Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hat am Mittwoch in Karlsruhe auf dem kommunalen Klimakongress Baden-Württemberg 41 Kommunen aus dem Südwesten mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Das europäische Zertifizierungsverfahren würdigt Städte, Gemeinden und Landkreise, die Vorreiter im Klimaschutz sind.
21 Städte, 13 Gemeinden und sieben Landkreise wurden in diesem Jahr ausgezeichnet. Die Landkreise Karlsruhe und Rottweil haben die höchste Auszeichnung, den European Energy Award Gold, bekommen. Diese höchste Auszeichnung bekommt, wer mindestens 75 Prozent der maximal möglichen Punkte erreicht.
Stadt Karlsruhe erreicht beim European Energy Award eine Punktzahl von 78 Prozent
Den European Energy Award mit mindestens 50 Prozent der möglichen Punkte haben zwölf Städte erhalten, darunter auch die Stadt Karlsruhe. Mit einer Punktzahl von 78 Prozent wäre ihr eigentlich auch die Auszeichnung in Gold zugestanden. Doch dafür fehlte ihr ein internationales Audit, das die Gold-Auszeichnung bestätigt.
Die Stadt Karlsruhe habe mit dem neuen Klimaschutzkonzept 2030 ihre Klimaschutzstrategie 2020 neu aufgestellt. „Daher war nicht so ganz klar, ob es mit dem neuen Klimaschutzkonzept diesmal für Gold reicht“, erklärt Stefan Jergentz vom Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe auf Anfrage.
Das letzte Audit 2018 sei von der Punktzahl eher knapp für Gold gewesen. Außerdem habe sich das Bewertungsschema des eea verändert. Die Stadt Karlsruhe wurde jetzt nach dem neuem Schema bewertet. „Das aktuelle Audit hatte also ein paar Unsicherheiten, die durch das Ergebnis aber positiv aufgelöst wurden“, sagt Jergentz. Mit dem neuen Audit und der ausreichenden Punktzahl könne die Stadt nun das Gold-Audit anstreben.
Der Landkreis Karlsruhe wurde bereits 2014 mit dem European Energy Award Gold zertifiziert. Seitdem hat er im Klimaschutz weitere Fortschritte erzielt und sein Ergebnis auf mittlerweile 84,1 Prozent gesteigert. Damit ist der Landkreis Karlsruhe auf Platz eins im landesweiten Ranking der Landkreise.
„Zu den vorhandenen Stärken wie einem hervorragend ausgebauten ÖPNV-Netz kamen weitere Erfolge“, heißt es in der Bewertung. Besonders hervorzuheben sei der Anteil an erneuerbarer Wärmeversorgung der Kreisliegenschaften, der auf über 60 Prozent gesteigert werden konnte.
Dazu beigetragen hätten die Nahwärmeprojekte des beruflichen Bildungszentrums Ettlingen, des gewerblichen Bildungszentrums Bruchsal, der Käthe-Kollwitz-Schule Bruchsal und der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee.
Außerdem, so die Jury weiter, zeigten das aktualisierte Klimaschutzkonzept „zeozweifrei 2035” und die regionale Wärmeausbaustrategie konkret, wie der Landkreis Karlsruhe die Klimaneutralität bis 2035 erreichen könne.
Das von der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe (UEA) ausgearbeitete Klimaschutzkonzept „zeozweifrei 2035“ wurde 2021 beschlossen und gründet sich auf vier Hauptpfeiler: den regionalen Wärmeausbau, nachhaltiges Bauen und Sanieren, den Photovoltaik-Ausbau und nachhaltige Mobilität. Erst vor kurzem hat das Landratsamt Karlsruhe die Genehmigung für eine schwimmende Photovoltaik-Anlage auf einem See in Bad Schönborn erteilt.
Die Awardverleihung selbst ist nur das Sahnehäubchen.Birgit Schwegle, UEA-Geschäftsführerin
„Ich freue mich sehr über das Vertrauen, mit dem der Landkreis die UEA bei der Begleitung des eea-Prozesses betraut. Und es macht mich und alle meine Mitarbeitenden zufrieden und auch ein bisschen stolz, wenn unsere Bemühungen mit dem eea in Gold belohnt werden“, sagt UEA-Geschäftsführerin Birgit Schwegle auf Anfrage.
Es stünden für sie allerdings die sichtbaren Erfolge bei der Umsetzung der Maßnahmen im Vordergrund. „Die Awardverleihung selbst ist sozusagen nur das Sahnehäubchen“, sagt sie.
Auch drei Gemeinden im Landkreis Karlsruhe wurden prämiert. Mit dem Europe Energy Award schmücken können sich Karlsdorf-Neuthard, Waldbronn und Walzbachtal.
Waldbronn schneidet als beste Kommune im Landkreis Karlsruhe ab
Mit einem Ergebnis von 67 Prozentpunkten ist Waldbronn die beste eea-Kommune im Landkreis Karlsruhe. Sie ist ausgezeichnete Fairtrade-Kommune und widmet sich intensiv dem Energiemanagement und der energetischen Sanierung gemeindeeigener Gebäude, heißt es in der Begründung.
2023 gingen in Waldbronn vier neue Photovoltaikanlagen auf Dächern gemeindeeigener Liegenschaften in Betrieb. Eine Energiezentrale versorgt ein global tätiges Unternehmen, die Eissporthalle sowie das Freibad. Bis 2026 stellt die Gemeinde die Straßenbeleuchtung auf LED um. Seit 2021 ist eine Beauftragte für Klimaschutz angestellt. Die Gemeinde baut E-Ladestationen aus und bietet Carsharing an.
Walzbachtal wurde zum dritten Mal mit dem European Energy Award zertifiziert und konnte sich von 53 Prozent auf 63,4 Prozent steigern. Besondere Anerkennung fand das Mobilitätskonzept. Außerdem lobend erwähnt wurden eine Heizungspumpen-Tauschaktion sowie die Installation von Energiesparboxen.
Die Gemeinde Karlsdorf-Neuthard konnte bei ihrer Erstzertifizierung mit dem eea ein Ergebnis von 57,8 Prozent erreichen. Im Fokus stehen in der Gemeinde unter anderem die lokale Wärmeplanung sowie Wärmeversorgungskonzepte.