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Neues aus dem Elternleben

Mit dem Kopf im Kühlschrank

Wenn Kinder älter werden, erhöhen sich auch ihre Ansprüche – das gilt vor allem für Vergnügungen aller Art. Als Eltern bleibt einem dann oft nichts anderes möglich, als sich vor den Kindern zu verstecken. Zum Schokolade essen, zum Beispiel.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Wenn Kinder älter werden, erhöhen sich auch ihre Ansprüche – das gilt vor allem für Vergnügungen aller Art. Das geht schon im Alter von etwa drei Jahren los. Da darf man als Elternteil nicht mehr einfach so Spaß haben, sondern muss sich stattdessen inquisitorischen Fragen stellen, immer im Verdacht stehend, dem Kind etwas vorzuenthalten.

Das ist unfair!

Kürzlich erdreisteten wir uns beispielsweise, nach einem besonders langen und harten Tag nach dem Abendessen Netflix einzuschalten und uns von einer aufwendig gedrehten, aber seifenoperartigen Adelsserie berieseln zu lassen. Der Vorspann war noch nicht vorbei, als sich plötzlich die Tür zum Wohnzimmer öffnete und die Fünfjährige mit empörtem Gesichtsausdruck im Nachthemd vor uns erschien. „Was macht ihr da?“ fragte sie streng. „Wir schauen eine Serie“, antworten wir. „Das ist unfair!“ schrie sie und stampfte auf den Boden auf. „Warum ist das bitte unfair?“ fragten wir törichterweise und mussten uns als Antwort einen wütenden Vortrag über unsere offenbar uferlosen Privilegien, die Rollenverteilung in der Familie und Fairness im Allgemeinen anhören. Die Adelsserie schauten wir an dem Abend nicht mehr zu Ende.

Ähnlich verlief es ein paar Wochen zuvor. Da hatte ich mich gerade für eine Geburtstagsparty fertiggemacht und wurde in der Tür von einem aufgebrachten Dreijährigen gestellt, der partout nicht einsehen wollte, dass er nicht mitgehen durfte, obwohl doch offenbar Geschenke involviert waren. Noch auf der Straße konnte ich sein wütendes „Umfair!“ hören.

Mama, was isst du da?

Immerhin geht es nicht nur mir so: „Ich esse meine Schokolade immer seit Jahren heimlich hinter der geöffneten Kühlschranktür“, erzählte kürzlich eine Mit-Mama. Eine Andere beobachtete ihren Mann, mit dem sie zwei Teenager hat, eines Tages aus dem Fenster dabei, wie er nach dem Großeinkauf aus dem Auto stieg, eine Chipstüte aus dem Kofferraum nahm, und sich die Knabbereien faustweise in den Mund stopfte. „Wenn die Jungs sie finden“, erklärte er ihr später ohne einen Funken Reue, „dann bekomme ich nichts davon ab.“ Und dann gab es noch die Mama, die sich – in der Speisekammer versteckt – heimlich Nussschokolade einverleibte. „Mama, was isst du da?“ ertönte plötzlich die Stimme ihres Sohnes durch die Tür. „Brot“, antwortete sie. „Aber es knuspert so“, fragte er misstrauisch nach. Sie wusste, sie musste eine Entscheidung treffen. Und rief: „Altes Brot!“

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