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Gemeinsam sparen

Mehr für weniger: Sieben badische Städte arbeiten beim Energiesparen zusammen

20 Prozent weniger Energieverbrauch - dieses Ziel wollen Bürgermeister und Bürgermeisterinnen zwischen Bretten und Baden-Baden gemeinsam umsetzen. Ihre Stadtwerke arbeiten zusammen und bieten eine einheitliche Beratung, Tipps und Prämien.

Symbolbild Gas
Die Strom- und Gasrechnungen steigen. Um den Krisenwinter zu überstehen, haben sich sieben Kommunen in Nord- und Mittelbaden zusammengeschlossen. Foto: Rake Hora /BNN

Angesichts des drohenden Gasmangels im Winter schließen sich sieben nord- und mittelbadische Städte zusammen, um den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken. Ziel der gemeinsamen Kampagne ist es, die Bürgerinnen und Bürger an Bord zu holen, um sie zum Stromsparen zu motivieren.

Die Stadtwerke der beteiligten Kommunen wollen mit ihrer Expertise wie Beratungsleistungen zur Energieeffizienz oder beim Einsatz alternativer Energien ihren Teil beitragen.

Wie das Ganze konkret aussehen soll, erklärten die in Karlsruhe versammelten Oberbürgermeister und Repräsentanten der Städte Karlsruhe, Bruchsal, Baden-Baden, Ettlingen, Bretten, Rheinstetten und Rastatt.

Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup lobte dabei den Schulterschluss, der in den nächsten Tagen und Wochen auch im Stadtbild der beteiligten Kommunen durch einheitliche Plakate sichtbar werden wird.

Das Paket besteht aus Beratungen, Prämien und finanzielle Hilfen für Bedürftige

Das Ziel, 20 Prozent Energie einzusparen, sei anspruchsvoll, aber erreichbar, erklärte Mentrup. „Wir haben an den großen Stellschrauben wenig Einflussmöglichkeiten, aber wir können mit den Menschen kommunizieren und sie zum Sparen motivieren“, so der OB.

Die Kampagne der Kommunen steht konkret auf drei Säulen. Dazu gehören Beratungen, Schulungen und kleine Lehrvideos im Internet, die die Bürger offensiv zum Sparen aktivieren sollen. Auch Prämienmodelle, die für das Erreichen des Sparziels belohnen, sind geplant.

Als dritte Säule haben sich die Stadtwerke auf Maßnahmen finanzieller Natur geeinigt. Durch automatische Abschlagsanpassungen, das Ansprechen der Vermieter oder die Möglichkeiten zur Ratenzahlung könnten die Stadtwerke ihren Kunden über die Krise helfen, erklärte die Marketingleiterin der Stadtwerke Karlsruhe, Iman El Sonbaty.

Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger wecken

„Für Kommunen und Energieversorger gleichermaßen stellt dieses Szenario eine enorme Herausforderung dar, die eine Bündelung aller Kräfte und Kompetenzen erfordert“, so Oberbürgermeister Frank Mentrup. Von der nun gestarteten gemeinsamen Kampagne verspricht er sich Effekte, die auch nach der Energiekrise noch Bestand haben können.

Dem Krisenwinter könne man nur durch aktives Energiesparen begegnen. Jede und jeder Einzelne kann Strom und Gas einsparen und so einen aktiven Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Daraus entstehen Effekte, von denen langfristig dann auch das Klima profitiert.

Andere Kommunen, andere Ideen

Ähnliche Zusammenschlüsse – zum Teil auf einen Landkreis bezogen, zum Teil in lockeren Kooperationen – gibt es nach Angaben des Städtetags Baden-Württemberg auch andernorts, etwa in der Region um Ludwigsburg. Der Städtetag hat für Mitglieder eine Austauschplattform geöffnet, auf der sie sich gegenseitig Ideen geben und Fragen stellen können.

Viele Kommunen im Südwesten beschließen beziehungsweise prüfen zudem jeweils für sich Maßnahmen. Oft sind die Ergebnisse sehr ähnlich. „Jede Initiative, die dazu beiträgt, alle Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema zu sensibilisieren und zum Sparen zu animieren, ist gut. Je mehr sich beteiligen, desto größer werden Reichweite und Aufmerksamkeit und damit hoffentlich auch die Wirkung“, teilte eine Sprecherin des Städtetags mit.

Die stärksten Energieeinsparungen erhoffen wir uns beim Thema Heizen.
Peter Pätzold, Stuttgarter Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt

In Stuttgart etwa sollen die städtischen Gebäude in diesem Jahr erst ab dem 1. November dauerhaft beheizt werden. Vorher werde die Heizung maximal stundenweise in Betrieb genommen. Allein diese Maßnahme soll den Energiebedarf den Angaben zufolge um ein Prozent senken.

„Die stärksten Energieeinsparungen erhoffen wir uns beim Thema Heizen“, erklärte der Stuttgarter Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt, Peter Pätzold, dazu. Eine weitere Einsparung von zwei Prozent erwartet die Verwaltung durch die Senkung der Soll-Temperatur in der Heizperiode von 20 auf höchstens 19 Grad.

Zudem hat Stuttgart schon zu Jahresbeginn den Verbrauch von fossilem Erdgas um 35 Prozent gesenkt und durch sogenanntes biogenes Gas aus Abfall- und Reststoffen wie Papierabfällen ersetzt. „Mit dieser starken Umstellung auf biogenes Gas nimmt Stuttgart eine Vorreiterrolle unter den deutschen Großstädten ein“, erklärte Oberbürgermeister Frank Nopper jüngst.

Mannheim will eventuell Ampeln abschalten

Mannheim etwa will die Raum- und Wassertemperatur der Hallenbäder um zwei Grad senken. „Die Beckenheizungen in den Freibädern, die mit Fernwärme betrieben werden, werden ausgeschaltet“, heißt es in einer Mitteilung. Anlagen zur Regulierung der Raumluft würden – soweit es die Pandemielage zulasse – auf den geringstmöglichen Energieverbrauch eingestellt. Ferner prüfe der Stadtraumservice Mannheim in Abstimmung unter anderem mit der Polizei, ob Ampelanlagen über das bisherige Maß hinaus abgeschaltet werden könnten.

Apropos Licht: Die Stadt Göppingen hat bei der Straßenbeleuchtung durch die Umrüstung auf Leuchtdioden (LED) den Energieverbrauch seit 2015 nach eigenen Angaben nahezu halbiert. Um ihn um weitere rund 20 Prozent zu verringern, werde nun darüber nachgedacht, die bisher praktizierte „Halbnachtschaltung“ von 23 bis 5 Uhr auf die gesamte Nacht auszudehnen. „Dabei wird an der Leuchte die Helligkeit ohne deutlich erkennbaren Komfortverlust zurückgefahren“, erläuterte die Stadt. Das sei deutlich wirksamer und praktikabler umzusetzen als beispielsweise jede zweite Leuchte auszuschalten.

Heidelberg fördert Mini-Solaranlagen

Um Bürgerinnen und Bürger einzubinden, startet die Stadt Heidelberg im September eine Fördermaßnahme für Mini-Solaranlagen auf Balkonen und Terrassen. Die Stadt übernimmt 50 Prozent der Kosten bis maximal 750 Euro. Um Kunden bei der Umstellung auf ein „CO2-neutrales Leben“ zu helfen, baut der Freiburger Grundversorger Badenova neben seinen Beratungsangeboten ein Netzwerk an Handwerkern und weiteren Partnern aus. Das solle sicherstellen, dass „die persönliche Energiewende“ der Kunden möglichst umfassend und schnell vollzogen werden kann.

Damit gerade die Stadtwerke als kommunale Versorger wegen der steigenden Gaspreise nicht in die Bredouille geraten, hatten die Präsidenten von Städtetag und Gemeindetag, Peter Kurz und Steffen Jäger, jüngst an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck appelliert, diese müssten unter den Schutzschirm des Bundes.

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