Skip to main content

Kinder in der Pandemie

Was Karlsruher Ärzte zur Corona-Maskenpflicht in der Schule sagen

Immer wieder gibt es Diskussionen von Eltern, die gegen das Tragen von Masken bei ihren Kindern sind. Können die Masken für Kinder wirklich gesundheitliche Probleme verursachen? Wir haben nachgehakt.

Schüler und Schülerinnen eines Gymnasiums tragen Mundschutze.
Normalität in der Pandemie: Kinder tragen in der Schule einen Mundschutz. Ist das problematisch? Foto: Sven Hoppe/dpa

Kinder in Baden-Württemberg müssen wegen Corona im Unterricht und in den Pausen medizinische Masken tragen. Das gefällt einigen Eltern nicht. Sie organisieren Demonstrationen wie in Offenburg, Protestaktionen mit Schuhen auf einer Treppe wie in Lauf oder Sternfahrten wie in Karlsruhe. Im Herbst des vergangenen Jahres kursierten sogar zeitweise Gerüchte von Todesfällen bei Kindern im Internet.

Doch was sagen Experten wie etwa Kinderärzte zur Maskenpflicht bei Kindern?

Der Karlsruher Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Thomas Kettling verweist auf weltweite Studien. Laut Ergebnissen der Jama Network Open beeinträchtigt das Tragen einer chirurgischen Maske zum Beispiel nicht die Lungenfunktion von gesunden Kindern.

Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen helfe die Maske sogar. „Sie fühlen sich wohler, wenn sie Maske tragen, da diese für sie ein Schutz darstellt“, sagt Kettling. Bei Allergikern lindere die Maske zudem die Symptome.

Ärzte dürfen Atteste schreiben und Patienten freistellen. Beispielsweise für geistig behinderte Menschen sei das Tragen einer Maske schwierig.

Der Kinder und Jugendpsychologe Dr. T. Kettling in seiner Praxis KA-Röntgenstraße
Thoms Kettling, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie, in seiner Praxis in der Karlsruher Röntgenstraße. Foto: Rake Hora/BNN

Generell rät der Facharzt, viel rauszugehen und Sport zu treiben, um das Immunsystem zu stärken. Vielen Jugendlichen fehle der Sportverein oder das Fitnessstudio als Ausgleich.

Er und sein Team von sechs Therapeuten rotieren nun seit einem Jahr. Das sei für sie nichts Neues. Vor allem häusliche Gewalt habe sich seit Beginn der Corona-Pandemie gesteigert.

Ein positiver Aspekt: Seit Beginn der Pandemie gibt es immer mehr Weiterbildungsangebote für Ärzte - beispielsweise digitale Seminare über die Auswirkungen des Lockdowns und der Pandemie auf Kinder und Jugendliche.

Karlsruher Arzt bewundert Disziplin der Kinder in der Corona-Pandemie

Auch die Arbeit des Kinderarztes Stefan Willimsky hat sich seit Corona verändert. Seine Praxis ist seit Oktober vergangenen Jahres eine Corona-Schwerpunktpraxis und macht beispielsweise seitdem Abstriche bei Kindern und Erwachsenen. Auch Abstriche in der Karlsruher Südendschule gehören zu den Aufgaben des Mediziners.

„Von 450 Kindern der ersten bis vierten Klassen sowie 50 Lehrern und Erziehern, die wir in den zwei Wochen vor Ostern getestet haben, gab es nur ein Kind, das vor dem Abstrich Angst hatte, weshalb wir auf die Testung verzichtet haben “, sagt Willimsky. „Alle anderen haben sich problemlos testen lassen.“

Er bewundert die Disziplin, die Kinder an den Tag legen – auch beim Tragen von Masken.

Zu Besuch bei Kinder und Jugendarzt Dr. Stefan Willimsky in der Karlsruher Saarlandstraße
Der Karlsruher Arzt Stefan Willimsky bei der Entnahme eines Coronabstrichs. Foto: Rake Hora/BNN

Kritik, dass Kinder durch Masken weniger Luft bekommen, hält der Knielinger Kinderarzt für unbegründet.

„Es ist erwiesen, dass das Tragen von chirurgischen Masken die Lungenfunktion von gesunden Kindern nicht beeinträchtigt und auch nicht zu einer erschwerten Atmung oder zu einer bedenklichen Konzentration von Kohlenstoffdioxid hinter der Maske führt“, so der Lungenfacharzt für Kinder.

Deshalb gibt es laut dem Experten gegen das Tragen von Masken bei Kindern überhaupt keine Bedenken. Oftmals kommen diese mehr von den Eltern als von den Kindern selbst. „Für manche sind acht bis neun Stunden mit Maske eine lange Zeit“, gibt der Arzt zu.

In wenigen Einzelfällen, zum Beispiel bei Kindern mit einer schweren Asthma-Erkrankung oder einer Mukoviszidose, schreibt er ein Attest für die Schule aus. Dieses soll die Lehrer über das Krankheitsbild des Kindes informieren.

„Das Attest soll dazu anregen, bei einem solchen Kind in der Schule einen Modus zu finden, der es ihm ermöglicht, im Falle einer aufkommenden Symptomatik – unter Einhaltung der Abstandsregeln – kurzzeitig die Maske abnehmen zu können.“, so Willimsky. Das habe bisher immer ganz gut geklappt.

Für Lehrer hat der Kinderarzt zudem einen Tipp: „Wenn das Wetter besser wird und es der Präsenzunterricht zulässt können die Lehrkräfte auch einmal draußen unterrichten, da die Aerosolforschung gezeigt hat, dass Ansteckungen vor allem in den Innenräumen stattfinden, im Freien aber so gut wie nicht.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang