Künftig können Kunden bei Fahrtantritt ihre Tickets selbst entwerten, indem sie auf der Karte mit einem Kugelschreiber ihre Starthaltestelle und das Fahrtdatum eintragen. Das Stempeln fällt dadurch weg. Eine Entwertung mit Bleistiften ist nicht erlaubt. Das Papier der Fahrkarten wird laut KVV-Geschäftsführer Alexander Pischon fälschungssicher sein.
Die Einzelfahrkarten für Kinder und Erwachsene von einer bis sieben Waben sollen ab Mai in Fünferblöcken bei den KVV-Kundenzentren und teilnehmenden Verkaufsstellen erhältlich sein. Kunden können sich die Karten auch per Post zuschicken lassen.
Damit reagiert der Verkehrsverbund auf die Kritik an der Abschaffung der bei Teilen der Bevölkerung beliebten Stempelkarten. Der KVV verkauft seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember nur noch Karten für den sofortigen Fahrtantritt.
Gekaufte Stempelkarten verlieren nach dem 11. Juni ihre Gültigkeit
Klassische Stempelarten, die zu einem späteren Zeitpunkt in Bussen und Bahnen entwertet werden können, bietet der Verkehrsverbund nicht an. Ab dem 1. Juli soll es in den Fahrzeugen keine Entwerter mehr geben.
„Eine Rückkehr zu den Stempekarten ist nicht mehr möglich“, betonte Landrat Christoph Schnaudigel (CDU), stellvertretender KVV-Aufsichtsratsvorsitzender. Nach der Entscheidung des Gremiums, sie abzuschaffen, seien bereits Verträge mit Unternehmen geschlossen worden, etwa zum Kauf von Bussen ohne Entwerter.
„Ich denke, wir haben ein niederschwelliges Angebot für eine begrenzte Kundengruppe geschaffen“, zeigte sich Schnaudigel zufrieden.
Für bereits gekaufte Stempelka1ten gilt eine Frist bis zum 11. Juni – danach verlieren sie ihre Gültigkeit. Nicht entwertete Tickets können noch bis zum 31. Dezember in den KVV-Kundenzentren umgetauscht werden.
Der Anteil der Stempelkarten an Fahrten im Verbundgebiet ist nach KVV-Angaben rückläufig. Laut Geschäftsführer Alexander Pischon lag er etwa bei der Viererkarte vor der Pandemie 2019 in Relation zu allen Fahrten im Verbundgebiet gerade einmal noch bei 1,4 Prozent. Der KVV sieht die Zukunft beim Kartenverkauf im Digitalen und verweist auf seine Smartphone-App.
In den vergangenen Monaten hatten sich viele Akteure für einen Erhalt der nicht entwerteten Tickets eingesetzt – darunter Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordnete, Senioren- und Elternbeiräte, eine Kundeninitiative und zahlreiche BNN-Leserbriefschreiber.
Sie warfen dem KVV vor, Menschen ohne geeignetes Smartphone, vor allem Kinder und Senioren, beim Kartenverkauf zu benachteiligen.
KVV führt Bestpreis-Garantie für den Luftlinien-Tarif ein
Positive Resonanz auf die nun gefundene Lösung kommt vom Stutenseer Landtagsabgeordneten Ansgar Mayr (CDU). „Die Selbstentwertung von Fahrkarten ist ein guter Kompromiss, mit dem alle leben können“, so Mayr in einer Pressemitteilung. Bei Tickets ausschließlich auf digitale Lösungen zu setzen, sei dagegen „nicht akzeptabel“, betont der Digitalpolitiker der Union.
„Die selbst zu entwertende Karte ist zwar nicht perfekt, aber sie bringt wenigstens die Flexibilität zurück und schließt niemanden mehr aus oder stellt ganze Kundengruppen vor große Probleme“, so Mayr. Die bisherige Praxis wäre ihm lieber gewesen, er verstehe aber auch den Kostendruck beim KVV.
Zudem wird die Gültigkeit der Einzelfahrkarten ab dem 1. August auf einen Tag verlängert. Bislang waren sie ab Kauf drei Stunden gültig. Die Tickets können künftig auch auf einen bestimmten Tag vordatiert in den KVV-Kundenzentren und im Online-Shop gekauft werden.
Für den Luftlinien-Tarif wird eine Bestpreisgarantie eingeführt. Der genaue Zeitpunkt ist noch unklar. Kunden soll so über die KVV-App immer der günstigste Preis angeboten werden.
Ab dem 1. August bietet der Verkehrsverbund außerdem Tageskarten für eine und vier Waben an. Alle Tageskarten sind immer preisgleich oder günstiger als Einzelfahrscheine.