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Zweiter Prozesstag

Mordfall Simon Paulus: Mitangeklagter erklärt, um sein Leben gefürchtet zu haben

Im Mittelpunkt des zweiten Prozesstages im Mordfall Simon Paulus standen die Aussagen eines 27-jährigen Mitangeklagten. Dieser erklärte, vom Mord an dem Büchsenmacher erst erfahren zu haben, als der Hauptangeklagte ihm die Leiche im Kofferraum präsentierte.

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Am Landgericht Karlsruhe stehen im Oberderdinger Mordprozess am Fastnachtsdienstag die Plädoyers von Staatsanwalt, Nebenkläger und Verteidiger auf dem Programm. Foto: BNN-Archiv
Von unserem Mitarbeiter Ekart Kinkel

Immer wieder muss der 27-jährige Mann auf der Anklagebank des Landgerichts Karlsruhe innehalten und um Fassung ringen. Die kurzen Pausen werden dem Mitangeklagten im Mordfall Simon Paulus vom Vorsitzenden Richter Leonhard Schmidt auch bereitwillig gewährt. Denn der 27-Jährige beschreibt bei seiner mehrstündigen Aussage am Montag kein alltägliches Delikt, sondern wie er gemeinsam mit dem 30-jährigen Hauptangeklagten die Leiche von Simon Paulus in einem Waldstück bei Pforzheim verscharrte und tags darauf die Spuren beseitigte.

Ein blutverschmierter Fuß im Kofferraum

Dabei war der 29. August für den 27-Jährigen zunächst einmal ein ganz normaler Tag, den der passionierte Zocker am Abend im Internet mit dem Computerspiel „League of Legends“ ausklingen lassen wollte. Auch als ihn sein Bekannter gegen 22.30 Uhr abholte und dann mit dem Auto in ein Waldstück fuhr, habe er sich noch nichts dabei gedacht, sagte der 27-Jährige bei seiner Aussage. Doch als sein Freund den Kofferraum öffnete, erkannte er auf den ersten Blick den blutverschmierten Fuß eines toten Mannes.

„Darüber lagen noch grüne Sitzpolster mit Blumen drauf. Auch die waren voller Blut. Und die tote Person lag schräg im Kofferraum“, beschrieb der Mitangeklagte seine damaligen Eindrücke. Für den ersten Moment sei er „komplett perplex“ und „sprachlos“ gewesen. Auf die Aufforderung des 30-Jährigen habe er allerdings mit angepackt, den Leichnam tiefer in den Wald getragen und ein Loch gegraben. „Das war echt schwierig“, berichtet der 27-Jährige. Während der Buddelei habe er seinen Bekannten gefragt, was eigentlich passiert sei. Dieser habe zur Antwort gegeben, dass er sich mit der toten Person wegen Waffen getroffen und nach einem Streit gegen den Kopf getreten habe.

Mitangeklagter sollte im Loch probeliegen

Allerdings sei er dabei nicht alleine, sondern in Begleitung eines weiteren Mannes gewesen. „Ich wollte auch nicht zu viel wissen, sondern eigentlich nur schnell weg. Ich habe schließlich Angst um mein Leben“, sagt der 27-Jährige. Doch erst, als ihn der 30-Jährige aufgefordert habe, sich probeweise in das Loch zu legen, sei es ihm zu viel geworden und er habe sich wieder ins Auto begeben. Der 30-Jährige habe den Leichnam dann alleine beseitigt und habe ihn danach wieder nach Hause gefahren. Auf die Frage, wer der Tote sei, habe sein Freund lediglich mit dem Satz „Das wirst du morgen in der Zeitung lesen“ geantwortet.

Auf Nachfragen des Gerichts wiederholt der 27-Jährige auch seine Aussage, die er nach seiner ersten Verhaftung bei der Polizei getätigt hatte. Demnach habe ihm der 30-Jährige erzählt, dass er Simon Paulus mit einem Messer in den Rücken gestochen habe. Die letzten Worte des 50-jährigen Birkenfelder Büchsenmachers seien „Was soll der Scheiß?“ gewesen.

Gemeinsam an Filmprojekten gearbeitet

Der 27-Jährige und der 30-Jährige waren bereits seit einigen Jahren befreundet und arbeiteten in ihrer Freizeit an gemeinsamen Filmprojekten. Der 27-Jährige versuchte seit einigen Monaten auch beruflich mit der Bereitstellung von Videos auf dem Internetkanal Youtube Fuß zu fassen.

Zu dem Vorwurf, dass er gemeinsam mit dem 26-Jährigen Mitangeklagten und dem 30-Jährigen noch die Ermordung einer 60-jährigen Frau aus dem Enzkreis geplant haben soll, macht der 27-Jährige am Montag allerdings noch keine Angaben. Auch der 27-jährige Grieche und der 42-Jährige, der sich ebenfalls wegen Beihilfe vor dem Landgericht verantworten muss, wollen sich am zweiten Verhandlungstag zunächst noch nicht zu den Vorwürfen äußern. Am 23. Mai wird die Verhandlung um 9 Uhr im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Karlsruhe fortgesetzt.

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