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Sommer, Sonne, Strand und Wanderstiefel: Die BNN haben Lesergeschichten zu „unvergesslichen Urlaubsmomenten“ gesucht.

Mal brenzlig, mal verzaubernd: ganz private Urlaubsmomente der BNN-Leser

Eine unvergessliche Reise mit der wundervollen Oma, eine gefährliche Überfahrt mit der Fähre, ein Sabbatjahr im Radsattel: Bei der BNN-Leseraktion „Unvergessliche Urlaubsmomente“ sind viele wahrlich unvergessliche Geschichten zusammengekommen.
12 Minuten
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In wenigen Tagen ist es soweit: Dann beginnen in Baden-Württemberg die Sommerferien. Selten hat man die schönsten Wochen des Jahres so herbeigesehnt, wie nach diesem Corona-Jahr mit all seinen Einschränkungen, den tiefen Einschnitten im Leben jedes Einzelnen.

Der Winterurlaub auf der Piste – gestrichen; der verlängerte Osterausflug - Fehlanzeige. Die Flugreise in den Pfingstferien– abgesagt wegen drohender Quarantäne. Die Füße stillhalten und daheim bleiben lautete das Motto in den vergangenen Monaten.

Jetzt freuen sich alle auf die vorsichtige Rückkehr zu etwas Normalität, auf die Reise in den Süden oder in den Norden, auf entspannte Tage am Strand oder aktive Tage in den Bergen.

Die vergangenen Monate haben so ziemlich jedem klargemacht: Die kleinen und großen Auszeiten vom Alltag wurden schmerzlich vermisst. Es müssen gar keine weit entfernten exotischen Ziele sein, oft reicht schon ein kurzer Tapetenwechsel, um neue Kraft zu tanken, um Unbekanntes zu entdecken und den eigenen Horizont zu erweitern. Was ein Reisender unterwegs erlebt hat: Das brennt sich in der Erinnerung ein, als sei es erst gestern gewesen.

BNN-Leser haben Geschichten aus dem Urlaub geschrieben

Solche unvergesslichen Urlaubsmomente gibt es hier zu lesen. Aufgeschrieben von BNN-Lesern, die sich in großer Zahl an unserer Aktion beteiligt haben. Die eine hat zum guten alten Briefpapier gegriffen; der andere hat sich durch digitale Bildordner gewühlt, um seine Geschichte zu illustrieren.

Es sind völlig unterschiedliche Geschichten, von kleinen Begegnungen mit fremden Kulturen an fremden Orten, von unvergesslichen Reisen mit der wundervollen Oma, von brenzligen Situationen, von einem zufälligen Zusammentreffen, das das Leben zweier Menschen verändert hat.

Die BNN-Leseraktion zeigt: Es ist schön, sich an solch „unvergessliche Urlaubsmomente“ zu erinnern.

Ein paar Kekse als Türöffner

Auf einer Südafrikareise 2016 in einem Camper stand auch die Fahrt über den Sani Pass nach Lesotho auf unserem Programm. Die Passstraße ist die einzige Verbindung zwischen der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal und Ost-Lesotho und nur mit einem Allrad-Fahrzeug zu befahren.

Die raue Bergstrecke, mehr eine Holperpiste, windet sich auf einer Länge von 35 Kilometern über 1.200 Höhenmeter hinauf zum Grenzübergang Südafrika/Lesotho auf 2.874 Meter, wobei auf den letzten sechs Kilometern 1.000 Höhenmeter zu bewältigen sind.

Am höchsten Punkt der Passstraße durch das karge, einsame Bergland, auf 3.240 Meter Höhe, stoppten wir für eine kleine Kaffeepause, nicht ahnend, dass wir beobachtet wurden. Denn weit und breit sahen wir keine Menschenseele.

Plötzlich stand – wie aus dem Nichts – ein Junge vor uns, zwölf bis 13 Jahre alt, gekleidet in der typischen Hirtenkleidung des Bergvolks, gehüllt in eine graue Wolldecke, mit einer Mütze auf dem Kopf. Er stand nur da und blickte uns an. Da wir seiner Sprache (Sotho) natürlich nicht mächtig waren, sprachen wir ihn auf Englisch an, aber es kam keine Reaktion. Er sah uns nur an.

Es war eine etwas verlegene Situation für alle. Was tun? Ihn ignorieren? Ihm durch ein Handzeichen bedeuten dass er gehen soll? Dann holte ich eine Dose Cola und ein paar Kekse aus dem Camper und bot sie ihm an. Er strahlte, öffnete beide Hände und nahm Cola und Kekse wie eine Gabe entgegen und sagte: „Sänkju, Mama.“. Dann trottete er davon, setzte sich in rund 100 Meter Entfernung auf eine Betonabtrennung an der Straße, trank die Cola und aß die Kekse. Als wir später an ihm vorbeifuhren, winkte er uns noch zu.

Marion Samson, Ettlingen

Mit dem Rad ins Sabbatjahr

Als Kind reiste ich zu Oma und Opa in den schwäbisch-fränkischen Wald. Für mich war dies das Paradies, weil ich das Leben auf dem Lande genoss. Den Begriff „Urlaub auf dem Bauernhof“ gab es damals noch nicht, aber für mich war es die Light-Version dessen, was später unter diesem Namen kommen sollte.

Wir wohnten natürlich bei den Großeltern, aber unweit gab es einen Hof mit Kindern in unserem Alter – ein Traum! Der Grau-Hof war ein Hof wie er sein sollte – mit einem Hütehund, mit Milchkühen, Kälbern und einem Zuchtbullen, mit Schweinen, einem Arbeitspferd und natürlich allerlei Federvieh, Geschätzt zwischen 20 und 30 Tieren, die Namen nach dem Alphabet geordnet. Alma, Berta, Cäcilie, Dora. Ich durfte beim Ausmisten und Füttern helfen und – das Größte – auf dem (damals ganz neuen) Mähdrescher mitfahren! Es war einfach toll.

Mit dem Rad durch Asien: Helma Honrath liebt ihr Fahrrad. Ihr Sabbatjahr nutzte sie für eine mehrmonatige Radreise.
Helma Honrath liebt ihr Fahrrad. Ihr Sabbatjahr nutzte sie für eine mehrmonatige Radreise. Foto: Honrath

Als angehender Teenie, durfte ich an Ferienfreizeiten des Stadtjugendausschusses teilnehmen. Sommers wie winters. Eine dieser Reisen war meine allererste Radtour: Es ging nach Dänemark – genauer gesagt nach Seeland. Mit einem nostalgischen Uralt-Rad, ohne Gangschaltung, Bremse auf dem Reifen, kleines Köfferchen auf dem Gepäckträger, Nächte in Jugendherbergen.

Das war der Beginn meiner Radtouren-Karriere. Schon mit 17 unternahm ich die erste eigene Radtour, . Es folgten noch viele, ich kann eigentlich sagen, kein Jahr ohne Radtour! Mein Höhepunkt bisher: 2008 eine Radtour von Athen nach Peking. Ich hatte ein Sabbatjahr genommen, die Reise dauerte ein halbes Jahr. Sie war organisiert, ich fuhr also nicht allein sondern in einer kleinen Gruppe. Radfahren war toll – bis heftig, Zentralasien atemberaubend, China unsagbar beeindruckend, aber die Gruppendynamik anstrengend.

Nach meiner ersten Aussage („Nie wieder“) habe ich es doch nochmals probiert. 2015 ging es für vier Monate nach Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. Nun, relativ kurz vor dem Ruhestand, sitze ich schon wieder vor dem Atlas und brüte, wohin könnte es gehen? Der Radel-Virus lässt mich nicht mehr los.

Helma Honrath, Karlsruhe

In Spaniens Sand versunken

Seit 1998 sind wir stolze Wohnmobilbesitzer. 1999 führte uns eine Reise nach Nordspanien. Damals gab es noch keine Navigationsgeräte, so musste ich die Buchten, die wir ansteuern wollten, mühsam auf der Karte heraussuchen.

Die Playa de Rodiles in Asturien war unser Ziel. Kaum angekommen, kamen uns zwei deutsche Wohnmobilbesatzungen entgegen, um uns zu begrüßen. Mein Mann wollte nur noch das Wohnmobil an einer anderen Stelle parken – schon war es passiert. Der Sandboden gab nach, und das Fahrzeug steckte fest. Kein Vor- und Zurück, nichts ging mehr. Die Räder bohrten sich immer tiefer in den Sand ein.

Nur gut, dass unsere Nachbarn spontan zur Hilfe eilten. Es war heiß, und anstatt baden zu gehen, schufteten die drei, um unser fahrbares Haus wieder frei zu bekommen. Jedoch half alles Schaufeln und Unterlegen nichts. Es musste von einem anderen Wohnmobil herausgezogen werden. Beim Festbinden des Abschleppseils hatte mein Mann plötzlich noch zu allem Elend die Stoßstange in der Hand.

Nach geglückter Befreiung aus dem Sand wurde diese mit Silikon wieder angeklebt. Nach über einer Stunde Schufterei brauchte jeder eine Pause. Abends wurde das glückliche Ende begossen. Irgendwann schaute die Polizei vorbei und ließ sich sogar zu einem Schwätzchen verleiten. Das angebotene Glas Wein lehnten sie jedoch vehement ab, weil im Dienst. Was bleibt ist die Erinnerung an ein schönes Zusammentreffen und eine große Hilfsbereitschaft.

Renate Wittig, Gaggenau

Elba treu geblieben

Ein unvergesslicher Urlaub sollte es sein, bevor unsere älteste Tochter 1986 in die Schule kam. Das Urlaubsziel war eigentlich die Toskana. Doch dann landeten wir zufällig auf Elba.

Es war gerade Mittagspause, als wir mit der Fähre ankamen. Die Geschäfte geschlossen, die Sonne brannte. An einem kleinen Kiosk, der Apartementi anbot, erhielten wird drei Adressen von Ferienwohnungen. Die zweite Adresse in Marina di Campo war top: eine Wohnung im Obergeschoss mit Garten in einem sehr gepflegten Privathaus. Hotels, Läden, einmal pro Woche ein großer Markt sowie Metzgereien, Banken, Eisdielen, Bäckereien, Pizzerien und die American Bar am Hafen – alles vorhanden. Und der Strand war nur fünf Minuten weg.

So wurde Marina di Campo unser Urlaubsort für die nächsten Jahre, bis zum Jahr 2000. Wir erkundeten das Eiland jedes Jahr, besuchten alle Sehenswürdigkeiten, spazierten durch die Macchia, bestiegen den Monte Capane – aber nur einmal – und entdeckten immer wieder etwas Neues. Die Insel duftete und das Meer war wunderschön azurblau.

Unbeschwert: die beiden Töchter der Familie Knobloch. Viele Jahre lang zog es die Familie aus Waldbronn nach Elba.
Die beiden Töchter der Familie Knobloch. Viele Jahre lang zog es die Familie aus Waldbronn nach Elba. Foto: Knobloch

Mit den Jahren traf man immer wieder die gleichen Leute mit ihren Kindern am Strand. Verabredungen wurden jeden Sommer für das nächste Jahr gemacht. Im Laufe der Zeit kannten wir alle Strände auf Elba und mit dem Schlauchboot umrundeten wir die Felsen in der Nähe des Strandes, sahen vom Ufer aus im Meer den Monte Christo und die Ziegeninsel Capraia.

Eines Tages begegneten wird am Strand von Fetovaia einem jungen Ehepaar mit Drillingen – die drei waren etwa eineinhalb Jahre alt. Die blonden Mädchen waren für Außenstehende nicht zu unterscheiden und trugen zudem einheitliche Badehöschen mit einem Herz auf dem Po.

Unsere Töchter beobachteten die drei genau. Als die Eltern dann Hand in Hand mit den Dreien ins Wasser gingen, schauten unsere Töchter uns an und fragten: „Mussten die dreimal heiraten?“

Otti Knobloch,Waldbronn-Etzenrot

Mir schwätze schwäbisch

Bei einem Urlaub in der Karibik kamen wir an einem Wirtshausschild mit der Aufschrift „Under the Mango Tree“ vorbei. Plötzlich kam eine kohlrabenschwarze Frau mittleren Alters, aus dem Haus und rief uns im besten schwäbisch zu: „Hocke Sie sich do net no, da scheisse ihnen die Vögel auf den Kopf“. Wir waren geplättet.

Wie sich dann gesprächsweise – sie wiederum im besten Schwäbisch – herausstellte, war ihr Mann mehrere Jahre an der Universität Tübingen tätig gewesen und sie hatte während dieser Zeit Kochkurse an der Volkshochschule gegeben. Es wurde ein unterhaltsamer Abend.

Horst Sedlag, Waldbronn

Die Meckerziege

An ein Urlaubs-Erlebnis erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. 1967 verbrachte ich einen Bildungsurlaub in Griechenland. Einige Sehenswürdigkeiten waren entweder nur zu Fuß oder auf einem Esel oder einem Maultier zu erreichen. In unserer Reisegruppe war eine recht unbeliebte, schwergewichtige Urlauberin, die an allem etwas auszusetzen hatte.

Gruppenbild mit Esel und Treiber: Inge Kress auf ihrem Reittier während des Griechenlandurlaubes im Jahr 1967.
Gruppenbild mit Esel und Treiber: Inge Kress auf ihrem Reittier während des Griechenlandurlaubes im Jahr 1967. Foto: Kress

Der griechische Eseltreiber verstand zwar kein Wort Deutsch, merkte aber sicher, was die Dame da ununterbrochen kritisierte. Am nächsten Tag besuchten wir die Insel Santorin. Als unser Schiff dort anlegte, empfing uns große Hitze. Und es hieß wieder, zu Fuß oder per Esel den Weg hinauf. Mir wurde ein Schimmel zugeteilt, ich glaube es war ein Maulesel.

Schon unmittelbar beim Aufsteigen zog es ihn mit aller Macht zur Mauer in den kühlen Schatten. Mit aller Kraft drückte ich mit dem Schenkel, der sich auf der Mauerseite befand, gegen seine Flanken, konnte aber nicht vermeiden, dass die Mauer an meinem nackten Bein kratzte.

In der gleichen Weise wie beim letzten Ritt lamentierte die Neiderin ununterbrochen. Dies ging diesem Eseltreiber gehörig auf die Nerven, denn er verstand Deutsch. Deshalb bot er der Dame und mir an: „Sie können ihre Tiere tauschen. Beide waren wir über den Wechsel froh, die „Meckerziege“ allerdings nicht allzu lange. Während ich ein williges, gut reitbares Tier bekam, quälte sich die Dame mit meinem störrischen Schimmel ab. Jetzt kämpfte sie sich wortlos den Berg hoch.

Am nächsten Tag am Swimmingpool betrachtete ich mit einer gewissen Schadenfreude das rechte Bein der Dame. Es wies eine intensive Rötung mit mehreren blutenden Kratzern auf, während auf meinem Bein keine Abschürfungen mehr zu sehen waren. Inga Kress, Neuhausen

Das Bankgeheimnis

Als Enkel einer reisefreudigen Großmutter hatte ich ich das große Glück, sie immer wieder auf ihren Reisen begleiten zu dürfen. Immer im Frühling und im Herbst kam bei der rüstigen Dame besagte Reisestimmung auf. In den 1970er und 1980er Jahren war das Reisen per Bus angesagt, und besagte Reise führte wieder einmal zu einem Lieblingsziel meiner Großmutter, an die Côte d’Azur.

Es war ein schöner Frühlingstag, als wir uns per Bus zu einem Tagesausflug nach Monte Carlo auf den Weg machten. Dort hatten wir den Tag zur freien Verfügung. Meine Großmutter, die immer sehr auf ihr Äußeres achtete, trug an diesem Tag ein leichtes, aus einem blumigen Chiffon gefertigtes Sommerkleid. Auf einer Bank geschah es dann. Meine Großmutter setzte sich zuerst, danach ich. Ich merkte allerdings nicht, dass ich auf einem Teil ihres so geliebten Sommerkleides saß.

Wir saßen eine ganze Weile auf der Bank, um neue Kraft für den zweiten Teil unserer Besichtigungstour zu schöpfen. Doch dazu kam es dann leider nicht mehr. Als sich meine Großmutter erhob, machte es plötzlich „Ritsch“ und „Ratsch“ – und der Traum aus Chiffon war geplatzt. Das schöne Kleid hatte einen deutlich sichtbaren Schaden, den man nicht so schnell verbergen konnte. Was sollten wir nur tun?

Der Tag war noch nicht vorbei, sprich bis zur Rückreise in unser Hotel dauerte es noch mindestens zwei Stunden und eine Sicherheitsnadel hatten wir leider nicht zur Hand. Die große Handtasche meiner Großmutter bedeutete zumindest bis zur Rückreise unsere Rettung. Denn ich trug von nun an dieses Accessoire so geschickt hinter ihr her, dass ihre Tasche mehr recht als schlecht den Kleiderriss verdeckte.

Eine Sicherheitsnadel war übrigens in ganz Monte Carlo nirgendwo aufzutreiben. Lediglich die Luxusjuweliere hatten eine im Angebot, welche allerdings dem Preis eines Kleinwagens entsprach, und so zogen wir doch die „Taschenlösung“ vor. Geschickt behielten wir unser „Bankgeheimnis“ auch noch auf der Rückfahrt ins Hotel für uns, so dass niemandem dieser kleine Fauxpas aufgefallen ist.

Vielleicht hat man sich lediglich darüber gewundert, warum der Enkel an diesem Tag an der Côte d’Azur immer einen Schritt hinter seiner Großmutter gelaufen ist und dabei Ihre große Handtasche getragen hat.

Meine Großmutter hat das Ganze mit Humor genommen und noch viele Jahre später, haben wir immer wieder über unser Bankgeheimnis geschmunzelt. Die Reise im nächsten Frühjahr ging übrigens wieder an die Côte d’Azur dieses Mal allerdings ohne Zwischenfälle.

Thomas Angelou, Karlsruhe

Liebesglück in Tauplitz

Im Jahr 2004 fuhr ich mit dem Wanderverein nach Tauplitz in das österreichische Bundesland Steiermark. Bei einem Halt des Busses fiel mir ein älterer Mann unter den Mitreisenden besonders auf, weil er so lustig war. Wir kamen recht schnell miteinander ins Gespräch –nicht ahnend, was daraus werden würde.

Im Urlaubshotel in Tauplitz saßen mehrere Alleinreisende an einem runden Tisch beisammen, auch der Mann, der mir auf dem Rastplatz schon aufgefallen war. Wir unterhielten uns angeregt miteinander. Auf der Rückreise versprachen wir uns, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Etwa eine Woche später besuchte mich mein neuer Bekannter an meinem Wohnort. Ich war ziemlich überrascht, zumal die Entfernung von seinem Wohnort zu meinem beträchtlich war. Aber er hatte die weite Reise auf sich genommen.

Fortan besuchte er mich regelmäßig. Er kam ein-, zweimal wöchentlich, trotz der großen Entfernung. Nach einem Jahr beschlossen wir zusammenzuziehen – an meinem Wohnort, an dem sich auch meine Arbeitsstelle befand. Wir waren sehr glücklich zusammen bis zum Tod meines Lebensgefährten im Jahr 2012.

B. Korell, Walzbachtal-Wössingen

Im Land des Glücks

2010 feierte ich meinen 60. Geburtstag in Bhutan, dessen Staatsphilosophie das „Bruttosozialglück“ ist. Gleich nach dem spektakulären Anflug und der Landung in Paro waren mein Mann und ich begeistert von der Natur, den Bergen des Himalaya, den Gebäuden und den Menschen mit dem stets offenen Lächeln. Alles war überwältigend, die Landschaft, das gewaltige Tigernest auf über 3.000 Meter Höhe, die traditionellen buddhistischen Feste, der gelebte Buddhismus, die Klöster, die Dzong genannt werden, und die Landschaften.

An meinem Geburtstag, am letzten Tag unseres Aufenthalts in Bhutan, gab es keine Schwarzwälder Kirschtorte, sondern einen „Dzong-Kuchen“ in Form des traditionellen Klosters.

Zu hohen Himalaya-Bergen: das Ehepaar Seyfried vor dem Tigernest-Kloster im „Land des Glücks“ Bhutan.
Zu hohen Himalaya-Bergen: das Ehepaar Seyfried vor dem Tigernest-Kloster im „Land des Glücks“ Bhutan. Foto: Seyfried

Zehn Jahre später war Corona, totaler Lockdown. Da der 70. Geburtstag auf den Gründonnerstag fiel, stellte ich kurzerhand einen Sonnenschirm vor unserem Haus auf, platzierte Gebäck, Früchte und Blumen auf dem Tisch. Jeder, der vorbei kam, durfte sich bedienen, Es war keine große Reise wie zehn Jahre zuvor, aber eine genau so große und unvergessliche Erfahrung.

Renate Seyfried, Pfinztal

Wie in einem schlechten Film

Anfang der 1980er Jahre waren wir – mein Mann, ich und unsere zwei kleinen Kinder – im Sommer mit einem Wohnmobil im ehemaligen Jugoslawien unterwegs. Wir fuhren weit in den Süden bis kurz vor die Grenze zu Albanien und beschlossen eines Tages, einen Ausflug zum nördlich vom Meer gelegenen Skutarisee zu unternehmen. Wir wollten schließlich etwas von der herrlichen Gegend dort sehen.

Die Warnungen von Einheimischen vor Überfällen von Separatisten schlugen wir in den Wind. Das erschien uns reichlich absurd, im Europa des 20. Jahrhunderts.

Aber es passierte – wie in einem schlechten Film: Auf einer einsamen, schmalen Landstraße stürmte plötzlich eine Gruppe Männer mit paramilitärischen Uniformen, bewaffnet mit Maschinengewehren, äußerst ungemütlich aussehend, aus dem Gebüsch auf die Straße und zwang uns anzuhalten.

Mein Mann und ich stiegen mit zittrigen Knien aus, die Männer stocherten mit ihren Gewehren in unserem Bus herum, dann mussten wir die Hintertür öffnen: Da lagen unsere beiden kleinen Kinder und schliefen tief und fest. Ob das unsere Rettung war? Jedenfalls ließen sie uns weiterfahren.

Trotz dieses schlimmen Zwischenfalls wurde es noch ein schöner Urlaub, aber wir bekamen eine Ahnung davon, dass genug Konfliktpotential in den verschiedenen slawischen Bevölkerungsgruppen herrschte.

Brigitte Meder-Stegen, Ettlingen

Überfahrt nach Guernsey

Es war ein eher trüber Tag, als wir mit unserer Reisegesellschaft am 17. April 1995 morgens von Jersey nach Guernsey mit einem Katamaran in nur 50 Minuten übersetzen sollten. Noch am Vorabend wurden uns Kurzfilme über die felsige Küste gezeigt, an der viele Piraten beim Kentern ihrer Boote das Leben verloren haben.

Ich suchte mir einen Platz unter Deck, neben einem jungen Franzosen, der eifrig in seiner Lektüre blätterte. Mein Mann erhaschte ein Plätzchen weiter hinten. Das Boot hüpfte vom Welle zu Welle; der Kiosk öffnete, aber der Sturm verhinderte jede Kauflust. Es folgte eine kurze Erläuterung zu den Schwimmwesten – plötzlich tat es einen lauten Schlag. Ruhe.

Eine Stimme aus dem Lautsprecher verkündete die sofortige Schließung des Kiosks. Gleichzeitig begann das Schiff vorne mit dem Bug nach oben zu wandern, während von hinten Wasser in den Raum drang.

Schnell war klar: Der Raum läuft voll. Wir griffen nach den Schwimmwesten unter den Sitzen, doch entweder waren keine vorhanden, oder jemand hatte aus Langeweile die Bänder verknotet. Kein Besatzungsmitglied weit und breit. Innerlich brach Panik aus. Alle drängten sich zur Tür, die auch noch verschlossen war.

Das Wasser stieg, die Schräglage wurde immer bedenklicher. Ich entschied mich, jedwedes Gepäck hinter mir zu lassen, da man auf dem Meeresgrund wohl keine Papiere mehr brauchen würde. Allerdings meinte eine Passagierin, sie wolle wenigstens später da unten identifiziert werden.

Gefährliche Überfahrt: Ein Zeitungsausschnitt erinnert an das schwere Bootsunglück, das die Familie Gallon bei den Kanalinseln erlebte.
Gefährliche Überfahrt: Ein Zeitungsausschnitt erinnert an das schwere Bootsunglück, das die Familie Gallon bei den Kanalinseln erlebte. Foto: privat

In letzter Sekunde öffnete sich die Tür, und es gab die Möglichkeit, aus fünf Metern Höhe in eine Rettungsinsel zu springen. Ein Herr hielt dabei seinen Regenschirm fest in der Hand. Unten stand mein Mann und half den Gesprungen auf andere Boote. Ich versuchte, einer Frau behilflich zu sein, ihr Baby über die breiten Gummiwülste zu befördern. Mein Mann zog auch noch etliche Danebengesprungene wieder in die Rettungsinsel.

Das Boot, in dem ich im fußhohen Wasser saß, wurde aufs offene Meer hinausgetragen. Aber 300 Passagiere waren gerettet, ein Albtraum ging gut aus. Ein kleines Ausflugsboot warf uns eine Leine zu und in einem weiteren kleinen Abenteuer wurden wir einer nach dem anderen hochgehievt. Es gab etliche Verletzte und ein Mann hatte vor Aufregung einen Herzinfarkt erlitten.

Mein Geld , Papiere und Kamera waren futsch, doch im Hotel erwarteten uns zwei Riesenkübel –einer mit Cognac, einer mit Suppe. Ich entschied mich für den Cognac, um Geburtstag zu feiern. Später wurde das Schiff bei Ebbe an Land gezogen und ich bekam meine Tasche zurück. Geld und Papiere trockneten auf der Heizung. Guernsey haben wir leider verpasst, und auch später sind wir nicht mehr hingefahren.

Ulrike Gallon, Durmersheim

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