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Bis Ende der Osterferien

Kitas und Schulen in Baden-Württemberg sind wegen Coronavirus ab Dienstag geschlossen

Die baden-württembergische Landesregierung hat angeordnet, angesichts des grassierenden Coronavirus die Schulen und Kitas im Land ab Dienstag zu schließen. Die Maßnahme sei notwendig, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Schulen und Kitas in Baden-Württemberg sollen nun vorerst bis nach dem offiziellen Ende der Osterferien geschlossen bleiben.

Schild mit Aufschrift «Schule geschlossen»
Schild mit Aufschrift «Schule geschlossen» hängt an Eingangstür des Gymnasiums in Bad Waldsee. Foto: Felix Kästle/dpa

Die baden-württembergische Landesregierung hat angeordnet, angesichts des grassierenden Coronavirus die Schulen und Kitas im Land ab Dienstag zu schließen. Die Maßnahme sei notwendig, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit. Schulen und Kitas in Baden-Württemberg sollen zunächst bis nach dem offiziellen Ende der Osterferien geschlossen bleiben.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann teilte auf einer Pressekonferenz um 14 Uhr im Stuttgarter Staatsministerium mit, die Landesregierung treffe diese Maßnahme, weil es entscheidend darauf ankomme, die Ansteckungen zu verlangsamen.

Kretschmann trat gemeinsam mit Innenminister Thomas Strobl, Gesundheitsminster Manne Lucha und Kultusministerin Susanne Eisenbarth vor die Presse. Die Ressortchefs erläuterten jeweils im Detail, wie sich die Maßnahmen in ihrem Zuständigkeitsbereich auswirken werden.

Die Schließung der Kitas und Schulen ist zunächst bis nach Ende der Osterferien vorgesehen. Diese enden in Baden-Württemberg am 18. April. Insgesamt sind Schulen und Kindergärten damit 5 Wochen geschlossen.

Öffentliches Leben wird weitgehend eingeschränkt

Kretschmann sprach vor dem Hintergrund der Entscheidung von "einer Ausnahmesituation, wie wir sie bisher nicht erlebt haben." Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger stünde im Mittelpunkt des Handelns.

Um das Gesundheitssystem vor Überlastungen zu schützen und seine Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, habe sich die Landesregierung entschlossen, soziale Kontakte und das öffentliche Leben soweit wie möglich einzuschränken.

Alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen sollten nach Möglichkeit daheim bleiben, erklärte Kretschmann. Wo immer möglich, sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern eine Tätigkeit im Home-Office gestatten oder Urlaube vorzuziehen.

Für den Umgang mit der Krise sei es unerlässlich, dass die Bürgerinnen und Bürger selbstständig und eigenverantwortlich Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus zu verzögern.

Öffentliche Veranstaltungen mit mehr als hundert Teilnehmern würden abgesagt, erklärte Kretschmann. Diese Maßnahme dürfte auch zahlreiche Clubs und Discotheken treffen.

Die Landesregierung werde dafür sorge tragen, dass Menschen, die in für die öffentlich Infrastruktur relevanten Bereichen arbeiten, ein Betreuungsangebot für ihre Kinder haben werden. Als "relevante Bereiche" bezeichnete Kretschmann etwa Berufe im Gesundheitsbereich, bei Sicherheitsbehörden, der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz und der Lebensmittelproduktion.

Fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche betroffen

Welche Auswirkungen der Beschluss auf anstehende Prüfungen haben könnte, ist aktuell noch unklar. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann versicherte, Abschlüsse und Prüfungen am Ende dieses Schuljahres würden definitiv bundesweit vergleichbar sein und anerkannt werden. "Wir werden pädagogisch sinnvolle Maßnahmen auf den Weg bringen, um das zu gewährleisten", sagte sie. "Die Schülerinnen und Schüler werden keinen Nachteil erleiden."

Die Schließungen von Schulen und Kitas werde erst am Dienstag in Kraft treten, um den Schulen am Montag die Gelegenheit zu geben, über den weiteren Verlauf des Schuljahrs sowie die Auswirkungen und Folgen dieses Schrittes zu informieren. So könnten etwa Hausaufgaben für die schulfreie Zeit aufgegeben werden. "Trotz der Notfallsituation ist uns ein geordneter Übergang wichtig", erklärte Eisenmann.

Ihr Ministerium habe lange gezögert, zu dieser Maßnahme zu greifen. "Flächendeckende Schließungen sind das letzte Mittel", erklärte sie. Zu diesem müsse nun gegriffen werden. Betroffen von der Schließung sind auch sämtliche Einrichtungen in nicht-öffentlicher Trägerschaft.

Am Vormittag hatten mehrere Bundesländer ähnliche Schritte eingeleitet. Bayern hatte bereits am Donnerstag angekündigt, Schulen und Kitas zu schließen.

In Baden-Württemberg betrifft die Maßnahme 1,5 Millionen Schüler und rund 400.000 Kinder an Kitas. Wie auch Kretschmann versicherte Eisenmann, dass für Eltern aus systemrelevanten Berufsfeldern Betreuungsangebote aufrechterhalten werden sollen. Dafür könne man etwa Lehrer und Erzieher heranziehen, deren Einrichtungen nun geschlossen seien.

Eisenmann: Für viele Eltern kein geeignetes Betreuungsangebot mehr

Eisenmann räumte indes ein, dass es für viele Eltern in den nächsten Wochen kein ausreichendes Betreuungsangebot geben werde. Die Landesregierung könne hier keine Lösung anbieten. "Wir sind in einer Notfallsituation und bitten um Verständnis."

Kretschmann und Eisenmann riefen dazu auf, Kinder nicht in Obhut von Großeltern zu geben, sondern andere Wege der Betreuung zu finden.

Gesundheitsminister Manne Lucha erklärte, Ziel der Maßnahmen sei es, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Nur so könne das Gesundheitssystem im Land vor einem möglichen Zusammenbruch bewahrt werden. Er gehe davon aus, dass sich bis nach den Osterferien die Lage entspannen könne.

Nachrichten aus Tübingen stimmen Lucha verhalten optimistisch

Lucha berief sich auch auf Forscher der Universität Tübingen. Ihnen zufolge könnten in wenigen Wochen bereits Medikamente einsatzbereit sein, mit denen Symptome der Covid-19-Erkrankung wirksam eingegrenzt werden könnten.

Zugleich kündigte er an, zusätzliche Ressoursen im Gesundheitssystem auszubauen. So sollen etwa weitere Beatmungbetten zur Verfügung gestellt werden.

Grenzverkehr wird möglicherweise eingeschränkt

Innenminister Thomas Strobl räumte ein, die Maßnahmen stellten für die Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg eine massive Einschränkung dar. Sie sei aber notwendig, da anders die Gesundheit der Menschen im Land nicht zu gewährleisten sei. Strobl kündigte an, es könne in Kürze auch zu starken Einschränkungen im Grenzverkehr kommen.

Bereits bevor die Landesregierung dieses weitreichende Maßnahmenpaket verkündete, hatte sie Landesregierung geraten, von Besuchen bei Angehörigen in Krankenhäusern und Altenheimen abzusehen.

In Baden-Württemberg lag die Zahl der gemeldeten Infektionen mit dem Coronavirus am Freitagmorgen bei 454.

In den letzten Tagen war es bereits vereinzelt zu Schließungen von Kitas und Schulen gekommen - etwa in Kehl . Hintergrund dort war die Nähe der Stadt zum Elsass, dass vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft worden war .

Die Folgen des Coronavirus sind im öffentlichen Leben immer stärker spürbar. Öffentliche Veranstaltungen werden in großem Stile abgesagt. Am Freitag schlug die DFL vor, den Spielbetrieb in der 1. und 2. Bundesliga nach dem am Wochenende anstehenden Spieltag auszusetzen .

In Karlsruhe haben die Verkehrsbetriebe die Fahrpläne im Nahverkehr ausgedünnt .

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits am Donnerstag dazu aufgerufen, persönliche Kontakte zu vermeiden, wo immer dies möglich ist .

Wie wir über die Auswirkungen des Coronavirus berichten

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