Bisherige Ergebnisse für 2017 sind sehr erfreulichVon Patricia Klatt
„Die bisherigen Ergebnisse des diesjährigen Vorernte-Monitorings (VEM) sind sehr erfreulich“, so Andrea Stief, die Leiterin des Landwirtschaftamtes im Rastatter Landratsamt. Man habe weder in Spargel noch in Erdbeeren PFC gefunden, was sicher den Konsequenzen aus den vorigen beiden Jahren geschuldet sei, so Stief zufrieden. Soweit möglich haben die Landwirte ihren Anbau angepasst.
Landwirte haben Anbau angepasst
Bei Erdbeeren waren dieses Jahr daher nur noch 8 Schläge in der Beprobung, bei Spargel wurden 19 Schläge beprobt, in keiner der gezogenen Proben konnten PFC nachgewiesen werden. „Die Landwirte folgen unseren Empfehlungen, dies wird an den geringen Fallzahlen, in denen überhaupt noch Spargel und Erdbeeren auf belasteten Flächen angebaut werden, deutlich“, so Thomas Röber von der Stabsstelle PFC.
Bei zu hohen Werten darf Ware nicht mehr vermarktet werden
Auf den Flächen mit bekannter PFC-Belastung erfolgt unmittelbar vor Ort zunächst einmal die Kontrolle, welche Kulturen dort angebaut werden und dann werden die Feldfrüchte auf verschiedene PFC untersucht, für die sogenannte Beurteilungswerte festgelegt sind, die nicht überschritten werden dürfen. Sind die PFC-Werte zu hoch, dürfen die Sachen nicht mehr vermarktet werden. „Es werden zwar aufgrund der Anbauempfehlungen keine neuen Spargelanlagen auf belasteten Flächen angelegt, aufgrund der langen Kulturdauer von Spargel gibt es aber noch Flächen, die vor Bekanntwerden der PFC-Problematik angelegt worden waren. Diese werden, unter Berücksichtigung der Ergebnisse des VEM, auch weiter beerntet.
Beim Spargel lagen jedoch bisher alle Proben der Saison 2017 unter der Bestimmungsgrenze für PFC, alle Spargelprodukte waren damit vermarktungsfähig“, erklärt Röber. Zum jetzigen Zeitpunkt seien 20 Landwirte im VEM 2017.
Die Nachfrage nach Spargel und Erdbeeren scheint auf alle Fälle trotz PFC unverändert groß zu sein. Die Direktvermarkter gehen, wie in den letzten Jahren auch, weitgehend offensiv mit dem Problem um und werben erfolgreich um das Vertrauen ihrer Kunden.
Landwirtschaftsamt berät Landwirte
„Wir wurden zu Beginn der Saison öfter auf PFC angesprochen“, erklärt Stefan Schneider vom gleichnamigen Spargelhof, aber er habe auch festgestellt, dass sich nicht alle Kunden mit dem Thema beschäftigen würden. Spargel und Erdbeeren seien durch das VEM sehr gut untersucht und die Landwirte in der Gegend hätten belastete Flächen umgebrochen oder auch aus der Produktion genommen, bestätigt Schneider. „Die Landwirte haben viel Unterstützung und Beratung durch das Landwirtschaftsamt bekommen“, betont er.
OGA Nordbaden: Kein Spargel von belasteten Betrieben im Angebot
Auch die zentrale Vermarktungsstelle „OGA Nordbaden“ in Bruchsal hat Produkte aus Mittelbaden im Angebot. Auf Nachfrage der BNN sagte Hans Lehar, geschäftsführender Vorstand der OGA, dass man aktuell aber gar keinen Spargel von belasteten Betrieben im Angebot habe und bei den Erdbeeren seien nur zwei Betriebe im VEM. Und von Seiten der Kunden, die von der OGA beliefert würden, seien noch nie Nachfragen im Zusammenhang mit den PFC gekommen“, so Lehar.
Vorernte-Monitoring-Ergebnisse erfuhren die BNN erst auf Nachfrage
Drei große Handelsketten der Region ziehen unterschiedliche Konsequenzen aus der örtlichen PFC-Verseuchung. Zwei der Befragten vertrauen den Kontrollen des VEM und halten die bislang eingeleiteten Maßnahmen für sinnvoll und ausreichend, die Einhaltung aller Vorgaben wird stichprobenartig überprüft. Die dritte Handelskette führte zusätzlich bereits 2016 und auch in diesem Jahr stichprobenartig eigene Vorernte-Kontrollen durch, die Beurteilungswerte des VEM sind auch dabei nicht überschritten worden.
Alle diese eigentlich ja doch erfreulichen Tatsachen erfuhr die BNN auf Nachfrage. Ob sich die Verbraucher gut informiert fühlen und dem VEM vertrauen, ist aber eine ganz andere Frage. Denn nicht jeder kauft bei einem Direktvermarkter, den er fragen kann. Auf den Seiten der Behörden finden sich aber noch keine aktuellen Informationen zu dem Vorgehen und Ergebnissen des diesjährigen Vorernte-Monitorings.
„ Essen und verdrängen“ oder: „Glauben und vertrauen“?
Wird den Maßnahmen des Landes von den Verbrauchern denn nun vertraut? „Die Landwirte werden in ihren Hofläden, auf den Märkten oder bei Tagen der offenen Türen regelmäßig auf die Problematik angesprochen. Das VEM und ein offener, sachlicher Dialog können die meisten Vorbehalte und Sorgen ausräumen“, so Thomas Röber vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Aber ist das die Sache der Direktvermarkter? Und fühlen sich die Leute tatsächlich hinreichend informiert? In einer nicht repräsentativen Umfrage fragte die BNN bei den Verbrauchern direkt nach.
Das Bild ist gemischt, die PFC-Problematik war allen geläufig, auch wenn manche vom Vorernte-Monitoring noch nie etwas gehört hatten. Die Konsequenzen aus der PFC-Verseuchung sind unterschiedlich, während die einen nach wie vor regionale Produkte kaufen, manche mit schlechtem Gewissen oder misstrauisch, andere voller Vertrauen, so gibt es auch durchaus Verbraucher, die ihren Spargel gezielt aus der Ortenau, dem Kaiserstuhl oder aus Hofläden nördlich des Belastungsgebietes einkaufen.
Unzufriedenheit mit Informationspolitik des Landes
Und in großer Einmütigkeit zeigten sich fast alle Befragten unzufrieden mit der Informationspolitik des Landes zum Thema PFC „die Info von Seiten des Landes dürfte man als dürftig bezeichnen - wohlwollend ausgedrückt“. Dazu sagte Thomas Röber, es sei geplant, demnächst auf der Homepage des Regierungspräsidiums die Ergebnisse des VEM in zusammengefasster und anonymisierter Form bereitzustellen.
Die Antworten aus der Umfrage veröffentlichen wir in einem gesonderten Beitrag.