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Kunst in Bewegung

Galoppierende Pferde, rotierende Scheiben, surrende Filmspulen, drehender Sound und computeranimierte Pflanzen – Motoren der Kunst des 20. Jahrhunderts sind Bewegung und Beschleunigung. Aus Rad- und Uhrentechnologie, die die industrielle Revolution befeuerten, entwickelten sich Anfang des 20. Jahrhunderts neue Bildmaschinen: Mit der Filmkunst gelang es endlich, Zeit auch anzuschauen.

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IMAGE-329656 Foto: N/A
Galoppierende Pferde, rotierende Scheiben, surrende Filmspulen, drehender Sound und computeranimierte Pflanzen – Motoren der Kunst des 20. Jahrhunderts sind Bewegung und Beschleunigung. Aus Rad- und Uhrentechnologie, die die industrielle Revolution befeuerten, entwickelten sich Anfang des 20. Jahrhunderts neue Bildmaschinen: Mit der Filmkunst gelang es endlich, Zeit auch anzuschauen. Zeit konnte von nun an beschleunigt, gedehnt und angehalten werden – mit gravierenden Folgen für die Wahrnehmung von Realität: Sein und Schein überlagerten sich.

Von Bewegung und Beschleunigung

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„Random 63“ von Vladimir Bonačić, 1968 © ZKM - Karlsruhe Foto: None

In der Ausstellung „Kunst in Bewegung. 100 Meisterwerke mit und durch Medien“ wird nicht nur Zelluloid in Bewegung gebracht, sondern auch Buchstaben, Licht, Klang – und sogar der Betrachter selbst. Im ZKM sind Meisterwerke der Medienkunst aus 100 Jahren zu sehen. Die Medienkunst wird vor allem durch Bühnenkunst, Aktion, Fluxus, Poesie und Musik geprägt. Darum ist diese Ausstellung auch eine Ausstellung im Fluss. Die Meisterwerke werden von Werken flankiert, die neue „Wirkzusammenhänge“ eröffnen und in ein spannungsvolles Wechselspiel mit ihnen treten.

Wenn der Sound dreht

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© ZKM - Karlsruhe, Foto: Felix Grünschloß

War es mit Film und Fotografie gelungen, visuelle Ereignisse festzuhalten, übernahmen das Tonband und Schallplatte für akustische Ereignisse. Aus der Entwicklung von technischen Musikinstrumenten, entstanden neue Kunstformen. Der Komponist Hermann Scherchen hatte in den 1950er-Jahren eine rotierende Lautsprecherkugel entworfen. Bei der Tonwiedergabe dreht sich dieser sogenannte „Nullstrahler“ und strahlt den Klang gleichmäßig in alle Richtungen ab. Scherchen sagte dem „perfekten Platz im Zuschauerraum“ den Kampf an, denn von überall im Raum sollte der Klang in der gleichen Intensität wahrgenommen werden. Die Klangquelle war nicht mehr an einen fixen Ort gebunden.

„Eimer-Empfänger“

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Radio-Empfänger („Eimer-Empfänger“) von Häftlingen des KZ Buchenwald, Nachbau durch Schüler der „Martin Andersen-Nexö“ Schule in Dresden, 1968 © ZKM - Karlsruhe Foto: Felix Grünschloß

Auch das Radio ist ein zeitbasiertes Medium. Wurde Radio während des Ersten Weltkrieges noch als Unterhaltungsmedium zur Ablenkung für die Soldaten in den Schützengräben eingesetzt, erfüllte es im Zweiten Weltkrieg eine wahrlich lebensrettende Aufgabe: Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald hatten in einem Eimer für Schuhfett einen Empfänger versteckt, der die Selbstbefreiung des Lagers von der SS mit vorbereitete. Mit diesem Empfänger war es möglich, die Funksprüche der anrückenden amerikanischen Armee zu empfangen. Die Kuratoren der Ausstellung „Kunst in Bewegung“ haben diesen Empfänger als „Meisterwerk “ ausgewählt – und das ist nur eine Entdeckung von rund 500 Medienkunst-Arbeiten.

Schallgeschwindigkeit

In Gravesano (Tessin) hatte der Komponist und Erfinder der Lautsprecherkugel Hermann Scherchen übrigens auch ein Experimentalstudio für elektroakustische Musik gegründet, das zu einem „Umschlagplatz“ für Kunstschaffende wurde. Was das Experimentalstudio in Gravesano für die Alpenanrainer war, war das Experimentalstudio des polnischen Rundfunks für die Ostblock-Staaten. Sound-Ingenieure, Komponisten und Bildende Künstler nutzten das Studio in Warschau als Produktionsstätte für ihre Partituren und Sound-Collagen für Experimental- und Spielfilme. Die Ausstellung „Durch den schalldichten Vorhang. Das Experimentalstudio des polnischen Rundfunks“ ist ebenfalls ab 14. Juli 2018 im ZKM zu sehen.

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zkm_Zukunftslabor Foto: None

30 Jahre Zukunftslabor zkm 2019

2019 feiert das ZKM Karlsruhe sein 30-jähriges Bestehen. Das ZKM wurde 1989 gegründet, um Zukunft der Künste und Medien unter einem Dach, in einem sogenannten „Zentrum“ zu verhandeln. Seit 30 Jahren prägt das ZKM inzwischen das Bild der Gegenwart und gestaltet Zukunft. 2019 feiert das ZKM nicht nur 30 Jahre ZKM, sondern das ZKM feiert Zukunft.

Kunst in Bewegung. 100 Meisterwerke mit und durch Medien 14.07.2018 bis 10.02.2019 Durch den schalldichten Vorhang. Das Experimentalstudio des polnischen Rundfunks 14.07.2018 bis 06.01.2019ZKM | Zentrum für Kunst und Medien KarlsruheLorenzstraße 1976137 Karlsruhe www.zkm.de
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