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Neues aus dem Elternleben

Aber Mama, wir gewinnen doch eh!

Eigentlich darf man nicht abschreiben. Aber da die deutsche Mannschaft in der just vergangenen Weltmeisterschaft leider nicht besonders weit kam, musste sich unsere Kinderkram-Autorin ausnahmsweise doch bereits gesprochener Worte bedienen: ihrer eigenen nämlich.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Wie unser ehemaliger Verteidigungsminister Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg vor einigen Jahren zeigte, darf man nicht abschreiben. Da nun aber die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft offenbar nicht genug Anreize hatte, den Ball lustvoller Richtung Tor zu bewegen, muss ich an dieser Stelle auf den geplanten WM-Kinderkram verzichten und von jemandem abschreiben: Von mir selbst. Das darf man nämlich, glaube ich.

Vor zwei Jahren saß ich mit der damals Vierjährigen daheim vor dem Tablet, schaute das EM-Spiel Deutschlands gegen die Slowakei und notierte mir ihre Aussagen. Die fand ich – und die 50 Menschen, die meinen dazugehörigen Facebook-Post mit „Gefällt mir“ markierten – absolut entzückend. „Mama, welcher ist der Schiedsrichter?“, fragte sie beispielsweise. „Der Rote“, antwortete ich. Daraufhin verzog sich ihr Mund zu einem Schmollen: „Menno, warum können wir nicht rot sein? Das ist viel schöner!“ Schön war es auch, als ich nach einem deutschen Tor in Jubel ausbrach und sie mich mit einem „Mama, das ist mir jetzt ein bisschen zu laut“ ermahnte. Wie auch bei einem Elfmeter, wo sie mich streng mit einem „Mama, brüll’ nicht so, da kriegt mein Bruder Angst!“ schalt.

„Mama, der Mann mit der lustigen Stimme hat gesagt, der Blaue hat den Weißen geschubst. Kommt der jetzt ins Gefängnis?“ fragte sie, als Oliver Kahn das Spiel in der Halbzeit kommentierte, um sich direkt danach über einen Fußballernamen lustig zu machen: „Mama! Der eine heißt ,Schweinschweiger‘ und der andere ,Bradolski‘!“ Dicht gefolgt von dieser Manifestation von anscheinend angeborener deutscher Fußball-Überheblichkeit, als das 3:0 fiel: „Mama, haben wir jetzt gewonnen?“ Ich: „Nein, gewonnen hat man, wenn das Spiel vorbei ist“. Sie: „Aber Mama, wir gewinnen doch eh.“

Und auch folgende Konversation gegen Ende des Spiels brannte sich in mein Gedächtnis ein. Sie: „Mama, warum braucht man Töre?“ Ich: „Tore.“ Sie: „Mama, warum braucht man Tore?“ Ich: „Damit die Spieler da den Ball reinschießen können.“ Sie: „Warum?“ Ich:

„So weiß man, wer gewonnen hat.“ Sie: „Warum?“ Ich: „Damit man weiß, wer die bessere Mannschaft ist. Und wer ist die bessere Mannschaft?“ Sie: „Der Rote!“

Noch ein Hinweis an dieser Stelle für werdende Eltern: Ich habe die Namen Karl-Theodor zu Guttenbergs so fleißig aus Wikipedia abgeschrieben, um auch den Fußballdesinteressierten einen Leseanreiz zu bieten. Wer also noch einen Namen für den Sohn sucht, kann bei Karl-Theodor abschreiben. Er hat sicher nichts dagegen.

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