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Reaktionen

Kündigungen bei Karlsruher Schwabe-Gruppe: „Die Anzahl ist für viele ein Schock“

295 Vollzeitstellen will die Karlsruher Schwabe-Gruppe bis 2030 abbauen. Arbeitnehmervertreter sind von der Größenordnung überrascht.

Straßenschild Willmar-Schwabe-Straße
Die traditionsreiche Karlsruher Schwabe-Gruppe plant einen kräftigen Stellenabbau. Aus Gewerkschaftssicht liegt dies nicht nur an der allgemeinen wirtschaftlichen Situation. Foto: Jörg Donecker

Sorgen und Ängste in der Belegschaft des Karlsruher Arzneimittelherstellers Schwabe. Dieser hatte am Donnerstag angekündigt, bis 2030 rund 295 Vollzeitstellen in der Region abbauen zu wollen – teilweise per natürlicher Fluktuation, aber auch per betriebsbedingter Kündigung. „Die Anzahl ist für viele ein Schock“, so Ricarda Silva. Die Betriebsratsvorsitzende von Schwabe sagt: „Die persönliche Situation wird reflektiert. Da sind Ängste da.“

Gewerkschaftschef sieht auch eine Schwäche von Schwabe

1.400 Stellen zählt die Schwabe-Gruppe in ihren Werken, Labors und Büros in der Region. 295 davon sollen nun abgebaut werden. Nur mit einem Sparkurs könne man Zukunftsinvestitionen in den Standort Karlsruhe stemmen, hatte die Unternehmensleitung argumentiert. Man sei von der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland und von behördlichen Auflagen betroffen und sehe sich zum Job-Abbau gezwungen.

Differenziert sieht dies Thomas Niebrügge von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Karlsruhe. Die Situation der Schwabe-Gruppe liege nicht nur an der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, sondern auch daran, dass Schwabe mit Marken im Erkältungssegment gegenüber Wettbewerbern schwächele.

Wir werden alles tun für den Erhalt der Arbeitsplätze.
Thomas Niebrügge
Gewerkschaftssekretär IG BCE

„Wir werden alles tun für den Erhalt der Arbeitsplätze“, kündigt Niebrügge an. Er habe mit einem Job-Abbau beim Karlsruher Familienunternehmen gerechnet, „aber in dieser Größenordnung hat es mich überrascht“.

Betriebsbedingte Kündigungen so gering wie möglich zu halten, dies sei das Grundverständnis des Betriebsrats, sagt Silva. Ein Teil des Stellenabbaus könne über Fluktuation abgefedert werden, „wenn wir so konstruktiv weiterverhandeln, wie wir das in der Vergangenheit getan haben“.

Die anstehenden Verhandlungen mit der Geschäftsleitung spricht auch Thomas Arzner an, der Betriebsratsvorsitzender der Deutsche Homöopathie-Union (DHU) ist. Der Globuli-Fertiger ist als Teil der Schwabe-Gruppe ebenfalls vom Stellenabbau betroffen. „Da wird die natürliche Fluktuation einen Großteil mit über den Weg bringen“, so Arzner. Ziel sei, die Zahl der Betroffenen zu senken „und das Ganze so sozialverträglich wie möglich aufzustellen“.

Bis vor kurzem war eine Unternehmensberatung an Bord

Wareneinkauf und Energie hätten sich nicht nur für die Schwabe-Gruppe verteuert. Aus Arzners Sicht „ist das nicht nur bei uns, sondern in der gesamten Wirtschaft zu betrachten“.

Angesprochen auf die Stimmung bei der DHU sagt er: „Die Stimmung ist natürlich angespannt, die Mitarbeiter sind alle informiert. Jetzt müssen sie alle geduldig sein, es ist noch nicht verhandelt.“

Nach Informationen dieser Redaktion hatte sich bis zum Sommer auch eine Unternehmensberatung die Situation der Schwabe-Gruppe angeschaut.

Diese zählt neben der Heel-Gruppe aus Baden-Baden zu den großen Arzneimittelherstellern in der Region. Die Schwabe-Gruppe erlöste nach eigenen Angaben zuletzt weltweit rund 950 Millionen Euro. Sie beschäftigt 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 1.600 in der Region.

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