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Meinung

von Charlotte Inden

Neues aus dem Elternleben

„Mama, da steht ein Pferd vor unserer Tür“ – aber wie bekommen wir es wieder los?

Wir kamen unverhofft zu einem Plüschpferd. Einem großen. Es steht immer im Weg herum. Wir Erwachsenen würden es gerne wieder loswerden, das Kind ist dagegen.

Kleines Mädchen drückt Plüschpferd an sich.
Das geb ich nie wieder her: Was wenn Kind und Plüschtier unzertrennlich sind? Das Plüschtier aber jemand anderem gehört? Foto: Eléonore H/Adobe Stock

Neulich stand ein Pferd vor unserer Tür. Schulterhöhe etwa 60 Zentimeter. Das Plüschding war von unseren Nachbarn dort abgestellt worden. Es brauchte Asyl.

Warum? Die Besitzerkinder, Mädchen im Alter von fünf bis zehn Jahren, sollten Besuch kriegen. Und immer wenn sie Besuch kriegen, ist besagter Gaul der Star des Tages. Heiß begehrt und ebenso heiß umkämpft. Es gibt Streit. Krieg. Und Tränen. „Das tue ich mir nicht an“, sagte die Mutter der Mädchen, eine kluge Frau. Und stellte das Ross zwischen meine winterkahlen Heckenrosen.

Ich brachte es schnell in Sicherheit. Nicht, dass die Nachbarstöchter auf dem Nachhauseweg in unserem Hof die dunkle Mähne erspähten oder den Schweif erkannten. Das hätte einen Sturm der Empörung gegeben.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Das Kind und das Plüschpferd sind unzertrennlich

Ich dachte: Das Vieh kommt rein, und alles ist gut. Allerdings hatte ich nicht mit dem Feind in den eigenen Reihen gerechnet: Ich habe auch eine Tochter. Sie ist erst zwei. Aber sie findet Pferde schon spitze seit, ach, seit immer schon. Unsere umfangreiche Plastikpferd-Sammlung, an der bereits ihre Brüder arbeiteten, ist ihr größter Schatz. Und diese meine Tochter war begeistert von dem Riesenplüschvieh.

Sie streichelte das Pferd. Sie sattelte das Pferd. Sie setzte sich auf das Pferd. Sie spielte damit, bis sie ins Bett musste. Die Oma am Telefon sagte erfreut: „Wie schön, so ein Pferd kann doch das Christkind bringen.“ Und ich dachte mit Schrecken an den nächsten Tag, wenn unsere Nachbarn ihr Ross wieder abholen wollten, also den kleinen Händen meiner Tochter entreißen würden müssen.

Allein: Sie holten es nicht ab.

Wie nett, dachte ich erleichtert. Sie lassen es uns noch ein Weilchen. Es wurde ein langes Weilchen. Am Wochenende stand es immer noch bei uns. Im Flur. Im Wohnzimmer. Hinter mir. Vor mir. Kurz: Es stand im Weg. So ein Pferd mit etwa 60 Zentimetern Schulterhöhe braucht erstaunlich viel Platz.

Wochen später rief ich rüber: „Du“, sagte ich. „Du müsstest dann doch mal euer Pferd abholen. Sonst passt bei uns kein Weihnachtsbaum rein.“ Meine Nachbarin seufzte tief, und ich verstand sie gut. Das Christkind brachte dann etwas anderes.

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