Skip to main content

Reaktionen zu Alkoholverbot

Lage auf dem Werderplatz in der Karlsruher Südstadt entspannt sich

Seit Montag herrscht auf dem Werderplatz zwischen 11 und 20 Uhr ein Alkoholverbot. Ordnungsamtschef Björn Weiße ist mit dem bisherigen Verlauf zufrieden, der Kommunale Ordnungsdienst ist mehrmals am Tag vor Ort. Die Szene zeigt sich wiederum verärgert.

None
KONTROLLE: Seit April gilt auf dem Werdeplatz in der Karlsruher Südstadt von montags bis freitags von 11 bis 20 Uhr ein Alkoholverbot. Für eine weitere Entspannung auf dem Platz soll künftig auch ein Drogenkonsumraum in der Kriegsstraße sorgen. Foto: jodo

Viel Betrieb ist nicht an diesem kühlen, regnerischen Mittwochvormittag. Normalerweise hat die Alkohol- und Drogenszene um diese Zeit auf dem Werderplatz bereits Stellung bezogen – zum Leidwesen vieler Anwohner. Trägt das seit Montag herrschende Alkoholverbot bereits erste Früchte? Montags bis samstags darf auf dem Platz in der Südstadt zwischen 11 und 20 Uhr kein Alkohol mehr getrunken werden – die ansässige Gastronomie ist davon nicht betroffen.

„Wir sind mehrfach am Tag vor Ort“, erklärt der Leiter des Ordnungs- und Bürgeramtes, Björn Weiße. Seit Anfang der Woche hätten die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) tagsüber so gut wie keine Mitglieder der Szene mehr auf dem Platz angetroffen. Und die Menschen, die man angesprochen und auf das Verbot hingewiesen habe, hätten dieses auch ausnahmslos akzeptiert. „Auch aus der Bevölkerung haben wir bislang nur positive Rückmeldung bekommen“, sagt Weiße. In einer Anfangsphase will der KOD zunächst nur aufklärerisch tätig sein und Flyer verteilen. Ab Mitte April sollen laut Weiße dann auch Platzverweise ausgesprochen und Bußgelder verhängt werden. „Wir sind guter Dinge, dass das Alkoholverbot den Platz befrieden wird“, sagt Weiße.

Stadt Karlsruhe verfolgt mehrere Ansätze

Neben dem Alkoholverbot verfolgt die Stadt noch weitere Ansätze, um die Situation auf dem Werderplatz zu entschärfen. So soll voraussichtlich im Herbst in der Kriegsstraße ein Drogenkonsumraum eröffnet werden. Bereits seit September gibt es den „Alkoholakzeptierenden Aufenthaltsraum“ (A³) in der Schützenstraße 2. 30 bis 40 Menschen kommen dort nach Angaben der Diakonie täglich zusammen.

Die waren da, so wie immer

Derweil gehen zwei Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes über den Werderplatz. Bislang sei es ruhig, sagen sie. Manfred arbeitet in einem Architekturbüro schräg gegenüber des Indianerbrunnens. Mit einem Kaffee macht er eine Pause auf der Treppe. „Ich glaube nicht, dass wegen des Alkoholverbots heute so wenig los ist“, sagt er und wiegt den Kopf. In den vergangenen zwei Tagen sei bei strahlendem Sonnenschein keinerlei Veränderung auf dem Platz spürbar gewesen. „Die waren da, so wie immer“, sagt Manfred. „Die“, das sind die Mitglieder der Alkohol- und Drogenszene, die laut Manfred „sehr störend“ sein können. Er spricht von grölenden Menschen und Betrunkenen, die sich auf der Treppe vor dem Architekturbüro auf die Stufen legen. Dass ein Alkoholverbot die Lösung des Problems ist, daran glaubt er nicht.

Manche füllen den Wodka jetzt in Colaflaschen

Um die Ecke des Platzes, hinter der Kirche, stehen Heinz, Angel und Andi. Zur „Szene“ zählen sie sich nicht. Das Alkoholverbot sei schon okay, finden sie: „Das war ja teilweise nicht mehr schön.“ Ein paar Schritte weiter, in der Schützenstraße 2, befindet sich der „Alkoholakzeptiernde Alkoholaufenthaltsraum“. Einer der Besucher ist Klaus.

Über das Alkoholverbot schüttelt er wie viele andere den Kopf: „Unsere Krankheit spielt für die Stadt keine Rolle“, sagt er. Es werde nicht bedacht, „dass der Alkohol bei den meisten hier eine feststehende Sucht ist“. Klaus vermutet, dass auf dem Platz weiter getrunken wird: „Manche füllen den Wodka jetzt in Colaflaschen“. Besonders ärgert ihn, dass in den Gaststätten weiter Alkohol ausgeschenkt werden darf. „Warum lässt man uns nicht daran teilhaben?“

nach oben Zurück zum Seitenanfang