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Neues aus dem Elternalltag

Hört das Basteln niemals auf?

Basteln ist schlimmer als Windpocken. Das findet jedenfalls unsere Kolumnistin, die froh ist, dass die Zeiten von selbst gemachten Martinslaternen, DIY-Schultüten und individuell gestalteten Geburtstagseinladungen rum ist.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Die Bilanz meiner mütterlichen Bastelkarriere kann sich wirklich sehen lassen. Zwölf! Das ist beispielsweise die Anzahl der von mir höchstselbst gefertigten Sankt-Martin-Laternen, die seit ihrem ersten und einzigen Einsatz nun in unserem Keller vor sich hindämmern. Hinzu kommen die Überreste von sechs (!) leer geräumten Adventskalendern, deren einst in Nachtschichten genähte und befüllte Säckchen nunmehr als schlaffer Abklatsch praller Zeiten vor sich hinbaumeln. Gleich dahinter stapeln sich im Regal die metallenen Skelette von sage und schreibe vier Adventskränzen, die früher mal in geselliger Mutter-Kind-Runde im Kindergarten gebunden worden waren und – last but not least – dürfen natürlich auch die drei handgemachten Schultüten nicht unerwähnt bleiben. Eine mit Feuerwehr-, eine mit Dino- und eine – mein viel bewundertes Meisterstück! – mit Rapunzelmotiv.

Heißklebepistole und Zackenschere

Auch wenn es vielleicht nicht so klingt: Ich hasse basteln! Hinter der Abkürzung DIY verbergen sich für mich ähnliche Grausamkeiten wie hinter den Buchstabenkombinationen A-I-D-S oder P-U-R. Von allen Fertigkeiten, die mir das Mutterdasein in den vergangenen 18 Jahren abverlangt hat, ist mir der Umgang mit Zackenschere und Heißklebepistole die verhassteste.

Zu meinem großen Glück hörte der Bastelspuk mit dem Übertritt des Nachwuchses in die weiterführenden Schulen auf. Jedenfalls fast. Den fünf Adventsmärkten in den Unterstufenjahren meiner Kinder konnte ich mich halbwegs anstandsvoll entziehen, in dem ich statt selbstgesägter Nikoläuse je zehn Mini-Linzertorten zum Verkauf beisteuerte. Damit wäre meine Schuldigkeit wohl getan. Dachte ich!

Lillifee zur Abi-Feier?

Nun erreichte mich jüngst aber eine äußerst bestürzende Nachricht. An einem örtlichen Gymnasium soll sich die Mütterschaft zusammengeschlossen haben, um die Abiturfeier ihrer Kinder optisch aufzupeppen. Mit selbst gebastelter Tischdeko, Fähnchen, Girlanden und allem Pipapo. WTF? – würden meine Kinder jetzt sagen. Ich weiß gar nicht, wen ich mehr bedauern soll. All die weniger bastelbegeisterten Mütter wie mich, die sich wohl oder übel dem Marschbefehl der DIY-Guerilla anschließen müssen, um nicht auf der Zielgeraden noch unangenehm aufzufallen. Oder die armen Abiturienten, die zum Beweis ihrer Reife eine von Mutti liebevollst dekorierte Abi-Party kredenzt bekommen. Womöglich noch angelehnt an die Kindergeburtstage der seligen Käpt’n-Sharky- oder Prinzessin-Lillifee-Ära. Eines ist sicher: Wenn das Schule macht – dann bastele ich mir eine schöne Ausrede.

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