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Bandleader starb im Hospiz

Musikszene in Baden trauert um Norbert Moritz aus Durmersheim

Jahrzehntelang hat sein Wirken die badische Musikszene bereichert: Seit den frühen 1980er Jahren hat Norbert Moritz in seiner Jazzrock-Big-Band "Moritz & the Horny Horns" junge Musiker aus der Region gefördert. Nun ist der Bandleader, dessen Tubaspiel ein Markenzeichen der Formation war, einer schweren Krankheit erlegen.

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Die Tuba war sein Markenzeichen: Norbert Moritz aus Durmersheim prägte mit seiner 1981 gegründeten Jazzrock-Band "Moritz and the horny horns" mehrere Jahrzehnte lang die regionale Musikszene. Foto: Artis

Seine Inspiration war eine 1967 gegründete US-Jazzrock-Band, sein Wirken war eine Bereicherung der badischen Musikszene seit den frühen 1980er Jahren. Bis zuletzt hat Norbert Moritz in seiner Big Band "Moritz & the Horny Horns" junge Musiker aus der Region gefördert. Im Sommer 2019 musste sich der Durmersheimer wegen einer Tumorerkrankung von der Musik verabschieden. Nun ist Norbert Moritz, der nicht nur als Jazzrock-Tubaspieler eine Ausnahmeerscheinung war, in einem Hospiz gestorben.

Sage und schreibe 100 Musikerinnen und Musiker sind aufgelistet in der Übersicht aller Bandmitglieder, die die Formation "Moritz" seit der Gründung 1981 hatte. Entsprechend zahlreich sind die Trauerbekundungen  in sozialen Medien wie Facebook, wo etwa der Gitarrist der letzten "Moritz"-Besetzung, Gerald Sänger, ihn als "Macher und Motivator" würdigt, der "eine riesige Lücke" hinterlasse.

100 Bandmitglieder seit 1981

In der Liste aller "Moritz"-Mitglieder finden sich zahlreiche regionale und überregionale Größen - Saxofonisten wie Peter Lehel und Pirmin Ullrich, Schlagzeuger wie Peter Götzmann, Marcel Millot und Jochen Ritter, Gitarristen wie Matthias Hautsch, Sören Jordan und eben Gerald Sänger. Oder der Keyboarder Constantin Krieg aus Forbach, der als Tastenkünstler und Produzent stark beteiligt ist am aktuellen bundesweiten Erfolg des Deutschpop-Sängers Joris.

Es sei ihm stets wichtig gewesen, junge Musiker mit außergewöhnlichem Talent in seiner Band zu präsentieren, schrieb Moritz auf seiner Homepage. So waren auch etliche heute namhafte Sängerinnen im Lauf der Jahrzehnte bei "Moritz" zu erleben. Zwischen 1997 und 2007 konnte er sich mit den "Funky Soul Divas" seinen Traum eines Leadsängerinnen-Trios erfüllen. Zu deren letzter Besetzung gehörte auch die Karlsruherin Antje Schumacher, bei deren Musikkabarett-Projekt "dreist" Moritz ebenfalls mitwirkte.

Vom Musikverein zum Jazzrock

Das erste Instrument des 1952 geborenen Durmersheimers war die Posaune, seine ersten musikalischen Schritte machte er im Musikverein 1868 Durmersheim. Doch das Konzert der Band "Blood, Sweat & Tears" im Jahr 1973 in Frankfurt stellte die Weichen neu: Moritz beschloss, Tuba zu lernen und auch "so eine Band" zu gründen.

Grüne Tuba als Markenzeichen

Seine 1981 gegründeten Formation spielte nicht nur bald regelmäßig bei den legendären Festen im Karlsruher Kino "Schauburg" oder im Durmersheimer "Lamm". "Moritz" gastierten auch bei den Jazzfestivals in Montreux und Belfort. Obwohl - oder gerade weil - die Band nie einen Tonträger veröffentlichte, zog sie stets zahlreiche Besucher an.

Neben dem mitreißenden Sound war auch die grüne Tuba des Bandgründers ein unverwechselbares Markenzeichen: Der junge Moritz hatte sich seine erste Tuba vom Musikverein "ausgeliehen" und das schon etwas ältliche Instrument später grün lackieren lassen, um es nicht zurückgeben zu müssen.

Glückwünsche aus den USA

Zu den Höhepunkten der Bandkarriere dürfte der Auftritt 2010 beim Karlsruher Zeltival gehören: als Support-Act für "Blood, Sweat & Tears", samt Backstage-Plausch mit Gründungsmitglied Steve Katz. Ein Jahr später kam eine herzliche Glückwunschmail der Stars aus den USA zum 30-jährigen Bestehen von "Moritz" - unterzeichnet mit "from your fans across the pond".

Mitreißendes Repertoire

In den ersten zehn Jahren der Bandgeschichte fanden sich im Repertoire überwiegend eigene Songs. Da es aber immer wieder Besetzungswechsel gab, verlegte man sich nach und nach auf die möglichst spannende Aufbereitung von Fremdmaterial, um neuen Mitmusikern die Einarbeitung zu erleichtern.

Da fanden sich neben Stücken von "Tower of Power", Chaka Khan oder Aretha Franklin natürlich auch Titel von Moritz' großen Vorbildern "Blood, Sweat & Tears". Unter anderem einer, mit dem wohl so mancher Konzertbesucher an Moritz und seine vielköpfige, zugleich konstante wie auch immer neu geformte Band zurückdenken mag: "You've Made Me So Very Happy."

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