Ihr Kind wird bald eingeschult? Dann werden Ihnen in den kommenden Wochen und Monaten bei den Elternabenden und auf dem Schulhof sicher einige der folgenden Archetypen von Eltern begegnen - oder Sie finden sich, wie die Autorin, als Mischtyp in mehreren selbst wieder.
Die Verwirrten
Man sieht sie regelmäßig nach Unterrichtsbeginn in die Schule zurückhasten – in der Hand den vergessenen Turnbeutel oder den Erlaubniszettel für den heutigen Klassenausflug, der eigentlich schon vor zwei Wochen eingesammelt wurde. „Bei uns herrscht gerade Chaos“, entschuldigen sie sich. Das Problem ist: Bei den Verwirrten herrscht immer Chaos.
Die Einsteins
„Also Emil langweilt sich ja furchtbar im Matheunterricht“, werfen die Einsteins gerne
unaufgefordert in jede Elternrunde, der sie auf dem Schulhof beistehen. Besonders ausgeprägte Exemplare benennen auch Klassenkameraden, die die Unterforderung des eigenen Nachwuchs ihrer Ansicht nach fördern. Einsteins verziehen sich, wenn keiner auf sie reagiert.
Die Organizer
Sie organisieren Feste, kümmern sich um das Stop-Schild vor der Schule und sprühen vor Tatendrang – manchmal zu sehr. Die Spezies geht idealerweise mit der Funktion des Elternsprechers einher. Tut sie es nicht, wird es stressig für die echten Elternsprecher.
Die Unsichtbaren
Sie existieren nur auf der Klassenliste. Die Unsichtbaren erscheinen zu keinem Elternabend, Klassenfest und reagieren auf keine Briefe, Kindergeburtstagseinladungen oder Aufforderungen zum
Kuchenbacken. Sieht man diese scheuen Exemplare doch einmal über den Schulhof huschen, hat das einen ernsten Grund. Doch kaum will man nachfragen, sind die Unsichtbaren schon wieder verschwunden.
Die Unzufriedenen
Der Stoff geht zu schnell/langsam voran, das Lob- und Tadel-System ist nicht pädagogisch schlüssig und überhaupt, sind Hausaufgaben noch zeitgemäß? Die Unzufriedenen sind an der Schule nicht glücklich und tun dies gerne kund. Wer ihnen nicht begegnen will, sollte von Lehrern Abstand halten, denn in ihrer Nähe halten sich die Unzufriedenen am liebsten auf – immer auf der Lauer nach einem Gespräch.
Die Türbegleiter
Obwohl inzwischen jede Schule verlangt, man habe sein Kind spätestenfalls an der Eingangstür ins Schulgebäude zu verabschieden, schaffen es die Türbegleiter auch tief im Schuljahr noch nicht, dies umzusetzen. Meist begründen sie dies damit, dass ihre Kinder mit der Trennung Probleme hätten. Man ahnt, das Problem liegt nicht bei den Kindern.
Die Kleinkindeltern
Scheinen bisher nicht zu realisieren, dass ihr schulreifes Kind bereits alle Voraussetzungen mitbringt, einzuschätzen, wann es eine Jacke anziehen muss oder den Schulranzen ein paar Meter alleine zu tragen. Deshalb sind die Kleinkindeltern in alle diese Prozesse lieber direkt involviert. Dass die Kinder in der Schule plötzlich nicht mehr von einem Zaun eingesperrt sind, finden sie höchst bedenklich.
Die Gehetzten
Diese Eltern gibt es in zwei Modi: Gerade vom Termin oder zum Termin hetzend. „Können wir bitte los? Ich habe noch eine Telefonkonferenz“ zischen sie ihren Kindern zu, wenn diese noch nicht zur Abholung bereit sind. Die Gehetzten sind oft auch diejenigen, die den Nachwuchs per SUV ans Schultor bringen – und sich ärgern, wenn die Roller der ankommenden Kinder, deren Leben sie gefährden, dem teuren Schlitten zu nahe kommen.
Die Untergebenen
Das Kind ist der König der Untergebenen. Und wenn das Kind sagt, der Lehrer habe es unfair behandelt oder das andere Kind habe zuerst zugeschlagen, dann sind das Fakten, die nicht weiter hinterfragt und auch mit handfesten Beweisen nicht widerlegt werden können. Die Untergebenen wissen schließlich: Könige lügen nicht.
Die Leistungsvergleicher
„Und? Wie viele Punkte hat Lotta im Test bekommen? “ Das fragen die Leistungsvergleicher auch bisher unbekannte Eltern in den ersten drei Minuten eines Gesprächs. Ist das Ergebnis schlechter als das ihrer Kinder, wenden sie sich zufrieden ab. Ist es besser, muss man sich auf Folgefragen einstellen.
Die Kinderoptimierer
Diese Eltern holen ihre Kinder ebenfalls gehetzt ab. Montags, weil es direkt zum Tennis geht. Dienstags zum Schwimmen, mittwochs zum Schachclub und donnerstags stehen Klavierunterricht und Yoga auf dem Programm. „Ist ein bisschen viel, ich weiß“, sagen sie gespielt peinlich berührt, wenn man sie darauf anspricht. Aber die Kinder wollten das eben so, werfen sie hinterher. Warum auch spielen, wenn man stattdessen etwas lernen kann.
Die Wutbürger
Würden am liebsten aus jedem Ärgernis des Schulalltags eine Protestbewegung Fridays-for-future-artigen Ausmaßes machen – und versuchen es auch. Selbstverständlich werden bei allen Angelegenheiten parallel das Schulamt sowie Schlüsselpolitiker aus dem Gemeinderat informiert. Wellen sollten schließlich immer möglichst hoch schlagen.