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Eine Pflegekraft geht auf einer Intensivstation über den Flur.

Corona und fehlende Fachkräfte

„Mitarbeiter sind erheblich belastet“: Karlsruher Klinikum leidet unter Personalmangel

Überlastetes Personal und steigende Corona-Zahlen: Die Lage der Krankenhäuser in Baden-Württemberg ist angespannt – und könnte sich im Herbst weiter zuspitzen.
von Susanne Kupke (dpa)
3 Minuten
von Susanne Kupke (dpa)
3 Minuten

Krankheitsausfälle und Fachkräftemangel belasten die Kliniken in Baden-Württemberg derzeit stark. Schon jetzt wirken sich die Probleme teilweise auf die Patientinnen und Patienten aus.

Weil Personal fehlt, schieben manche Krankenhäuser aktuell weniger dringliche Operationen auf. Intensivmediziner sprechen deshalb von einer durchaus angespannten Lage.

Das baden-württembergische Sozialministerium gibt zumindest teilweise Entwarnung. Kliniken müssten Eingriffe nicht flächendeckend reduzieren, die Notfallversorgung sei derzeit sichergestellt. Der Blick auf den Herbst bereitet jedoch Sorgen.

Corona macht keine Pause

Nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) kam es schon vor Corona wegen des Personalmangels vor, dass Kliniken Betten nicht belegen konnten. Die Pandemie habe die Situation verschärft. Noch nie sei es so schwierig gewesen, freie Stellen in der Pflege zu besetzen.

Die Situation belastet vor allem die Angestellten.
Die Situation belastet vor allem die Angestellten. Foto: Marijan Murat/dpa

„Wir gehen davon aus, dass aktuell zehn bis 15 Prozent der Krankenhausbetten nicht belegt werden können, obwohl die Corona-Lage noch relativ stabil ist“, sagte BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag. Die Situation werde sich verschärfen, wenn neue Corona- oder Grippewellen zu mehr Personalausfall führen. „Realistisch gesehen muss man davon ausgehen, dass in vielen Krankenhäusern derzeit von Tag zu Tag entschieden wird, welche Operationen mit den vorhandenen Personalressourcen durchgeführt werden können“, sagte Einwag. Die Verschiebung von Eingriffen gehöre damit leider in vielen Kliniken zum Alltag.

Beunruhigt registrieren Mediziner, dass es bei Corona keine „Sommererholung“ gibt. „Im Gegenteil: Die Zahl der Corona-Patienten steigt seit Mitte Juni wieder leicht an, und es ist noch nicht abzusehen, wie sich diese „Sommerwelle“ weiterentwickeln wird“, meinte Einwag.

Bitter für Betroffene

Das Klinikum Stuttgart sieht sich als größtes Krankenhaus in Baden-Württemberg personell vergleichsweise gut aufgestellt. Eine große Herausforderung sind aber die Personalausfälle:

Zurzeit fallen hier über 80 der 8000 Beschäftigten nach einem positiven Corona-Test aus. „Die Situation ist aber noch kontrolliert und die Einschränkung der Behandlungskapazitäten bisher moderat“, sagte der Klinik-Vorstandsvorsitzende Jan Steffen Jürgensen. Dass das auch im Herbst so bleibe, sei jedoch keineswegs garantiert. Jürgensen fügte deshalb hinzu: „Im Zusammenspiel mit anderen Infektionskrankheiten könnten die Personalprobleme gravierender werden.“

Nicht alle Operationen können die Krankenhäuser zum geplanten Termin durchführen.
Nicht alle Operationen können die Krankenhäuser zum geplanten Termin durchführen. Foto: Marijan Murat/dpa

Teilweise muss das Stuttgarter Klinikum planbare, weniger dringliche Operationen verschieben, weil es nicht genug Anästhesie- und Operationstechnische Assistenten gibt. Das sei für viele Betroffene bitter, räumte Jürgensen ein. Die OP-Kapazität liege bei immerhin 90 Prozent des Vorpandemieniveaus; bei höherer Nachfrage gebe es allerdings Wartelisten in einigen Spezialgebieten.

Lage bei Intensivbetten etwas entspannter

Die Intensivstationen im Land sind laut Sozialministerium derzeit durch Covid-19 deutlich weniger belastet als während der Delta-Welle. In ganz Baden-Württemberg seien aktuell 14 Prozent der Intensivbetten frei und lediglich sieben Prozent durch Covid-Kranke belegt.

Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft wurden Anfang der Woche 133 Personen wegen Covid-19 auf den Intensivstationen und 1137 coronapositive Patientinnen und Patienten auf den Normalstationen der Krankenhäuser behandelt. Die Kapazität der Intensivbetten sei im Vergleich zum Vorjahr gesunken: von 2350 auf knapp 2200, vor allem wegen des generellen Personalmangels. Zudem verschärfe die lang anhaltende Pandemie die Überlastung und Erschöpfung des Personals.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Intensivbetten gesunken.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Intensivbetten gesunken. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Für das Klinikum Stuttgart versicherte dessen Chef: „In Stuttgart muss derzeit niemand befürchten, dass es für ihn kein Intensivbett gäbe.“ Es komme nur sehr vereinzelt und temporär zu Kapazitätseinschränkungen.

Auch beim Universitätsklinikum Freiburg betonte ein Sprecher: „Die Gesundheitsversorgung ist gewährleistet.“ Man spüre aber über alle Bereiche eine angespannte Personalsituation. Besonders in der Notaufnahme seien mehr Menschen als sonst, weil sich kleinere Häuser von der Notfallversorgung wegen Personalmangels abmelden würden.

Karlsruhe bekommt Personalmangel zu spüren

Dass wegen fehlenden Personals weniger Betten belegt werden könnten, fürchtet man auch beim Städtischen Klinikum Karlsruhe.

„Wir analysieren die Situation jeden Tag und ergreifen entsprechende Maßnahmen“, sagte der Sprecher des Karlsruher Klinikums. Die Versorgung der Patienten sei grundsätzlich nicht beeinträchtigt. „Aber die Mitarbeiter sind erheblich belastet.“

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