Viele Orte riechen nach den Dingen, die sie prägen. Hier die Brauerei, gegenüber die Bonbonfabrik, daneben der Seifen- und Parfümmacher und am Rand – wo die Häuser aufhören – der große Schlachthof. Was Gerüche angeht, muss die Karlsruher Oststadt einst ein sehr ergiebiges Terrain gewesen sein.
Doch bis auf die Brauerei sind die duftenden Unternehmen dort nach und nach verschwunden. Kulturbetriebe haben im Alten Schlachthof ihre Büros und auf dem Areal der Parfümerie und Feinseifenfabrik Wolff und Sohn an der Durlacher Allee, residieren heute das Polizeipräsidium und das Finanzamt. Aus olfaktorischer Sicht ein echter Verlust.
Eigentlich schade, fand Katharina Hohmann. Als die Berliner Künstlerin sich zum ersten Mal mit dem Gedanken beschäftigte, ein „Kunst am Bau“-Projekt für das Karlsruher Finanzamt zu erschaffen, gefiel ihr ein Aspekt des Neubaus ganz besonders: Dass der neue Steuertempel nämlich ausgerechnet auf dem Grundstück der ehemaligen Parfumfabrik Wolff und Sohn entsteht.