Neulich am Küchentisch. Oma fragt: „Kinder, was knetet ihr denn da? Blumen? Tiere?“ Der Achtjährige antwortet fröhlich: „Waffen!“
Ich habe laut gelacht. Und sofort gedacht: Oh, da hätte so mancher gezuckt. Die heiß geliebte Patentante unseres Achtjährigen etwa. Die sagte mal bedauernd: „Eine Wasserpistole zum Geburtstag finde ich schwierig.“
Das ist Jahre her. Inzwischen hat sie selbst einen Buben. Ich sage voraus: Wenn der alt genug ist, eine Wasserpistole zu halten, dann wird er auch eine Wasserpistole halten wollen.
Soll ich die Spielzeugwaffe verbieten?
Wird sie es ihm verbieten? Abwarten. Jetzt muss ich erst mal herausfinden, ob ich meinen Söhnen eine „Nerf“ erlaube. Das ist eine Spielzeugwaffe. Und ja, auch ich finde, der Begriff „Spielzeugwaffe“ ist ein Widerspruch in sich.
Als mein Großer noch kleiner war, so vier etwa, dachte ich: Oh, Spielzeugpistolen finde ich schwierig. Und kaufte ihm keine. Also nahm er einen Stock, rannte laut „Piu, piu“ schreiend über den Spielplatz und erschoss seinen besten Freund. Der nahm seinen Stock, machte „Piu, piu“ und rief: „Jetzt bist du tot.“ Nun, dachte ich, da hat es ja nix geholfen, dass wir keine Spielzeugpistolen haben und nur Peppa Wutz gucken.
Unsere Söhne, acht und sechs, spielen trotzdem Kämpfen. Basteln Speere, versuchen sich an Pfeil und Bogen. Aber nichts finden sie so toll wie Plastikwaffen. Ist das vielleicht wie mit der Plastik-Babypuppe, die Pipi macht und Mama sagt? Ich weiß es nicht. Und muss glücklicherweise nicht für andere Eltern entscheiden.
Diskussion um Spielzeugwaffen: Andere Kinder dürfen aber
Allerdings beeinflussen erzieherische Entscheidungen der einen Eltern oft auch die erzieherischen Entscheidungen der anderen. In unserer Nachbarschaft gibt es einen sehr netten Jungen, der über ein ganzes Arsenal an Plastik-Schusswaffen verfügt.
Großzügig ist er auch. Er verleiht sein Hab und Gut, so dass alle Jungs der Straße bis an die Zähne bewaffnet um den Block ziehen können. Sie haben einen Mörderspaß. Früher habe ich immer gesagt: „Ja, der ist ja auch schon groß! Der passt auf, wohin er schießt.“
Jetzt ist unserer Sohn aber auch groß. Was nun? Bis zu seinem Geburtstag muss ich mich entschieden haben. Oder eine gute Ausrede finden. Mit genug guten Ausreden schaffe ich es vielleicht, bis er 18 wird.