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Neue Fachmesse in Karlsruhe

Karlsruher Messe will zeigen, wie New Work auch abseits von Bürojobs gelingen kann

New Work, da denkt man an Bürojobs. Aber kann die neue Arbeitswelt auch für Müllabfuhr und Gastronomie gelten? Eine neue Messe in Karlsruhe will Antworten geben.

Junge Frau mit Notebook im Urlaub
Vor allem junge Menschen wollen Beruf und Freizeit miteinander verbinden. Mit der neuen Arbeitswelt beschäftigt sich die Karlsruher Fachmesse New Work Evolution. Foto: Imago/Julio Rodriguez/Westend61

Ein lilafarbener Teppichboden, darauf stehen ein Bällebad, ein Tischkicker und ein Ergometer – die neue Karlsruher Fachmesse New Work Evolution spielt mit diesen Objekten bewusst mit Klischees.

„Ein Tischkicker in einem Unternehmen wird aber nie funktionieren, wenn nicht auch ein Manager mal damit kickert“, sagt New Work-Berater Kay Mantzel am Mittwoch bei einer Diskussionsrunde zur Arbeitswelt.

Ein Tischkicker in einem Unternehmen wird aber nie funktionieren, wenn nicht auch ein Manager mal damit kickert.
Kay Mantzel, New Work-Berater

Die ist im Umbruch: Die sogenannte Generation Z – alle zwischen 1995 und 2010 Geborene – pfeift oft auf Karriere und Hierarchien im Unternehmen.

Mit dem Notebook im Urlaub arbeiten, das anders gestaltete Büro als Ort des Austauschs suchen, fließende Übergänge zwischen möglichst sinnstiftender Arbeit und Freizeit haben, das wollen zunehmend auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Weil in vielen Branchen Fachkräftemangel herrscht, müssen sich Unternehmen bewegen.

New Work-Klassengesellschaft

Stechpalme, Chefs in abgeschirmten hohen Büroetagen, lange Entscheidungsprozesse – das funktioniert oftmals nicht mehr. Darüber sind sich alle in der Diskussionsrunde der kleinen Fachmesse New Work Evolution einig, die parallel zur Bildungsmesse Learntec läuft. „Graue Büroflure werden im War of talents nicht mehr attraktiv sein“, sagt auch Messe-Chefin Britta Wirtz.

Nur: Es arbeiten eben nicht alle in Büros und Verwaltung, wo sich Homeoffice und New Work-Gedanken vergleichsweise einfach umsetzen lassen. Von einer New Work-Klassengesellschat spricht denn auch die Düsseldorfer Strategieberaterin Saskia Eversloh.

Oder, um es mit den Worten der jungen Genation zu sagen: Auch bei Straßenbahn, Müllabfuhr und in der Gastronomie haben viele keinen Bock auf 08/15-Jobs.

Wir haben keine Lobkultur oder den Mut zu Fehlern.
Saskia Eversloh, Strategieberaterin

Manager müssten etwa bei ihren Straßenbahnfahrern nachfragen, was ihnen nicht passt. „Wir haben keine Lobkultur oder den Mut zu Fehlern“, bemängelt sie. Wertschätzung zeigen, sollte selbstverständlich sein. „Aber das findet oft nicht statt.“

Berliner Stadtreinigung ist nach New Work-Konzept nun familienfreundlicher

Die Berliner Stadtreinigung habe gezeigt, dass es anders geht. Die Belegschaft wurde einbezogen in eine neue Einsatzplanung, die nun familienfreundlicher sei. Auch müsse nicht mehr jeder schon um 6 Uhr in der Frühe die Straßen reinigen. Resultat: Laut Eversloh stieg die Mitarbeiterzufriedenheit um elf Prozent.

Auch der Karlsruher Hotelier Marcus Fränkle definiert New Work nicht nur über schicke Büros, Home Office und Arbeiten am Urlaubsort. „Ich habe abgeschafft, was mich in meiner Lehrzeit geärgert hat“, sagt der Chef des Hotels „Der Blaue Reiter“.

Unbezahlte Überstunden etwa oder fehlende Wertschätzung, wenn ein Mitarbeiter mehr macht, als er müsste. Die Zimmermädchen hätten auch mal sonntags frei. Dann werden Zimmer eben nicht sofort gereinigt, wenn sie im Businesshotel eh erst einen Tag später benötigt werden. „Und wir haben die Vier-Tage-Woche eingeführt. Es geht, auch in der Hotellerie“, sagt Fränkle.

Man kann auch nie zu viel informieren.
Brigitte Emmerich, Personalchefin Messe Karlsruhe

Viele Chefs rümpfen da die Nase, was auch okay ist, wie Mantzel findet. Sie müssten Leitplanken für New Work in ihrem Unternehmen aufzeigen, aber sonst ihre Belegschaft vertrauensvoll machen lassen.

„Man kann auch nie zu viel informieren“, berichtet die Personalchefin der Messe Karlsruhe, Brigitte Emmerich, nach Erfahrungen beim Change-Prozess der städtischen Tochtergesellschaft.

Obstkörbe aufzustellen, das wäre laut New Work-Expertin nur „Social Washing“

Schon früher Gefordertes wie Information und Wertschätzung seien also auch in der neuen Arbeitswelt sehr wichtig; dieses Fazit lässt sich aus der Diskussionsrunde ziehen. Nur den Obstkorb und den Tischkicker aufzustellen, das wäre bloß „Social Washing“, meint Eversloh.

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