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Wirtschaft

Am Karlsruher Bahnhof sollen zwei weitere Hochhäuser entstehen – 70 Meter hoch

Ein Vierteljahrhundert ist hinter dem Karlsruher Hauptbahnhof nichts passiert. Inzwischen ist "Hauptbahnhof Süd" zum Riesenbauprojekt geworden. Für zwei weitere, rund 70 Meter hohe Büro-Hochhäuser laufen schon konkrete Planungen.

Hinter dem Hauptbahnhof
Das Hinterbahnhofplätzchen zwischen den 48 Meter in die Höhe ragenden Portalen der von Ralph Dommermuth für 1&1 erstellten Büroriegel wird in diesem Jahr selbst zur Baustelle. Foto: jodo

Ein Vierteljahrhundert ist hinter dem Karlsruher Hauptbahnhof nichts passiert. Inzwischen ist "Hauptbahnhof Süd" zum Riesenprojekt geworden. Für zwei rund 70 Meter hohe Büro-Hochhäuser laufen schon konkrete Planungen.

Binnen knapp zwei Jahren sind hinter dem Karlsruher Hauptbahnhof seit der Grundsteinlegung im April 2018 zwei Bürohausriegel mit 48 Meter hohen Glasfronten wie Pilze aus der ewigen Brache geschossen. Schon im Sommer soll der Einzug von 2.500 Menschen, die künftig im Gebiet „Hauptbahnhof Süd“ arbeiten, beginnen.

Mit dem Riesenprojekt von Milliardär Ralph Dommermuth, dem Herrn von United Internet und damit auch von 1&1, ist der Stein der Entwicklung des gesamten Geländes hinter dem Hauptbahnhof ins Rollen gekommen. Schlag auf Schlag soll es nach dem Willen der Stadt weitergehen.

Jetzt werden die Pläne für zwei Hochhaustürme von rund 70 Metern, welche den Dommermuth-Doppelriegel hinter den Gleisen flankieren, sehr konkret. Geht die Zukunftsrechnung der Stadtentwicklerinnen auf, dann ist das neue Quartier direkt hinter dem Hauptbahnhof 2025 komplett.

Die BNN sprachen darüber mit den drei bei der Stadt für das Projekt maßgeblichen Entscheiderinnen in gemeinsamer Runde im Rathaus – mit Erster Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz, Anke Karmann-Woessner, der Chefin des Stadtplanungsamts, und mit Projektleiterin Andrea Scholz von der städtischen Wirtschaftsförderung, der treibenden Kraft beim Leitprojekt „Entwicklungsquartier Hauptbahnhof Süd“.

Das Warten auf den Investor

„Wir erleben eine umfassende Veränderung“, sagt Luczak-Schwarz. Von einer "explosiven Entwicklung“, die einen ganz neuen Stadteingang im Süden schaffe, spricht Karmann-Woessner. Luczak-Schwarz und Scholz ficht es auch nicht mehr an, dass das lange nur vermeintliche Filetstück der Karlsruher Wirtschaftsförderer 25 Jahre abhing.

Die Bürgermeisterin empfindet alles als Resultat einer klugen Stadtpolitik. Der Gemeinderat habe eben bewusst auf den richtigen Großinvestor gewartet, der auf der Basis des Bebauungsplans von 2006 die Brache hinter den Gleisen ökonomisch mit vielen Arbeitsplätzen und städtebaulich mit ansprechenden Bauten aufblühen lasse.

Tempo und Kritik

Als dann 2016 der von Scholz über Jahre immer wieder angefragte Dommermuth anbiss, gab es für OB Frank Mentrup und seine Stadtverwaltung kein Halten mehr. Ohne Architektenwettbewerb, der sonst in Karlsruhe bei Großprojekten an herausgehobener Stelle eigentlich obligatorisch ist, wurde der Genehmigungsprozess für den Bürohaus-Komplex im Schnellverfahren und unter öffentlicher Kritik durchgezogen.

Bürobau
M OSTEN wird neben den Büroriegel an Stelle der Baucontainer ein 70 Meter-Hochhaus gesetzt. Der Parkplatz ist eine Optionsfläche für einen weiteren Dommermuth-Bau. Foto: jodo

Bei den nächsten Bausteinen zur Komplettierung von „Hauptbahnhof Süd“ werde dies wieder anders sein, verspricht das Trio. Für das 70-Meter-Hochhaus östlich des Riegels, das ebenfalls Dommermuth baut, startet der Wettbewerb schon in den nächsten Wochen. Im Mai werde die Jury entscheiden, wie der Turm für Bürogewerbe und Boardinghouse auf 2.2000 Quadratmetern aussehen soll, berichtet Karmann-Woessner.

Rainer Dommermuth, Bruder des Milliardärs und Chef seiner Immobilienfirma, bestätigte bereits im Spätherbst 2019 die konkreten Pläne für das Hochhaus . Es wird die Dommermuth-Fronten direkt am hinteren Bahnhofplätzchen um rund 22 Meter überragen.

Option im Osten

Zudem hat Dommermuth noch eine Option auf die wiederum östlich anschließende Fläche, den Parkplatz im Knick der Ettlinger Straße. Dort aber sei die Entwicklung heute noch völlig offen, erklärt Andrea Scholz. „Die Fläche kann frühestens ab Juli 2022 entwickelt werden“, sagt die städtische Projektleiterin für die Entwicklung und Vermarktung der Fläche hinter dem Hauptbahnhof.

Ganz im Osten sieht der Bebauungsplan 27 Meter als Gebäude-Maximalhöhe vor. So hoch sind die Querriegel der aktuellen Neubauten, abgesehen von den 48 Meter hohen Portalköpfen.

Viel Neues im Westen

Auch auf der anderen Seite – ganz im Westen zwischen dem alten Kesselhaus, der künftigen 1&1-Kantine, und dem Knick der Schwarzwaldstraße – wird jetzt intensiv der Bau des zweiten 70-Meter-Hochhauses vorbereitet. „Wir sind in der Zielplanung“, sagt Luczak-Schwarz. Dieses Grundstück gehört der Stadt. „Leider bekommen wir von der Deutschen Bahn nicht den Parkplatz dazu“, bedauert Scholz. Gerade erst hat sie die Absage der Bahn erhalten.

Der Gemeinderat hat laut Luczak-Schwarz den Kölner Projektentwickler Kreer dabei für eine Konzeptstudie ausgewählt. Nun müsse man die weiteren Verhandlungen abwarten. Dort strebt die Stadt eine Mischnutzung mit Büros, Boardinghouse und Gastronomie in den unteren Etagen an.

Bauplatz beim Bahnhof
IM WESTEN auf der Freifläche an der Schwarzwaldstraße ist das zweite Turmhaus mit rund 70 Metern Höhe vorgesehen. Ein Kölner Entwicklungsbüro treibt das Projekt voran. Foto: jodo

Die bei den bald bezogenen Dommermuth-Riegeln fehlende Belebung des Erdgeschosses durch Geschäfte und Gastronomie ist ein wesentlicher Kritikpunkt von Stadtplanern. Geht es nach den drei städtischen Quartiers-Entwicklerinnen, wird wenigstens die Kesselhaus-Kantine doch noch zum erlebbaren Raum für die Karlsruher.

Dagegen ist laut Luczak-Schwarz die künftige Nutzung des städtischen Grundstücks jenseits der Schwarzwaldstraße – heute ein Dauerparkplatz an Stelle der Esso-Tankstelle – völlig offen.

Ende für Platz-Provisorium

Zur Baustelle wird dagegen 2020 das Platzprovisorium am Hintereingang zum Hauptbahnhof. Zunächst wird ein Verbindungstunnel zwischen den beiden Tiefgeragen unter den Bürohäusern gebuddelt. Nächstes Jahr soll dann das Plätzchen, zu dessen Gestaltung ein Wettbewerb lief, neu angelegt werden.

Busbahnhof nicht in Sicht

Dagegen solle der Fernbus-Bahnhof, das andere Provisorium entlang des westlichen Dommermuth-Riegels, möglichst rasch verbessert werden, sagt Karmann-Woessner. Der Wetterschutz für die Wartenden soll ausgebaut und vielleicht eine Toilettenanlage sowie ein Kiosk dort installiert werden.

Busbahnhof
DER FERNBUSSTOPP in der Straße Hinterm Hauptbahnhof bleibt für viele Jahre die provisorische Lösung. Die Stadtplaner wollen ihn schnell etwas besser ausstatten. Foto: jodo

Lässt der an der Fautenbruchstraße auf dem großen Parkplatz geplante richtige Fern-Busbahnhof doch mindestens ein paar weitere Jahre auf sich warten, wenn er nach 2025 überhaupt noch kommt. „Der Gemeinderat muss irgendwann entscheiden, ob der Fernbus-Bahnhof noch gebraucht und tatsächlich gebaut wird“, erklärt Luczak-Schwarz.

Zunächst sollen laut Karmann-Woessner die Straßen zwischen dem Schwarzwaldkreuz und der Unterführung Ettlinger Straße umgebaut werden. Dabei geht es auch um einen Tunnel als Direktverbindung zwischen dem Fernbus-Bahnhof und dem Hauptbahnhof.

Zusatzfläche gekauft

Auch im Westen haben die Planerinnen schon ein Auge über das Kerngebiet „Hauptbahnhof Süd“ hinaus geworfen: Die Stadt hat das Gelände westlich der Schwarzwaldstraße und der Albtalbahnbrücke gekauft. Dort ist die Schule für den Bundesfreiwilligendienst, früher Zivildienstschule. Das Quartier südlich des Hauptbahnhofs kann dort weiter wachsen.

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