Bevor ich Kinder hatte, habe ich mir Tortenschlachten irgendwie anders vorgestellt. Lustig. Lecker. Ausgelassen. Ich hatte Bilder vor Augen von lachenden Mündern in verschmierten Gesichtern, Sahne und Biskuit, vermischt in fröhlicher Sauerei. Heute weiß ich: Tortenschlachten sind alles andere als lustig. Sie sind ernst. Blutiger Ernst in sahneweißer Verkleidung.
Was hat ein Auto auf einer Torte zu suchen?
Den ersten Vorgeschmack erhielt ich im Kindergarten. Dort hatte eine Mutter eine Lightning-McQueen-Torte mit Fotodruck angekarrt, die mächtig Eindruck hinterließ. Vor allem bei mir. Ich sah zwar nur die Überreste, aber mir schwante Schlimmes für die Zukunft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich auf regelmäßig wiederkehrende Bitten, das Kuchenbüfett durch einen Eigenbeitrag zu ergänzen, niemals mit besonderem Ruhm bekleckert. Muffins, oft zu trocken, wenn noch Zeit war vielleicht mit ein wenig Zuckerguss obendrauf, fertig. Und ich hatte mich der Illusion hingegeben, dass dabei sein alles ist. Achtung Spoiler: Ist es nicht.
Endgültig vorbei war es mit meiner Faulheit in Sachen Gebäck, als eine Freundin zum Angrillen in unserem Haus eine spezielle Überraschung für die Kinder mitbrachte. Es war der Godzilla unter den Kuchen, grasgrün, so groß wie ein ganzes Backblech, ein Krokodil mit Marshmallow-Augen und lebensecht modelliertem Rücken, mit Zähnen und weit geöffnetem Maul. Während die Kinder mit leuchtenden Augen und vollen Backen staunten, verabschiedete ich mich von meiner Vorstellung, dass Kuchen rund sind und nach 45 Minuten fertig aus dem Ofen kommen.
Leistungsdruck am Kuchenbüfett
Ab diesem Zeitpunkt hatten meine Jungs genaue Vorstellungen, wie die Kuchen für ihre Partys auszusehen hatten. Mal war es ein Schokoladen-Zug, mal eine Minion-, dann eine Dschungeltorte, demnächst soll ich eine Rakete backen. Und vor der Einschulung meines Sohnes graut mir auch schon, denn einer seiner Freunde hatte im letzten Jahr einen real am Tisch ausbrechenden Vulkan-Kuchen mit Dinosaurier-Garnitur.
Jedesmal schwitze ich bereits Wochen vor der drohenden Veranstaltung beim bloßen Gedanken an die Stunden der Küchen-Knechtschaft. Wer sich jetzt fragt, warum ich mir das gebe, war noch nie bei einer der Tortenschlachten in Kindergärten oder auf Kinderfesten zugegen, oder hat die Chuzpe, sich dem Leistungsdruck am Kuchenbüfett zu entziehen. Wie dem auch sei: Ich bin offiziell neidisch. Können wir tauschen? Ich biete ein Blech Zitronenmuffins.