Vokabeln lernen, einfach so im Schlaf – seit Generationen träumen Schülerinnen und Schüler davon. Wie das funktionieren soll, verrät auch auf der aktuellen Learntec in der Messe Karlsruhe keiner. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn einer der 370 Ausstellenden aus 19 Ländern dafür die Patentlösung hätte.
Sirkka Freigang zeigt jedoch, wie das Sprachen-Lernen Spaß machen kann – sie hat als Kuratorin das „Future Lab“ auf Europas größter Veranstaltung für digitale Bildung konzipiert.
Per Smartphone wird „Der Kleine Prinz“ aus dem Chinesischen übersetzt
Auf einem Tisch liegt Antoine de Saint-Exupérys weltberühmtes Büchlein „Der kleine Prinz“, und zwar in Arabisch und Chinesisch. Freigang hält Seite für Seite das Smartphone drauf, schon sind die Seiten übersetzt. „Zettelkasten und Karteikarten finde ich immer noch gut zum Vokabeln lernen“, sagt die Pädagogin.
Aber dank Digi-Tech hätten viele einen anderen Zugang zu Fremdsprachen. „Gerade die jungen Leute haben eh immer das Smartphone in der Hand.“
Learntec-Besucherin Anna-Christina Schmees aus München steht vor dem „Kleinen Prinz“ und staunt. Dank solcher Technik sehe sie „viel Potenzial für die Aufhebung von Bildungsungleichheiten“, sagt sie. Schmees ist beim Unternehmen Lufthansa Aviation Training GmbH (München) in der digitalen Aus- und Weiterbildung von Piloten und Flugbegleitern tätig.
Allein die Kranich-Airline hat, ohne Schwestergesellschaften, 5.000 Piloten. „In der Luftfahrt hat digitale Weiterbildung Tradition“, sagt Schmees – auf der Learntec entdecke sie immer wieder Neues. Froh sei sie, dass diese endlich wieder live stattfinde. Die Vor-Corona-Auflage mit seinerzeit 400 Ausstellern aus 16 Nationen besuchten 16.000 Menschen.
Learntec Karlsruhe: Wer den QR-Code scannt, erlebt Überraschendes
Nicht an einen Piloten, aber ein bisschen an den berühmten Wissenschaftler Dr. Brown aus dem Hollywood-Streifen „Back the future“ erinnert Matthias Troszka von der jungen Firma Zoe Life Success Factory (Nagold). Auf der Rückseite seines weißen Forscher-Kittels prangt ein QR-Code. Wer den abscannt, erlebt Überraschendes.
Denn Toszka könnte beispielsweise auch Mitarbeiter in einem Gartenfachmarkt sein. Und ein Kunde, der den Code abscannt, hätte sofort eine Schritt-für-Schritt-Anleitung auf seinem Smartphone, wie er einen eben gekauften Gasgrill aufbauen kann. Schwarz-Weiß-Gebrauchsanleitungen seien von gestern, meint Toszka. Und Youtube-Tutorials müsse man eben immer wieder stoppen. Das Produkt „brainy“ – im Namen steckt der englische Begriff „brain“ für Gehirn– könne auch fürs E-Learning, zum Einlernen von neuen Mitarbeitern oder in Kliniken eingesetzt werden.
Apropos Gesundheit: Nina Schrade vom Deutschen Roten Kreuz in Gütersloh ist samt Team mit dem Rettungswagen zur Learntec gekommen – und parkt ihn dort bis zum Messeende am Donnerstag in Halle 2.
Das Thema, das demonstriert wird: Ausbildung mit VR-Brillen. Das mache Spaß, so dass sich mehr junge Ehrenamtliche gewinnen ließen. Zudem könne man mit der Technik auch allein üben – die richtige Wiederbelebungs-Technik beispielsweise. Beim Blick durch die VR-Brille sieht der Übende, wo er die Handfläche ansetzen muss und für wie lange.
Unter den zahlreichen VIP-Gästen am Eröffnungstag ist Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup. Der ist begeistert, was aus der 1992 erstmals platzierten Learntec wurde. Damals war sie eine Branchen-Sensation, schließlich wurde seinerzeit selbst an Unis noch auf Kreidetafeln geschrieben und in vielen Jugendzimmern stand ein Commodore 64.
Man hätte sich viel Zeit und Stress erspart.Frank Mentrup, Oberbürgermeister Karlsruhes
Heute helfen Algorithmen dabei, den individuellen Lernfortschritt eines Studierenden zu verstehen. Mentrup beamt sich kurz zurück in seine Studentenzeit. „Ich habe damals dicke Bücher gelesen“, sagt er. Hätte es die digitalen Lerntechniken schon gegeben, „man hätte sich viel Zeit und Stress erspart“.
Schon die Kleinen programmieren Robo-Fahrzeuge
Per Digitaltechnik spielerisch lernen, funktioniert aber schon bei den Kleinen. Ein stark wachsender Markt sei das, sagt Marius Galuschka von der Konstanzer Firma Christiani. Er zeigt dabei auf Lego- und Fischertechnik-Roboterfahrzeuge, die farbenfroh vor ihm fahren. Kinder lernen so beispielsweise Grundlagen der Konstruktion und der Programmierung.
Digitales Lernen ist also nicht nur Smartphone, Tablet & Co. Und ein Päuschen gönnen sich Learntec-Besucher gerne klassisch in Liegestühlen, die neben dem Biergarten im Messe-Innenhof stehen. So zu entspannen, heißt zwar bei vielen heute chillen, gehört aber auch in einer digitalen Lernwelt dazu.