„Was, Mama?“, sagen sie milde. Ganz so, als sei nix gewesen. Ich wollte aber, dass sie ihre Jacken aufhängen, die Hausaufgaben machen und den Fernseher ausschalten. „Ach so“, sagen sie.
Liegt das an mir? Rede ich zu viel? Zu schnell? Zu laut?
Mein Mann ist mein Gegenstück. In jeglicher Hinsicht. Er redet wenig, redet langsam und redet leise. Würden unsere drei jetzt sofort springen, wenn Papa leise und deutlich sagt: „Fernseher aus!“, wüsste ich ja, was ich anders machen soll. Sie springen aber nicht, sie bleiben auf er Couch hocken. Die Jacken liegen noch auf dem Fußboden und die Hausaufgaben harren gespannt der Dinge, die da kommen. Oder eben nicht.
Mein Mann und ich bleiben recht ratlos zurück. Aber wir wissen jetzt: Wir müssen das nicht persönlich nehmen. Dem anderen geht es genauso. Welche Erleichterung.
Erziehungs-Schallplatte wird noch viele Jahre spielen
Nicht alle Menschen, die mit Kindern umgehen, scheinen zu dieser Erkenntnis gelangt sein. Der Musiklehrer eines meiner Kinder, sagte diesem Kinder in der ersten Unterrichtsstunde: „Gerade sitzen, nicht hampeln und die Finger so halten, guck.“
Das Kind setzte sich folgsam gerade hin, hörte auf zu hampeln und hielt die Finger wie gewünscht. Etwa zwei Minuten lang. Der Lehrer wiederholte seine Wünsche. Mit demselben Ergebnis. Der Lehrer empört: „Jetzt habe ich dir das schon dreimal gesagt, dann musst du das doch machen.“
Haha!, dachte ich. Der ist gut. Wenn ich alles nur einmal sagen müsste, wäre ich mit meiner Erziehungsarbeit in vierundzwanzig Stunden durch.
Dann hielte ich einen einzigen allumfassenden Vortrag und würde enden mit: „Alles klar, da ist die Tür.“ Aber dem ist nicht so. Ich werde noch Jahr um Jahr die Schallplatte geben müssen. Und ich möchte sagen: Gott sei Dank. Ich werde meine drei nämlich arg vermissen. Samt ihren tauben Ohren.