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Gefunden per BNN-Inserat

Mit einer kleinen Kontaktanzeige zum großen Glück

Für Karin und Hans ist ein Traum wahr geworden: Sie haben einander gefunden. Doch nicht im Café oder im Kino, sondern über eine Kontaktanzeige in den BNN. Wir erzählen die Geschichte, hinter einer Kleinanzeige.

Zwei Personen lesen Zeitung am Tisch
Karin und Hans haben sich über eine Kontaktanzeige in den BNN gesucht und gefunden. Heute lesen sie die Zeitung gerne am Wochenende zusammen. Foto: Tanja Schmith

Knapp 80 Kilometer trennen Karin und Hans. „Aber man muss nach dem Gefühl gehen und nicht nach der Entfernung“, sagt Hans. Es ist Wochenende, der 61-Jährige ist zu seiner Freundin gefahren.

Die beiden sitzen auf dem Sofa und schauen sich tief in die Augen. Seit dem Frühjahr 2020 sind sie ein Paar. Hans wohnt bei Bühl, Karin in Pforzheim. Sie lieben Musik, sind gerne in der Natur und wollen bald wieder verreisen. An den gemeinsamen Wochenenden frühstücken sie am liebsten stundenlang. Bilder in Karins Wohnzimmer zeigen die beiden auf Wandertouren, bei Ausflügen, lachend und Händchen haltend bei Familienfesten.

Begonnen hat alles mit einer Kontaktanzeige in den BNN. Auch wenn solche Anzeigen nicht mehr so populär sind wie etwa in der Nachkriegszeit, gibt es sie immer noch. Neben Stellenangeboten, Traueranzeigen oder Wohnungsinseraten tauchen zwischen den Meldungen immer wieder einige Kontaktsuchende auf.

Eine Frau und ein Mann sitzen sich gegenüber
Gesucht und gefunden: Karin und Hans sind glücklich in ihrer Beziehung. Nach dem Berufsleben wollen sie zusammen ziehen. Bis dahin führen sie eine Fernbeziehung. Foto: Tanja Schmith

Einen „unternehmungslustigen, sportlichen und attraktiven Mann“ für Wandertouren durch den Schwarzwald oder den Pfälzerwald sucht beispielsweise eine „sportlich, schlanke, 50+“.

Suche nach der großen Liebe bei den BNN

Die 57-jährige Karin macht sich im April 2020 mit einer Anzeige auf die Suche nach der „großen Liebe“. Zuvor war sie 30 Jahre lang verheiratet. Auch eine missglückte Beziehung, die über eine Anzeige zustande kam, liegt hinter ihr. Alleine bleiben will Karin nicht. „Es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Aber ich habe gespürt, dass ich wieder für etwas Neues bereit bin“, erzählt sie.

Im Internet wird man schneller wieder weg geklickt. Eine Anzeige ist ein längerer Prozess.
Karin, Betriebswirtin

Auf ihre Anzeige erhält sie sieben Briefe. Darunter einen von Hans. Er hat auch ein Foto mitgeschickt. „Das war so sympathisch“, erinnert sich Karin. Auf Partnersuche ist die Betriebswirtin damals auch auf Internetportalen. „Da wird man aber eher hereingelegt“, sagt sie. „Und im Internet wird man schneller wieder weggeklickt. Eine Anzeige ist ein längerer Prozess.“

Auch Hans schaltet nach seiner 16-jährigen Ehe, aus der er vier Kinder mitbringt, Anzeigen in den BNN. „Früher dachte ich immer: Warum macht man das? Man findet doch jemanden im Kino oder so. Aber mit dem Alter merkt man, dass es schwieriger wird.“

Alte Kontaktanzeige
Kontaktanzeige aus dem Jahr 2017. Gesucht wird ein Wanderpartner Foto: BNN Archiv

Das Kontaktanzeigen-Paar plant die gemeinsame Zukunft

Karins Anzeige springt Hans sofort ins Auge. „Sie hat zu mir gepasst.“ Er macht er sich ans Schreiben. „Ein bisschen Mut gehört dazu“, weiß der 61-Jährige.

Und sein Mut wird belohnt. Bereits beim ersten Treffen merken die beiden, dass sie offenbar zusammenpassen. „Wir haben viel gelacht“, erinnert sich Karin an das Date in Bad Herrenalb. Inzwischen schmieden sie Pläne über eine gemeinsame Wohnung im Rentenalter.

Was Karin und Hans haben, suchen andere noch auf den Kontaktseiten in den BNN. „Mal wieder Blumen kaufen und für uns morgens zum Bäcker laufen“, das möchte ein 31-jähriger Mann. Einen „charaktervollen“ Mann im entsprechenden Alter sucht dagegen Katja „nach einer großen Enttäuschung“ eine Spalte auf der Zeitungsseite nebenan.

Kontaktanzeigen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt

Die Liebe-Suchenden sind den Anzeigen nach fast immer „attraktiv“, „junggeblieben“, „schlank“ und „sportlich“. Einige möchten hier flüchtige Bekanntschaften wiederfinden. So will ein Anzeigenschreiber jene Dame treffen, „die mir im italienischen Café, Karlsruhe, Herrenstraße, freundlicherweise eine Praline anbot“.

Die Gesuche reichen bis hin zur Anzeige eines „Hilfssammlers“, der gerne die „Epplesee Steinesammlerin“ vom Sonntagnachmittag im September 2005 wiedersehen möchte.

75 Jahre BNN

Die Badischen Neuesten Nachrichten gibt es seit März 1946. Das feiern wir im Pandemie-Jahr etwas kleiner - aber mit vielen Artikel rund um die Arbeit unseres Verlags und zur Geschichte unserer Region.

Ein Mann aus Karlsruhe hofft 2016, die Altenpflegerin Katharina, die er beim Tanzen kennengelernt hat, noch einmal zu treffen. Auf gut Glück schaltet er eine Anzeige in den BNN. Und das Glück ist auf seiner Seite. Seiner Herzensdame Katharina fällt die Zeitung einer Bewohnerin des Seniorenheims in die Finger.

„Ich habe mir nicht viel davon erhofft. Aber dann hat sie sich gemeldet“, freut er sich. Drei Monate sind die beiden ein Paar. „Es hat leider nicht gepasst. Wir sind aber immer noch befreundet“, erzählt der heute 58-Jährige.

Alte Kontaktanzeige
Mann sucht Katharina aus Hagsfeld wieder, die er 2016 beim Tanzen kennengelernt hat. Foto: BNN Archiv

Keinen Erfolg hat dagegen ein inzwischen 65-jähriger Altenpfleger. Seit knapp zehn Jahren ist er auf der Suche nach „anspruchsvollen Senioren“, um ein „exklusives Wohndomizil im Allgäu“ aufzubauen. „Viele wollen heutzutage nicht ins Altersheim“, erklärt er sein Vorhaben. Anzeigen, um Mitbewohner zu finden, schaltet er immer wieder. „Denn ich suche noch Mitstreiter“, sagt der Altenpfleger.

1946 wollten viele möglichst bald heiraten

Beim Blick in ältere Ausgaben der BNN stößt man mitunter auf kuriose Gesuche. Ein neues Zuhause bei einem „netten, jungen Mann, der dieses Mädel heiraten würde“, sucht im Jahr 1977 die 26-jährige Anneliese. „Bald heiraten“ will im Jahr 1946 ebenfalls ein „lediger Mann, 24 Jahre, gutes Aussehen“.

Gesucht und gefunden werden in den Kleinanzeigen aber nicht nur Partnerschaften. Auch Freundschaften sind gefragt. Die Anzeigen reichen von Suchen nach „einer Reisebegleitung für eine Mittelmeer-Kreuzfahrt“, Kochhilfen, Spielpartnern, Gassi-Gehern bis Unterhaltung für Oma und Opa.

Und dann gibt es noch die Kleinanzeigen, bei denen es um seltene Sammlerstücke oder Verkaufs- und Ankaufsangeboten geht. Inseriert wird hier von Pelzen über Antiquitäten bis hin zu einem „schönen, jungen Rehbock“ im Jahr 1977 aus Bruchsal-Obergrombach fast alles.

Alte BNN Anzeige
Alte Anzeige aus dem Jahr 1977. Angeboten wird ein Rehbock in Bruchsal-Obergrombach. Foto: BNN Archiv

Früher waren Anzeigen in der Zeitung deutlicher gefragter

Ihre Hochzeit hatten die Kontaktanzeigen vor allem in der Nachkriegszeit. „Es war ja die einzige Möglichkeit jenseits des eigenen Bekanntenkreises und Zufallsbekanntschaften nach Kontakten zu suchen“, weiß Andreas Böhn, Medienwissenschaftler am Karlsruher Institut für Technologie.

In Zeiten des Internets machen den Zeitungsanzeigen andere Anbieter Konkurrenz. Ein Vorzug der gedruckten Kontaktanzeige bleibt jedoch weiterhin die Anonymität. „Denn die Kommunikation läuft über die Zeitung, indem nur eine Chiffre angegeben ist und die Zeitung den Kontakt herstellt“, sagt Böhn.

Karin und Hans würden wieder den Weg über eine Kontaktanzeige in der Zeitung gehen. „Aber uns haben die BNN jetzt als Anzeigenkunden verloren“, sagt Hans lachend und greift nach Karins Hand. Die BNN lesen die beiden nun am Wochenende gemeinsam am Frühstückstisch. „Genau das habe ich gesucht“, sagt Hans und lächelt.

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