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Lesen in der Pandemie

Wie läuft der Online-Verkauf der Buchhändler in der Hardt?

Bücher sind für die einen ein Hobby, eine spannende Beschäftigung oder eine Flucht in eine fiktive Welt. Für die Berufsgruppe der Buchhändler aber bedeuten sie die Existenz. Wir haben mit drei Buchhandlungen in der Region gesprochen, bei denen der coronabedingte Online-Handel nur schleppend läuft.

Mitinhaberin Sabine Krissel, Buchhandlung Krissel in Eggenstein-Leopoldshafen, mit einem Flyer im Innenraum der Buchhandlung.
Buchtipps gegen Corona: Sabine Krissel von der gleichnamigen Buchhandlung in Eggenstein-Leopoldshafen präsentiert den Flyer mit ihren Lesempfehlungen. Foto: Sabine Krissel

Beratungsgespräche vor Ort sind ausgeschlossen, weil die Läden nur zur Abholung der im Netz bestellten Bücher geöffnet haben.

„Corona ist einfach schlimm für uns“, sagt Ingrid Mächtlinger, Buchhändlerin und Inhaberin der Bücheroase Stutensee. Zwar dürfe das Geschäft mit seinen zwei Mitarbeitern die Bereiche für Schreibwaren und Bürobedarf öffnen, der Online-Bücherverkauf sei aber zu wenig. „Die Kunden sind sehr verhalten“, sagt Mächtlinger.

Ab und an werde eine Biografie von Barack Obama oder der neuen US-Vizepräsidentin Kamala Harris verkauft. Mit dem Riesen Amazon aber könne die Bücheroase nicht mithalten. „Selbst in Supermärkten dürfen Bücher verkauft werden“, sagt sie empört.

Online-Geschäft läuft sehr ruhig

„Wir müssen laufende Kosten bezahlen“, sagt die Buchhändlerin. Im Frühjahr schon habe die staatliche Unterstützung nur eine Woche lang gereicht. Derzeit gebe es überhaupt keine Hilfe. Ingrid Mächtlingers Hoffnung ist, dass sie ihr Geschäft bald wieder öffnen und wie gewohnt beraten darf.

Sabine Krissel ist als Inhaberin der Buchhandlung Krissel in Eggenstein-Leopoldshafen in dieser Zeit auf Ideen angewiesen. „Wir hatten einen Umsatzeinbruch im Januar“, sagt sie, „Auch jetzt läuft das Online-Geschäft sehr ruhig.“ Der Einfall, einen Flyer mit Buchtipps zu gestalten, kam von ihr selbst und von den Designern des Atelier Prisma nebenan. Außerdem nimmt das Studio für Thai-Massage Lilatat aus der Nachbarschaft an der Aktion teil.

„Es war Not am Mann“, sagt Sabine Krissel. Der Umsatz belaufe sich auf die Hälfte vom vorigen Jahr. „Auf Dauer hält man das nicht aus.“ Auf den Flyer gebe es schon Resonanz. Auch wenn sie nicht beraten könne, sei für den Kunden ein Buch immer eine gute Wahl. „Bücher ermutigen und erheitern. Sie sind eine gute Hilfe in der Krise“, sagt Krissel. Sie selbst liest gerade den Thriller „Der neunte Arm des Oktopus“ von Dirk Roßmann.

Verkauf über Whatsapp und Instagram

Sabine Rentschler, Mitinhaberin der Bücherecke in Walzbachtal, hat den Online-Verkauf ausgeweitet. Nicht nur über die Internetseite des Buchladens kann der Kunde Bücher bestellen, auch über soziale Netzwerke wie Instagram oder Facebook sowie in einer WhatsApp-Gruppe bewirbt die Buchhändlerin ihre Bestseller. Kürzlich hat sie ein Bilderbuch in einem kurzen Videoclip präsentiert.

Zwei Mitarbeiter und eine Aushilfe beschäftigt sie in der Buchhandlung, in der Beratung durch die Pandemie-Vorgaben ebenso ausgeschlossen ist wie Spontankäufe. Bücher, die über das Internet bestellt wurden, können im Vorraum des Ladens abgeholt werden – das Click&Collect-System. „Es gibt Branchen, die sind schlimmer dran. Wir haben wenigstens keine verderbliche Ware“, sagt Rentschler.

Lokale Händler beleben die Innenstädte

Ein Buch bringe Menschen auf andere Gedanken, das sei immer schon so gewesen. Die jetzige Situation habe sie jedoch noch nicht erlebt: „Man spricht nicht über Bücher, weil niemand in den Laden kommt“, sagt die Buchhändlerin. Online werden derzeit sehr viele Kriminalromane bestellt. Und: „Die Heidenreich, die geht immer gut.“ Der Verkauf sei geringer als noch im ersten Lockdown, sagt sie. „Das liegt daran, dass die Leute mehr arbeiten und weniger Zeit haben.“

Sabine Rentschler will durchhalten. Sie freut sich schon auf die Zeit, in der wieder Reise- und Wanderführer verkauft werden. „Viele Leute möchten lokale Geschäfte unterstützen“, sagt Rentschler. Das sei wichtig. „Wenn wir Händler nicht mehr bestehen, dann veröden die Städte“, sagt sie.

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