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Neues aus dem Elternalltag

Mein Testament (Stand08/19)

Was bleibt von mir, außer einem CO2-Fussabdruck, so groß wie ein Kinderplanschbecken und einem (fast) vollständigen Ikea-Geschirr? Die Mütter von heute pflege nicht ihre Aussteuertruhe sondern verprassen ihr eigenes sauer verdientes Geld. Schlechte Zeiten für die jungen Erben von morgen.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Mehr als einmal habe ich mich schon gefragt, was ich meinen Kindern mal hinterlassen werde, wenn meine Zeit auf diesem Erdenrund abgelaufen ist. Ich meine jetzt abgesehen von meinem fabelhaften Aussehen und meinem unglaublichen Sinn für Humor. (Kurzer Einschub: In einer Kommunikation mittels moderner Medien würden an dieser Stelle jetzt etliche Smileys zwinkern. Aber – wer diese Kolumne kennt, der weiß, dass ich solche Humormarker grundsätzlich ablehne.)

Was bleibt?

Zurück zum Thema. Was wird von mir bleiben außer einem exorbitant großen CO2-Fußabdruck, den meine Enkel als Planschbecken benutzen können, und diversen Psychosen, Neurosen und depressiven Störungen meiner Kinder, für die man als Mutter ja immer verantwortlich gemacht wird. Wenn ich mal tot bin, kann mir diese Art der Hinterlassenschaften wurschd sein. Also – rein materiell gesehen: Wie wird das Erbe aussehen?

Aussteuertruhe? Fehlanzeige!

Die Antwort, liebe Kinder: Schlecht! Anders als meine Großmutter wurde ich nicht mit einer Aussteuertruhe versehen am Bahnhof ins Erwachsenenleben abgestellt. Ich besitze also weder ein 112-teiliges Sonntagsgeschirr mit Goldrand und Saucière, noch kann ich handbestickte Tisch- und Bettwäsche mein Eigen nennen und statt in einer Biedermeier-Kommode bewahre ich meine Leibwäsche (von H&M) in einer Aufbewahrungslösung namens „Malm“ (von Ikea) auf. Ein Klavier besitze ich nicht mehr, mein Auto gehört zu jenen, deren Wert man durch Auftanken verdoppeln kann, und die eine Goldbrosche meiner Patentante, die es an etlichen eigenen Töchtern vorbei bis in meinen Zweig des Stammbaums geschafft hat, habe ich unmittelbar nach dem Abitur in ein Interrail-Ticket investiert. Klug war’s nicht, aber schön. Die Reise. Nicht die Brosche.

Belämmernde Bilanz

Wie dem auch sei: Der jüngste Kassensturz brachte eine belämmernde Bilanz. Würde ich heute abberufen, dürften sich meine drei direkten Nachkommen – Stand jetzt – über zwei Paar Ohranhänger (einer kaputt) von Bijoux Brigitte freuen. Dazu kommt ein (fast) vollständiges Ikea-Geschirr-Set, etliche Elton-John-CDs (keine davon mit Autogramm) und eine Sammlung der Sonderausgaben aller maßgeblichen deutschen und englischsprachigen Frauenzeitschriften zum Tod von Lady Di.

Ach so – ich vergaß – im Geldbeutel tummeln sich noch drei Sanifair-Gutscheine und zwei Pfandmarken vom „Fest“ (möglicherweise mit historischem Wert).

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