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Retter rufen um Hilfe

Wenn Feuerwehrleute nicht mehr freiwillig Dienst tun

Finden sich zu wenige Mitglieder, können Gemeinden ihre Bürger zum Brandschutz zwangsverpflichten. Wie ist die Lage in der Hardt?

Uniformierte Feuerwehrleute hantieren mit einer Leiter an einem rauchenden Gebäude.
In den Kommunen nördlich von Karlsruhe ist eine Zwangsverpflichtung derzeit kein Thema. Alle Feuerwehren haben noch genügend Freiwillige. Das Bild zeigt Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Stutensee beim Einsatz. Foto: Werner Breitenstein

Haben die Feuerwehren noch genügend freiwillige Mitglieder? Oder muss es zu einer Zwangsverpflichtung kommen? Was gerade in einer rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde ein realistisches Szenario darstellt, kommt für die Kommunen im Norden von Karlsruhe derzeit nicht infrage.

Das Feuerwehrgesetz von Baden-Württemberg (FwG) nennt als Aufgaben der Gemeinden, „auf ihre Kosten eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten“. Damit sie dieser Verpflichtung nachkommen können, ermächtigt das Gesetz die Gemeinden, per Satzung Gemeindeeinwohner zwischen 18 und 50 Jahren zum Dienst in der Gemeindefeuerwehr zu verpflichten. Die Freiwilligkeit der Feuerwehren wäre dann umgangen, es handelt sich um eine Zwangsverpflichtung.

Die befragten Kommandanten in der Hardt-Region sind sich einig, dass eine Zwangsverpflichtung nur die „Ultima Ratio“ sein sollte und sehen augenblicklich auch keine Veranlassung dazu. Laut Auskunft von Günther Sebold hat die Freiwillige Feuerwehr Weingarten aktuell noch genügend Nachwuchs, sodass das Thema nicht zur Debatte steht.

Kommandanten sehen Zwangsverpflichtung kritisch

Markus Brendel von der Freiwilligen Feuerwehr Walzbachtal ist trotz der gesetzlichen Möglichkeit persönlich kein Freund einer Zwangsverpflichtung. „Das Ehrenamt lebt von der Freiwilligkeit. Menschen, die nicht aus eigenem innerem Antrieb bereit sind, den Dienst am Nächsten zu leisten, werden dies nicht mit dem gleichen Eifer, der gleichen Energie, dem gleichen Einsatz tun wie jene, die darin eine sinnbringende Beschäftigung sehen“, ist er überzeugt. Außerdem sei Feuerwehr „Teamwork“. Im Extremfall müsse man auch nachts im Einsatz mit Gleichgesinnten sein, denen man blind sein Leben anvertrauen könne.

Brendel verweist auf die Zeit der Wehrpflicht in Deutschland, als es möglich war, alternativ Ersatzdienst im Katastrophenschutz zu leisten und sich für mehrere Jahre beispielsweise bei der Feuerwehr zu verpflichten. „Die Erfahrung aus dieser Zeit hat gezeigt, dass es zwar einige Menschen gibt, die hierdurch den Weg zur Feuerwehr gefunden haben und auch heute noch dabei sind“, ist er zufrieden.

Allerdings habe es auch immer wieder Menschen gegeben, „die ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen sind und somit für zusätzlichen Aufwand und Unmut im parallel vorhandenen Ehrenamt gesorgt haben“, erinnert er sich.

Wir arbeiten lieber mit den Kameraden, die freiwillig zu uns kommen.
Christian Bauer
Kommandant der Pfinztaler Feuerwehr

Dass es in der heutigen Zeit immer schwieriger wird, Freiwillige zu finden, die bereit sind, die Aufgaben bei der Feuerwehr zu übernehmen, erkennt auch Brendel. Er verweist aber mit Stolz auf die Situation in Walzbachtal: „Wir sind zum Glück in der Lage, eine sehr schlagkräftige Truppe zu haben, bei der wir uns keine Sorgen um die Sicherheit im Ort machen müssen.“

Ähnlich sieht es im benachbarten Pfinztal aus. Die Freiwillige Feuerwehr hat dort in den vergangenen Jahren einen stetigen Zuwachs an Mitgliedern in der Einsatzmannschaft und in der Jugend erfahren, wie Kommandant Christian Bauer sagt. Dennoch freue man sich immer über Verstärkung, wobei das Alter keine Rolle spiele, wie Bauer herausstellt: „Bei uns kann man immer Hand anlegen und eine Position übernehmen, als junger Mensch Anfang 20 genauso wie kurz vor der Rente.“

Die Möglichkeit einer Zwangsverpflichtung im Feuerwehrgesetz zu verankern, sei zwar richtig und für die Gefahrenabwehr auch sehr wichtig, aber davon Gebrauch machen zu müssen, sollte nach Ansicht von Bauer nie notwendig werden: „Wir arbeiten lieber mit den Kameradinnen und Kameraden, die freiwillig zu uns kommen, ihr Handwerk gerne machen und den Sinn darin sehen.“

Und mit Erleichterung resümiert er: „In Pfinztal sind wir glücklicherweise von einer Zwangsverpflichtung weit entfernt und werden es hoffentlich auch immer bleiben.“

Im besagten Fall in Rheinland-Pfalz ist die Situation anders: Die Gemeinde Altenbamberg im Landkreis Bad Kreuznach sucht schon seit langer Zeit vergeblich Freiwillige für ihre Feuerwehr. Im vergangenen Monat wurden nun alle Bürgerinnen und Bürger zwischen 18 und 45 zu Anhörungen vorgeladen. Von den 96 Erschienenen hätten neun ihr Interesse bekundet, wie die Ortsverwaltung mitteilte.

Sie werden jetzt zu einer Übungsstunde eingeladen. Man müsse abwarten, ob die Interessierten auch tatsächlich in die Freiwillige Feuerwehr eintreten. Nur in diesem Fall wäre eine Zwangsverpflichtung vom Tisch.

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