrufe, wenn Personen ein Tier gefunden haben und bitten, dass es aufgenommen wird“, sagt Wendelin Lehr, Vorsitzender der Natur- und Vogelfreunde Linkenheim-Hochstetten. Doch der Verein habe ablehnen müssen, weil er die Tiere nicht versorgen kann.
Es komme außerdem öfter vor, dass Menschen auf Absprache Hausvögel abgeben wollen. Meistens liege es daran, dass der Halter verstorben oder weggezogen sei. So hätten etwa Kakadus und Amazonen eine hohe Lebenserwartung und würden den Besitzer oft überleben. „In letzter Zeit haben wir abgelehnt, weil wir zu voll sind“, sagt Lehr.
Das Alter der Besitzer oder die Kosten sind Gründe
Auch Arnold Koch, Vorsitzender der Vogelfreunde Leopoldshafen, kennt das Problem mit ausgesetzten Tieren nicht. Vereinzelt würden sie Vögel auf Absprache annehmen. Die Voliere seien derzeit aber gut besetzt. Über die Abgabewünsche sagt Koch: „Das können Altersgründe sein, weil jemand ins Pflegeheim geht, mitunter sind es aber auch Kostengründe.“
Eine reine Kostenfrage sei es bei der blaugelben Ara-Dame gewesen, die nun schon seit etwa sieben Jahren im Vogelpark lebt. Koch hat sie von einer Frau abgeholt, die auf einem Campingplatz wohnte. Der Vogel habe in einem viel zu kleinen Käfig gelebt.