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Datenschutz als vorgeschobene Begründung

Wo liegt der vergessene Müll? Die Behörden wissen es, verraten es aber nicht

Ein Land, auf Müll gebaut? Kritiker der Konsumgesellschaft könnten das so sehen. Doch der Satz stimmt nicht nur im übertragenen Sinne. Unmengen von Müll liegen einfach so vergraben. Die Behörden wissen genau, wo. Aber verraten wollen sie es nicht.

Ein Schild mit der Aufschrift "Müll abladen verboten" ist am 19.05.2015 in einem Waldstück bei Hammoor (Schleswig-Holstein) zu sehen. Foto: Markus Scholz/dpa (zu dpa "Illegale Müllablagerung macht in Schleswig-Holstein zu schaffen" vom 24.05.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Warum verraten die Behörden nicht, wo frühere Müllkippen sind? Sie argumentieren mit Datenschutz. Foto: Markus Scholz/dpa

Wir leben auf dem Müll unserer Großmütter und Urgroßväter. Zugegeben, so formuliert klingt es etwas spitz und übertrieben. Aber bei 3.168 alten Müllkippen allein zwischen Kraichgau und Ortenau und über 50.000 im Bundesgebiet kann man schon behaupten, dass fast an jeder Ecke der Abfall vergraben liegt.

Der Müll liegt überall. Aber wo genau? Unter welchem Grillplatz? Unter welchem Kinderspielplatz? Unter welchem Garten und welchem Acker?

Die Antwort liegt in den Aktenschränken und Datenspeichern der Behörden. Und der Staub liegt darauf bald so dick wie die Erde über dem Müll.

Umweltbehörden wissen, wo die Müllkippen vergraben sind

Die Umweltbehörden haben diese Müllgruben aus der Vergangenheit durchaus im Blick, haben sie in detektivischer Kleinarbeit aufgespürt, untersucht und, wo nötig, saniert. Nur eins haben sie nicht: Den Bürgern verraten, wo genau der Dreck denn begraben ist.

Eigentlich, so haben sich das die Mülldetektive seinerzeit gedacht, sollten die Informationen an jeden gehen, den es betrifft. An den Arbeiter, der auf der vergessenen Müllhalde graben oder bauen soll, an den Nachbarn, der daneben lebt, an die Kinder, die über dem Abfall im Sand spielen und an den Erdbeer-Pflücker, der Früchte von dem Acker isst, unter dem der Müll schlummert. Also an uns alle.

Doch dieses Versprechen haben die Behörden vergessen. Nur die Beamten des Enzkreises und in Teilen die aus Pforzheim sowie sogar der Datenschutzbeauftragte des Landes halten es für wichtiger, die Menschen zu informieren, anstatt geheim zu halten, unter welchem Flurstück eine Müllkippe liegt. In Karlsruhe, Rastatt, Baden-Baden und der Ortenau versteckt man sich hinter Argumenten des Datenschutzes und vergisst dabei, dass es doch so viel mehr zu schützen gibt, als nur die Daten.

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