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Märchenstück

Staatstheater Karlsruhe: Familienstück entführt ins Reich von „1001 Nacht“

Märchen mit orientalischem Zauber bietet das diesjährige Familienstück am Badischen Staatstheater Karlsruhe, das sich aus dem Fundus von „1001 Nacht“ bedient.

Szene mit Lodi Doumit und Hadeer Hando in dem Familienstück „1001 Nacht“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe, Premiere 14.11.2021
Ein buntes Märchengeschehen wird zum Fest der Fantasie in dem Familienstück „1001 Nacht“, das vom Badischen Staatstheater zur Weihnachtszeit angeboten wird. Szene mit Lodi Doumit und Hadeer Hando. Foto: Felix Grünschloß

Abend für Abend entführt sie den König mit ihren Geschichten in ein Reich der Fantasie und erzählt so spannend, dass ihr mächtiger (und wütender) Zuhörer seinen Zorn ebenso vergisst wie sein Vorhaben die Frau am nächsten Morgen umzubringen.

Vor allem will der König wissen wie die Story weitergeht. Und das ist ihr Trick: Sie baut Nacht für Nacht einen echten Cliffhanger ein, wie wir ihn sonst nur aus manchen Episoden der besten Serien kennen.

Auf diese Weise hat Schahrasad (auch bekannt als Scheherazade) 1001 Nächte lang ihrem zornigen König so verwinkelte Märchen erzählt, dass dieser sie – entgegen seines Plans – am Leben ließ. Mit ihrer Fantasie hat diese kluge Frau den Zorn gebannt. Als poetisches Familienstück hat Jakob Weiss nun diesen Klassiker der Weltliteratur am Badischen Staatstheater inszeniert, zur großen Freude und Bezauberung von Jung und Alt.

Moderne Version des Märchens mit orientalischem Zauber

Behutsam verschlankt und modernisiert Weiss die Märchen, ohne ihnen ihren orientalischen Zauber zu nehmen.

Ein ungeduldiger Techniker stürmt die Bühne, möchte das Spektakel unterbrechen, lässt sich aber auf einen Deal ein. Schließlich lauscht er ebenso gebannt wie alle Zuschauer, wenngleich mit einigen kurzen Kommentaren und Unterbrechungen, die das Ganze nochmal auflockern und für Lacher sorgen.

Mehrere Vorhänge hintereinander in tiefem Rot, dunklem Blau, sattem Lila öffnen sich einzeln wie bei einem großen Berberzelt und die Bühne (sehr poetisch von Regisseur Jakob Weiss selbst gestaltet) verwandelt sich peu à peu mal in ein tosendes Meer, einen Sternenhimmel, einen Palast oder einen orientalischen Markt, wobei Stoff sowie Kissen die wichtigsten Utensilien sind.

Der Fokus der Aufführung liegt auf den Ereignissen um Schahrasad, hinzu kommen die ausgewählten Märchen. Diese werden mal nachgespielt, mal erzählt und so entsteht ein wundersamer Sog. Naima Husseini verstärkt mit ihren Liedern und den Instrumenten diese dichte Atmosphäre.

Hingabe, Verve und Verwandlungskunst

Mit viel Hingabe, Verve und Verwandlungskunst (auch pantomimisch) schlüpfen Lodi Doumit, Laura Teiwes, Nader Ben-Abdallah und Hadeer Hando in sämtliche Rollen und versetzen das begeisterte Premierenpublikum mühelos in eine andere Welt voller Magie, Märchen und Geheimnisse.

Dass manche Geheimnisse vielleicht besser nicht gelüftet werden sollten und Neugier für einige Figuren fatale Folgen hat, stellt sich schnell heraus. Aber selbst krasse Wendungen werden vollkommen kindgerecht serviert.

Elena Gaus hat die vier Darsteller in modern-orientalisch anmutende Kostüme gesteckt, beispielsweise in einen samtig glänzenden Jumpsuit mit goldener Mondsichel, eine Wendejacke mit Ornamenten oder eine Plüschhose, die so geschickt gerafft wird, dass man darin sowohl im Bagdad von damals wie heute eine gute Figur machen würde.

Das Publikum klatscht mit und freut sich am Ende auch über eine gesangliche Zugabe, man geht beschwingt Nachhause, es überwiegen Spaß, Spannung und Freude, vor allem über das Happy End. Eine rundum gelungene Aufführung, die alle Sinne anspricht!

Service

Nächste Aufführungen: 20. (ausverkauft), 27., 28. November; 4., 5., 18., 19., 26., 30. Dezember, jeweils 11 Uhr; 28. November auch um 15 Uhr; 12. Dezember um 15 und 17 Uhr. www.staatstheater.karlsruhe.de.

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