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Neues aus dem Elternleben

Keine Runde Mitleid für Mama

Wenn das Kind aufhört, täglich Mittagsschlaf zu machen, brechen für Eltern harte Wochen an. Der Nachmittag ist von Gequengel beherrscht und die Nerven liegen oft blank. So geht es gerade unserer Kinderkram-Autorin. Mitleid bekommt sie trotzdem nicht.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Die meisten Menschen sehen gerade voller Sehnsucht dem Frühling entgegen. Jeder Sonnenstrahl und jede Sichtung einer Osterglocke entlockt ihnen Ausrufe der Freude und man kann die Vorfreude in ihren Herzen förmlich spüren. Wenn ich in meine nahe Zukunft schaue, sehe ich nur eins: jede Menge Ärger. Sie müssen nämlich wissen: Der Dreieinhalbjährige hat begonnen, keinen Mittagsschlaf mehr zu machen  (hier bitte das schreiende Munch-Emoji vorstellen).

Jede Menge Ärger

Und als wäre das nicht genug, habe ich es noch mit einem anderen Phänomen zu tun: Das Mitleid meiner Mitmenschen hält sich arg in Grenzen. „Du hast schon mit eineinhalb Jahren aufgehört, mittags zu schlafen“, sagte meine Mutter mit spöttisch in die Höhe gezogenen Augenbrauen, nachdem ich kürzlich wortreich beklagt hatte, dass das übel gelaunte Kind, das ich momentan täglich aus der Kita abhole, nichts mit dem fröhlichen kleinen Menschen gemein hat, an den ich gewöhnt bin. Dann fügte sie hinzu: "Aber du hattest schließlich auch ein Anfängerkind ."

Mit meinen Freunden fuhr ich nicht besser. „... und dann schlief er mir auf dem Heimweg vom Kindergarten einfach im Auto ein und – ich schwöre – wir haben ihn den ganzen Abend nicht mehr wach bekommen und ihn dann halt schlafen lassen und dann wachte er mitten in der Nacht auf und schrie „Ich bin Hunger!“ und wir mussten aufstehen!“, erzählte ich zwei Mit-Mamas aufgebracht. Beide starrten mich nur an, bis eine sagte: „Er schläft ernsthaft jetzt erst nicht mehr mittags?“

Vor ein paar Tagen rief eine weitere Freundin an. Ob wir morgen nach der Kita ins Naturkundemuseum wollten. Sofort war ich Feuer und Flamme und holte die Kinder am nächsten Tag extra früher ab. Eine halbe Stunde nach Betreten des Museums, die ich damit verbracht hatte, den quengelnden Nichtschläfer abwechselnd zu tragen und ihm zwischen den Exponaten hinterher zu jagen, bereute ich meine Entscheidung bitterlich. Als er schließlich in einem ausgewachsenen Wutanfall auf dem Boden lag und sein Brüllen durch den großen Museumssaal hallte, drehte ich mich entschuldigend zu einer älteren Dame, die neben mir den ausgestopften Eisbären betrachtete und erklärte traurig, dass das Kind seit kurzem keinen Mittagsschlaf mehr mache und damit noch nicht so klarkomme. Ihre Antwort: „Wie alt ist er? Dreieinhalb? Und hat noch Mittagsschlaf gemacht? Mensch, da haben sie Glück gehabt.“

Ich glaube, mein Mitleid muss ich mir künftig irgendwo anders suchen.

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