Skip to main content

Auswahl befremdet

"Music of Star Wars" bringt Licht und Schatten ins Karlsruher Konzerthaus

Die Soundtracks zur Filmsaga "Star Wars" sind reich an bekannten Melodien. Etliche davon bot im Karlsruher Konzerthaus das Gastspiel "The Music of Star Wars", das aber auch viele Lücken ließ und statt dessen zweit- und drittrangige Kompositionen im Programm hatte.

None
Melodien eines Weltraum-Märchens bietet das Orchester Cinema Festival Symphonics mit seinem Programm "The Music of Star Wars". Foto: pr

„Star Wars“ ist als feste Größe in der zeitgenössischen Kultur auch Anlass für allerlei Parodien. So gibt es unter anderem T-Shirts, die den Oberschurken Darth Vader als Disco-DJ zeigen. Wobei diesem Scherz auch ein Körnchen Wahrheit innewohnt. Denn Musik – wenn auch nicht zum Abtanzen – hat enorm zum Welterfolg der Weltraumsaga beigetragen. Es liegt also nahe, ein Filmmusikkonzert ausschließlich mit den Soundtracks zu „Star Wars“ zu gestalten.

Schließlich sind etliche der Kompositionen von John Williams Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden. Am bekanntesten ist sicher die triumphale Auftaktfanfare.

Markant sind aber auch jene düstere Dreier-Tonfolgen, bei denen jeder sofort an Darth Vader denkt, obwohl die Komposition schlicht „Imperial March“ heißt, also imperialer Marsch.

Das passende Ensemble für ein Konzert mit diesen Klängen ist das Orchester Cinema Festival Symphonics. Das rund 100-köpfige Ensemble unter der Leitung des Briten Stephen Ellery war schon zu Jahresbeginn in der Region.

Im Festspielhaus Baden-Baden  hatte es sich eindrucksvoll mit Musik zur Serie „Game of Thrones“ vorgestellt .

Befremdliche Auswahl

Doch so wie damals gab es auch beim „Star Wars“-Abend im Karlsruher Konzerthaus  Licht und Schatten. In diesem Fall könnte man sagen: Die helle und die dunkle Seite der Macht trafen aufeinander. Denn so gelungen die Ausführung durch das Orchester war, so befremdlich war die Programmgestaltung. War da etwa tatsächlich die dunkle Seite der Macht als auswählender DJ am Werk?

Insgesamt zehn „Star Wars“- Filme hat John Williams vertont: die drei Trilogien sowie den Einzelfilm „Solo“. Es gäbe also reichlich erstklassiges Material für die rund 30 Stücke des Programms. Doch dessen erste Hälfte verharrte komplett beim schwächsten Drittel der Saga, der Prequel-Trilogie um Anakin Skywalkers Entwicklung zu Darth Vader.

Und da standen neben Glanzlichtern wie dem dramatischen „Duel of the Fates“, bei dem auch der Chor gut zur Geltung kam, und dem emotional dynamischen „Across the Stars“ etliche Stücke, über die sich positiv sagen ließe, dass sie die inhaltsarme Effekthascherei jener Filme angemessen untermalen.

Warum hier austauschbare Gefühligkeit wie „Padme’s Ruminations“ (Können Sie nicht mitsummen? Kein Wunder) oder die bemühte Munterkeit von „The Introduction of Jar-Jar Binks“ zu Gehör gebracht wurde, den ganzen Abend über aber weder das Luke-Skywalker-Thema noch die markanten Leitmotive von Rey und Kylo Ren aus der jüngsten Trilogie zur Aufführung kamen, ist befremdlich.

Tonlos quasselnde Gesichter

Die hierzu gezeigten Filmausschnitte erinnerten mit tonlos quasselnden Gesichtern und ausufernder Lichtschwert-Fuchtelei leider vor allem daran, dass der einstige Filmvisionär George Lucas sich hier auf überzogenes Videospieldesign verlegt hatte.

Dabei verfügt das Orchester über einen prächtig-opulenten Klang. Williams’ gefällig gehaltene Kompositionen wurden präzise und differenziert geboten, und trotz Verstärkung blieben die Wärme und die räumliche Dimension des originalen Instrumentenklangs erhalten.

Und mit dem ersten Geiger Henryk Tritt war ein überzeugender Solist mit feiner Tongebung an Bord.

Aufschwung nach Pause

Insofern war die programmatische Entwicklung nach der Pause sehr erfreulich. Erstens wurde hier mit der augenzwinkernd swingenden „Cantina“-Musik aus Episode IV ein packender Auftakt geboten, bei dem sich der mitreißende Dirigent Ellery auch als versierter Saxofonist zeigte, Zweitens waren nun die deutlich charaktervolleren Stücke aus der Ur-Trilogie an der Reihe.

Drittens begnügten sich die Leinwandprojektionen hier einige Male mit atmosphärisch stimmigen Bildanimationen, etwa beim unwiderstehlich romantischen „Han Solo and the Princess“ aus „Das Imperium schlägt zurück“.

Dennoch blieb es ein großer Wermutstropfen, dass die jüngste Trilogie mit nur zwei Stücken extrem stiefmütterlich behandelt wurde.

In wenigen Tagen, nämlich am 13. März (20 Uhr) gastiert das Ensemble übrigens schon wieder im Konzerthaus. Dann erklingt Musik aus den Harry-Potter-Filmen, und da besteht trotz reichlich Material aus acht Filmen weniger Gefahr, dass besonders markante Stücke vermisst werden. Denn wirklich unvergesslich ist hier eigentlich nur eines: „Hedwig’s Theme“. Sein Komponist: John Williams.

nach oben Zurück zum Seitenanfang