Die Schreibweise erinnert ein wenig an inzwischen abgeschaltete Portale wie StudiVZ oder MeinVZ. An Abschalten ist bei SchulLV allerdings nicht zu denken. Das junge Karlsruher Unternehmen erlebt gerade einen deutlichen Aufwind.
Die Schulen sind zu, lernen müssen die Schüler aber weiterhin. Die Stadt Karlsruhe hat deshalb 5.700 Tablets angeschafft. Darauf installiert: SchulLV.
„Wir lösen Print ab“, erklärt Mitgründer Mathias Junker das ambitionierte Ziel. Durch Homeschooling sind digitale Lernformen in den Fokus gerückt. „Das Bewusstsein für das Thema Digitalisierung ist jetzt da“, weiß der Geschäftsführer. Nach Angaben des Unternehmens nutzen rund 1.000 Schulen die Plattform.
Studierende entdecken 2008 eine Marktlücke
Die Idee kam dem Mitgründer 2008 während seines Lehramtstudiums in Freiburg. Als Student bot Junker Abitur-Crashkurse in Mathematik an. „Ich habe da schnell gemerkt, dass ich mit Büchern nicht mehr weiterkomme“, erinnert sich Junker.
Was fehlte, waren Verlinkungen, eine Suchfunktion und Möglichkeiten, Inhalte einfach mit anderen zu teilen. Eine Marktlücke war entdeckt. Zusammen mit anderen Studierenden wurde die Seite „MatheVZ“ ins Leben gerufen – mit Prüfungsaufgaben und den Lösungen dazu. Die Nachfrage sei schon damals groß gewesen.
Der Fokus lag am Anfang auf Mathe. Aber der Bedarf war auch wo anders da.Mathias Junker, Geschäftsführer
Junker und seinem Freund und Mitgründer Oliver Witt war schnell klar: „Da kann man mehr daraus machen.“ Am Cyber Forum Karlsruhe konnten die Gründer Investoren von ihrer Idee überzeugen. Aus MatheVZ wurde MatheLV. „Der Fokus lag am Anfang auf Mathe. Aber der Bedarf war auch wo anders da“, sagt Junker. Im Namen geblieben ist bis heute das „LV“ – eine Abkürzung für Lernverzeichnis. „Mathe“ wurde wegen der breiteren Aufstellung gegen „Schul“ getauscht.
Zum Gründungsteam gehört neben Mathias Junker und Oliver Witt auch Anna Ellerbrake, die nach ihrem Studium am KIT zum Start-up kam. Inzwischen sind 20 Leute im Team der jungen Gründer beschäftigt. „Darunter sind auch viele Werkstudenten vom KIT“, erzählt Junker.
Inzwischen bietet die Plattform unter anderem Prüfungsaufgaben, digitale Bücher und Lernvideos für acht Schulfächer, von der Klassenstufe fünf bis zu den Abschlussprüfungen an. Junker bezeichnet das Portal als „All-in-One-Lösung“. Die Lehrer und Schüler finden Übungsmaterial gebündelt, abrufbar auf allen Endgeräten. 2014 hat SchulLV deshalb auf ein HTML-Format umgestellt. „Im Gegensatz zu PDFs passt sich HTML dem Endgerät an“, erklärt der Gründer.
Plattform soll klassisches Schulbuch ersetzen
SchulLV ist auch als App verfügbar. „Diese App ist sehr hilfreich. Vor allem Abiturienten können sehr profitieren“, bewertet beispielsweise eine Schülerin. Sie „bietet einem viel Schulstoff zum Lernen in bester Formulierung zum einfachen Verstehen“, meint ein Schüler. Auch Verbesserungspotenzial sehen die Nutzer: „Es gibt keine Download- oder Offline-Funktion, was ich sehr schade finde.“
In den vergangenen Jahren wurde die Plattform von Schülern und Lehrern ergänzend zum Unterricht verwendet. Ziel sei es, das analoge Schulbuch künftig ganz zu ersetzen. Das digitale Angebot schätzen Lehrer, die die Plattform verwenden. „Auf Ebay würde man sagen: Sehr zu empfehlen“, sagt beispielsweise eine Lehrerin. Ob das Online-Angebot das Schulbuch ganz ersetzen kann, bezweifelt derweil eine Gymnasiallehrerin: „Aber es ist eine gute Ergänzung. Gerade jetzt.“
In Rheinland-Pfalz hat SchulLV bereits eine offizielle Schulbuchzulassung. Schulen können also Unterlagen der Plattform anschaffen – statt des klassischen Mathe- oder Deutschbuches. „Zuerst muss die Infrastruktur geschaffen werden“, sagt Junker. Sprich, mobile Endgeräte für die Schüler angeschafft werden. Durch den Digitalpakt des Bundes wird diese Infrastruktur weiter wachsen, meint der Gründer. „Und wir liefern dann die Inhalte.“
Karlsruher Schulen testen die Plattform für drei Monate
Aus einzelnen Schulkassen, die Lernmaterial bestellen, sind inzwischen ganze Schulen geworden. „Wir spüren einen Aufwind“, freut sich Junker. Das Karlsruher Unternehmen fährt nach eigenen Angaben Gewinne im sechsstelligen Bereich ein – das Geschäft mit den digitalen Aufgaben wächst stetig. Die Karlsruher Schulen können das Portal nun zunächst drei Monate kostenlos nutzen. Aktuell würden Gespräche über die weitere Nutzung mit den Schulen geführt.