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Nordische Traditionen und Bräuche

In Graben-Neudorf am Prestelsee schlagen die Wikinger ihre Zelte auf

Schafsfell und Helme mit Hörnern: So stellen sich viele einen Wikinger vor. Dem Bild widerspricht der Drankeren-Verein. Sie lagern in Graben-Neudorf und leben das nordische Dasein vor.

drei Männer in historischen Kostümen arbeiten an Schmiedefeuer
Schmiedegehilfe Sverrir und Schreiner Fjell am Schleifbock helfen Schmied Egil (von links) bei der Herstellung von Essdornen. Foto: Andrea Baron

Sie nennen sich Einar, Elva oder Fjell. In ihrem bürgerlichen Leben arbeiten sie als Pfleger, Handwerker und Verkäufer. Als Mitglieder des 2018 in Weingarten gegründeten Vereins Drankeren aber, verkörpern die Männer und Frauen nordische Priester, Händler und Kriegerinnen.

Es gibt zwei Jarls (Anführer) und einen Hauptmann. Robert Müller aus Weingarten ist der Vorsitzende der 30 Mitglieder zählenden Nordmänner-Gemeinschaft.

Er freut sich, dass er für seine Sippen am Prestelsee bei Neudorf endlich ein eigenes Grundstück gefunden hat, auf dem auch ein mittelalterliches Dorf mit Kampfplatz und Schmiede aufgebaut werden soll.

Drankeren-Verein findet sein „Fabelheim“ in Graben-Neudorf

Erstmal jedoch muss das zugewucherte Gelände am Prestelsee begehbar gemacht werden. Ein Kraftakt. Aber es lohnt sich, denn nach den Jahren des Umherziehens haben die Drankeren-Mitglieder nun ihr „Fabelheim“ gefunden.

„Das Grundstück hieß so, wir fanden, der Name passt, und haben ihn beibehalten“, sagt Robert Müller, der als Jorvarder Heymdalson der Händler bei Drankeren ist.

Früher trafen sich die Vereinsmitglieder in Ausweichquartieren, um sich unter anderem im Zweikampf mit Speer oder Messer in historischer Schutzkleidung zu üben. Mal auf dem Ackergrund eines Freundes, mal auf dem Gelände des Vogelparks Weingarten-Waldbrücke oder im Jugendhaus Forst.

Das Grundstück hieß so, wir fanden, der Name passt, und haben ihn beibehalten.
Robert Müller, als Jorvarder Heymdalson Händler bei den Drankeren

Jetzt haben sie ihr eigenes Lager und treffen sich jeden Sonntag in dem weitläufigen Gartenanwesen hinter der Grillhütte. Einige von ihnen in original geschneiderten Kostümen.

Bräuche der Wikinger sollen authentisch sein

„Viele denken, bei Wikingern handle es sich um einen Volksstamm. Aber Wikinger ist eine Berufsbezeichnung. Das waren Bauern aus dem Norden, die vom Frühjahr bis Spätherbst von ihren Buchten aus auf Viking gingen, was soviel Kaperfahrt bedeutet“, erklärt Jorvarder.

Sein Name bedeutet soviel wie „Wächter des Schatzes“. Ihm und seinen Nordmännern ist historische Genauigkeit sehr wichtig. Das Leben und die Bräuche von damals sollen so authentisch wie möglich abgebildet werden. Die Hollywood-Darstellungen haben dabei nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun.

Auch Vertreter aus anderen Epochen dürfen mitmachen

„Wikinger trugen kein Schafsfell über dem Kettenhemd, sie hatten auch keine Helme mit Hörnern und keine Trinkhörner“, erklärt Ásragin, der Gode (Priester).

Er ist in der Gruppe für Rituale wie das Sonnenwendfest, Hochzeiten oder die Schwertleite, den Ritterschlag, zuständig. Denn bei Drankeren dürfen auch Freunde anderer mittelalterlicher Epochen mitmachen.

Wikinger trugen kein Schafsfell über dem Kettenhemd, sie hatten auch keine Helme mit Hörnern und keine Trinkhörner.
Ásragin, der Gode (Priester) im Drankeren-Verein

Ásragin wurde von zwei Goden ausgebildet und ist ein Experte auf dem Gebiet der germanischen und nordischen Rituale und der Heldensagen der Edda. Er lehrt Waffenkunde und spricht Nordisch. „Sogar mein Chef nennt mich Ásragin. Meinen bürgerlichen Namen kennt kaum jemand, der ist auch nicht wichtig“, sagt er.

Neue Mitglieder sind im Verein willkommen

Jetzt im Frühjahr ist es an der Zeit zu besprechen, wo man im Sommer überall lagern wird. Dafür hat Schmied Egil Sindrison bereits seine Esse zum Glühen gebracht, um sogenannte Essdorne, frühzeitliche Gabeln, für die Mittelaltermärkte herzustellen.

Der Metallbauer aus Stutensee versteht sein Handwerk und dank Schmiedegehilfe Sverrir geht die Arbeit leicht von der Hand. „Jeder Markt ist für uns eine logistische Herausforderung, aber jedes mal ein Erlebnis, das uns zusammenschweißt. Vor allem bei Regen“, sagt Jorvader schmunzelnd.

Das Projekt der Wikinger und Ritter finanziert sich auch über eine mobile Bogenschießanlage, die bei Mittelaltermärkten auf reges Interesse stößt. Sobald alle bürokratischen Notwendigkeiten erledigt sind, soll das „Fabelheim“ mit einem Fest eingeweiht werden. Neue Mitglieder sind willkommen.

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