Alle Jahre wieder stelle ich mir vor, wie der Heilig Abend sein sollte. Am liebsten so:
Alle schlafen aus. Ich also auch. Die Kinder kommen in mein Bett, wo ich „Guck mal, Madita, es schneit“ vorlese, ohne dass sich die Kinder um den besten Platz kloppen. Mein Mann macht die Betten. Alle putzen freiwillig die Zähne. Ziehen sich an in irgendwas unter 40 Minuten. Und kommen zum Frühstück.
Wir können die Kerzen am Adventskranz anzünden, ohne dass die Zweijährige sie immer wieder sofort auspustet. Die Kinder dürfen Schokomüsli essen, weil ja Weihnachten ist, ich muss sie nicht zu richtigem Müsli mit Obst überreden. Sie dürfen fernschauen, damit ich in Ruhe meinen Tee trinken, auf die brennenden Kerzen schauen und mich freuen kann. Sie wollen nicht Ninjago sehen, sondern „Weihnachten in Bullerbü“. Sie machen den Fernseher ganz alleine aus, Papa muss nicht drohen, Mama muss nicht schreien. Es ist zehn Uhr und alles ist gut.
Es folgt kein Drama, das aus dem geballten Energieüberschuss dreier Kinderchen resultiert, einfach weil wir rechtzeitig vor die Tür kommen. Es sind ja alle schon angezogen! Draußen: Schnee und blauer Himmel. Wir ziehen die Kinder auf dem Schlitten zum Spielplatz. Zu viel? Dann wenigstens: Kein Regen.
Wieder zu Hause essen alle Kinder mit Begeisterung die schon vorgekochte Gemüsesuppe. Nicht nur die Würstchen. Auf einem Extrateller. Mit Ketchup. Die Jüngste macht einen Mittagsschlaf und wird später nicht müde an mir kleben. Die Jungs schmücken den Baum, ohne Streit, der mich stresst, und ohne dass etwas zu Bruch geht, was mir am Herzen liegt. Ich mische mich nicht ein.
Das Schönste? Dass wir uns haben
Alle Geschenke sind eingepackt. Alle ziehen freiwillig was Schönes an. Statt Kirche dieses Jahr ein Spaziergang durch die dunkle Nachbarschaft, Lichter gucken. Und dann: Singen unterm Baum ohne Ungeduld. Bescherung ohne Geschenkerausch. Kein Geschenkpapiergemetzel. Nur Dankbarkeit und Freude.
Ich küsse und herze meine Familie. Das ist gesetzt. Immer. Denn dass sie da ist, ist ja eh das Schönste am Fest.