Man soll ja das Positive sehen, sagt man.
Als Mutter von zwei Kindern, die kürzlich Friedenstauben zu den Regenbögen an den Fenstern ihrer Schule hängen mussten, fällt mir das durchaus nicht leicht.
Eine erfreuliche Entwicklung gibt es allerdings tatsächlich. Es geht um Elternabende.
Früher war alles schlechter
Sie erinnern sich?
Das waren diese analogen Treffen von Kita oder Schule, zu denen man – je nach Kindermenge – mehrere Male im Jahr (und in meinem Fall meistens hungrig) in Klassenzimmern oder Gruppenräumen erscheinen musste, um sich einen ganzen Abend lang von Informationen zuschütten und im Anschluss von einer Eltern-Fragerunde quälen zu lassen, die einen mal ungläubig und mal genervt zurückließ, und, ähnlich wie dieser Satz, viel zu lang ausfiel.
Was, schon fertig?
Das ist nun vorbei. Seit Elternabende per Videokonferenz stattfinden, dauern sie immer kürzer. „Was, schon fertig?“, sagte mein Mann ungläubig, als ich 2020 nach dem ersten digitalen Elternabend nach weniger als einer Stunde aus dem Zimmer getreten war, in das ich mich eingesperrt hatte.
Der Abwärtstrend setzte sich fort. Inzwischen sind digitale Elternabende ein Vorbild an effizienter Informationsvermittlung, an denen sich manche Arbeitgeber eine Scheibe abschneiden könnten:
- fünf Minuten, bis alle Mikros aus und die verlässlich auftauchenden technischen Schwierigkeiten der von der Landesregierung auserwählten Konferenz-Software behoben sind.
- Zehn Minuten ununterbrochene, klare Faktenvermittlung vonseiten des Lehrpersonals.
- Zum Schluss maximal fünf Fragen.
Mal dauert das 30 Minuten, mal 15, zack und aus.
Schere, Stein, Papier
Bis vor zwei Jahren hatten der Kindsvater und ich per „Schere, Stein, Papier“ ausgehandelt, wer von uns zum Elternabend gehen muss. Wie Erwachsene das eben so machen. Der andere blieb daheim, kochte Abendessen und kümmerte sich ums Zubettbringen – die definitiv stressfreiere Aufgabe.
Jedenfalls bis jetzt: „Ich mach den Elternabend“, kündigte ich kürzlich an und wollte verschwinden. „Nichts da“, sagte der Kindsvater und hob die Faust. Widerwillig tat ich es ihm nach: „Schere, Stein, Papier!“