Skip to main content

Tarifstreit bei den Rettern ist beigelegt

Karlsruher Notfallsanitäter wollen keinen Streik: Beschäftigte akzeptieren Abschluss

Ein monatelanges Tauziehen zwischen den Profis im Rettungswesen und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) als Arbeitgeber ist zu Ende. Die Tarifleistungen steigen zwar bundesweit geringer, als es sich die Beschäftigten erhofft hatten, aber in der Region Karlsruhe herrscht doch zufriedene Stimmung.

Ein Rettungswagen mit der Aufschrift „Rettungsdienst“.
Zufriedene Retter: Der Tarifstreit beim DRK ist beigelegt, die Stimmung in Karlsruhe profitiert. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild

Fast drei Wochen lang war nicht klar, ob die Rettungssanitäter bundesweit in den Streik gehen. Patienten in Not lassen die Rettungs-Profis zwar nie liegen, und auch kranke Menschen transportieren sie unabhängig von Tarifauseinandersetzungen verlässlich.

Aber erst jetzt ist die Frage „Streik – ja oder nein?“ entschieden. An diesem Tag mussten beide Seiten erklären, ob es beim vereinbarten Ergebnis bleibt. Auf der einen Seite hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf Bundesebene seine Zustimmung erteilt, auf der anderen Seite erklärte sich die Dienstleistungsgesellschaft Verdi. Nun gilt es: Der Tarifstreit ist vorbei, gestreikt wird nicht.

Als Mitglied der Tarifkommission weiß der Karlsruher Oliver Meier: Das Interesse beim DRK Karlsruhe an dem Tarifstreit war überdurchschnittlich. Rund 40 Prozent der Mitglieder beteiligten sich an der Befragung.

Das sei angesichts insgesamt schwindender Beteiligungszahlen „eher typisch und nicht besonders wenig“, umschreibt es Meier. „Auf jeden Fall liegt der Wert deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt.“

Viele Retter finden Ergebnis akzeptabel

Der Tarifzwist geht aufseiten der Gewerkschaft mit einem deutlichen Zahlenbild in die Akten ein. Nur 14 Prozent derjenigen, die zum Meinungsbild beitrugen, hätten lieber gestreikt, berichtet Oliver Meier. Zwei von drei Kollegen, die ihre Meinung mitteilten, bekundeten ihm zufolge, das Ergebnis sei akzeptabel, weitere 20 Prozent bezeichneten es sogar als gut.

„Für die Notfallsanitäter ist der Abschluss schon eine Aufwertung und bringt Perspektive“, sagt Meier. Eine Tatsache sei allerdings auch, dass die Entgelterhöhung wieder unterdurchschnittlich ausfalle. „Mir ist das unverständlich, wo doch der Personalmangel im Gesundheitswesen in der Krise so offenkundig ist.“ 70 Euro brutto mehr setzten keinen Anreiz, um gegenzusteuern.

Berufsanfänger profitiert ab 2022

„Ich finde es primär positiv, dass wir einen Schritt weitergekommen sind“, sagt Fabian Weidner aus dem Albtal. Als Berufsanfänger hat der Notfallsanitäter für die Annahme des Schlichtungsergebnisses gestimmt. „Wir sind zwar durch die Bank enttäuscht, egal in welcher Sparte wir tätig sind“, sagt er, „aber es hätte auch wesentlich schlechter ausfallen können“.

Er habe das Gefühl gehabt, „dass nicht viel mehr drin ist“, und er sagt auch: „Ich war mir nicht sicher, wie hoch die Streikbereitschaft ist.“

Marco Winkel ist ebenfalls Notfallsanitäter beim DRK, aber nicht Mitglied in der Gewerkschaft. So wurde seine Meinung auch nicht abgefragt. Einiges hat Winkel mit Weidner gemeinsam: Auch er ist noch nicht lange im Beruf, auch er findet: „Es hätte uns deutlich schlechter treffen können.“ Was die organisierten Kollegen Verdi übermittelt haben, teilt er auch: „Das Gesamtergebnis ist durchaus gut.“

Im nächsten Jahr werde er auch selbst von den Verbesserungen profitieren, sagt der Profi, der in der Rettungswache des DRK in Neureut-Sandfeld im Einsatz ist, aber auch in Ettlingen, Blankenloch und gelegentlich auch andernorts im Landkreis Karlsruhe.

Wenig Spannungen im Raum Karlsruhe

„Froh, dass es nicht zum Streik kommt gerade in dieser Situation“ mit der Pandemie ist der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Karlsruhe, Jörg Biermann. Auf die Nachricht von der Landestarifgemeinschaft reagiert er dennoch auffallend verhalten. „Wenn sich die Tarifparteien einig sind, bin ich auch zufrieden“, sagt Biermann.

Hintergrund ist die Tatsache, dass im Südwesten das DRK als Arbeitgeber durchaus bereit wäre, mehr zu zahlen, um der chronischen Personalknappheit entgegenzuwirken. Im Raum Karlsruhe sieht Biermann in dieser Hinsicht sogar eine Art „Schulterschluss“ mit den Beschäftigten: „Wir haben bei uns in dem Punkt keine Auseinandersetzungen.“

Dass gerade für die Notfallsanitäter etwas herausgesprungen ist, kann sich Oliver Meier vor Ort ganz gut erklären. „Unsere Rückmeldungen kamen vor allem aus dem Rettungsdienst. Dort sind auch besonders viele Kollegen in der Gewerkschaft organisiert. Da merkt man dann, mit welchem Gewicht man im Tarifstreit etwas durchsetzen kann oder eben nicht.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang