„Ob ich als Pianist am Flügel eine Taste drücke oder als Dirigent dem Oboisten eine Einsatz gebe, ist eigentlich egal.“ Für Frank Dupree sind dies Mittel zum Zweck, Musik zu machen. „Musik gestalten“ lautet denn auch seine Devise.
Dabei gibt es für ihn keine prinzipielle Unterscheidung zwischen Pianist oder Dirigent. Der gebürtige Rastatter hat an der Karlsruher Musikhochschule beides erfolgreich studiert: Klavier bei Sontraud Speidel, Dirigieren bei dem Komponisten und Dirigenten Peter Eötvös.
„Klavierkonzerte von Mozart oder Beethoven leite ich gerne vom Flügel aus.Frank Dupree, Pianist und Dirigent
„Klavierkonzerte von Mozart oder Beethoven leite ich gerne vom Flügel aus“, erklärt er. Bei seiner aktuellen CD hat er darauf verzichten. Sie ist dem sinfonischen Jazz des russischen Komponisten Nikolai Kapustin (1937 bis 2020) gewidmet und enthält dessen 4. Klavierkonzert sowie dessen Doppelkonzert für Violine, Klavier und Streichorchester. Eingespielt hat Dupree sie mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn.
Bei Gerswhins „Rhapsody in Blue“ sei eine Leitung vom Klavier durchaus möglich, aber „die vom Jazz kommende und sehr komplexe Musik Kapustins ist für ein Orchester zu ungewohnt“, erläutert er. Deshalb leitet bei den konzertanten Stücken auch Case Scaglione, Chefdirigent des Orchesters, das bestens vorbereitet wirkende Ensemble. Bei der Kammersinfonie op. 57 hingegen steht Dupree am Pult.
Bei Kapustin vereinigen sich viele Stilrichtungen. Die Harmonik und der Swing der Musik kommen vom Jazz, andererseits sieht der Pianist auch Einflüsse des Rock ’n’ Roll. Dass die Musik auf der Einspielung so idiomatisch klingt und das Orchester gar nicht ihr zu fremdeln scheint, liegt auch an dem mit Dupree verbunden Schlagzeuger Meinhard Jenne. Denn mit diesem sowie dem Bassisten Mini Schulz bildet der Pianist Dupree, der selbst auch als Schlagzeuger ausgebildet wurde, auch ein erfolgreiches Jazz-Trio.
Viele Auftritte mit der Staatsphilharmonie
Dupree liebt die musikalische Offenheit von der Wiener Klassik bis zur Musik Wolfgang Rihms, die improvisatorischen Möglichkeiten des Jazz, die Gelegenheit sowohl als Pianist als auch als Dirigent zu agieren. Zahlreiche Auftritte hatte er bereits mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, sowohl als Solist, als Orchesterleiter vom Flügel aus und als Dirigent sinfonischer Werke.
Mit großer Vorfreude sieht er der Zusammenarbeit mit dem Komponisten, Dirigenten und Chansonier HK Gruber mit den Stuttgarter Philharmonikern im kommenden Frühjahr entgegen. Bereits in wenigen Wochen, am 22. November, wird er mit dem Trompeter Simon Höfele, mit dem er die Neigung zu Grenzgängen zwischen Klassik und Jazz teilt, und der Perkussionistin Vivi Vassileva die Uraufführung von Christian Josts „Pieces of a Dream“ als Auftragswerk der Kölner Philharmonie bestreiten.
Neugier und Lust am Musikmachen
Ob Klassik, Jazz, neue Musik, ob als Pianist oder Dirigent, die Neugier und die Lust am Musikmachen ist der entscheidende Antrieb von Frank Dupree. Wobei das 1991 in Rastatt geborene Multitalent im Gespräch trotz der Vielzahl seiner Auszeichnungen wie „Opus Klassik für die Konzertaufnahme des Jahres“ keinesfalls abgehoben wirkt.
Der Musiker ist ein kommunikativer Mensch, der im Gespräch den Meinungsaustausch liebt, auch wenn er klare Positionen vertritt. An den Zeitgeist anzubiedern oder für einen weiteren Karriereschub Kompromisse einzugehen, scheint bei ihm kaum vorstellbar.
Das Kommunikative, der Austausch, aber auch die Lust am Neuland prägen zudem seine Zusammenarbeit mit dem britischen Bratschisten Timothy Ridout, die zu einer weiteren gerade erschienen Einspielung führte: „A Poet’s Love“ stellt Auszüge aus Prokofieffs „Romeo und Julia“-Ballett einer Bearbeitung von Robert Schumanns „Dichterliebe“ für Bratsche und Klavier von Ridout gegenüber.
„Musik gestalten“, das Motto von Dupree kann er hier unter anderen Voraussetzungen ausleben. „Ich habe bei Hartmut Höll auch Liedbegleitung studiert“, dazu schätze er die Rolle als Kammermusiker sehr. „Die Bratsche kommt der menschlichen Stimme am nächsten“ meint Dupree.
Grenzüberschreitung als Gewinn
Die Bearbeitungen auf der CD, die er gemeinsam mit Timothy Ridout auch in Paris und London im Konzert vorstellen werde, gebe ihm Gelegenheit, all diese Facetten zu verbinden. Und wenn man hört, wie differenziert und farbenreich das Duo sich dieser Transkriptionen annimmt, bleiben keine Zweifel, dass diese Grenzüberschreitungen einen musikalischen Zugewinn liefern. Claus Walters
Service
Termin: Klavierabend mit Frank Dupree am 2. November, 19.30 Uhr, im Wolfgang-Rihm-Forum der Musikhochschule Karlsruhe.
CDs: Kapustin: 4. Klavierkonzert. Capriccio CD C5437 über Naxos, 64:15 Minuten / A Poet’s Love. Harmonia mundi CD HMN 916118, 58:16 Minuten, jeweils 19,99 Euro.