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Haltung von Menschenaffen

Nach PETA-Kritik: Zoo Karlsruhe spricht von "Fake-News"

Die Tierschutzorganisation PETA fährt eine Kampagne mit Spendenaufruf, in der sie die Menschenaffenhaltung deutscher Zoos als Tierquälerei bezeichnet - und auch die Bürger in der Fächerstadt zum Protest aufruft. Der Karlsruher Zoo wehrt sich dagegen - und spricht von "Fake News".

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Die Tierschutzorganisation PETA fährt eine Kampagne mit Spendenaufruf, in der sie die Menschenaffenhaltung deutscher Zoos als Tierquälerei bezeichnet - und auch die Bürger in der Fächerstadt zum Protest aufruft. Der Karlsruher Stadtgarten räumt zwar Verbesserungspotenzial bei der Haltung der drei Schimpansen Benny, Sophie und Katche ein. Vor allem beklagt er allerdings: PETA verbreitet Fake-News.

Der Zoo wehrt sich gegen eine Kampagne der Tierrechtsorganisation PETA, die die Haltung von Menschenaffen anprangert und auch zum Protest in Karlsruhe aufruft. „Ganz in ihrer Nähe erleidet genau in diesem Moment ein Tier schreckliche Qualen. Menschenaffen wie Benny im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe erleben Tag für Tag seelische und körperliche Traumata“, heißt es in Briefen und E-Mails, die gezielt an Bürger im Einzugsgebiet des Zoos verschickt wurden.

Zoo-Direktor: Fragwürdige Spenden-Kamapgne

Beigelegt oder angehängt sind eine Karte mit der Forderung, die Menschenaffenhaltung zu beenden, die an den Zoo gesendet werden soll, sowie ein Spendenaufruf. „Ja, ich möchte die Kampagne ’Rettet die Menschenaffen’ und PETAs Arbeit gegen Tierquälerei mit einer monatlichen Spende unterstützen“, heißt es in dem Vordruck. „Hier wird mit Fake-News über den Karlsruher Zoo versucht, die Menschen emotional zu erreichen und Spenden für Kampagnen zu akquirieren“, ärgert sich der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt. „Das Geld geht aber nicht in den Arten- oder den Tierschutz, sondern in Kampagnen“, betont er.

Schimpanse Benny
Graue Eminenz: Schimpanse Benny ist vielen Zoobesuchern besonders ans Herz gewachsen. Foto: Timo Deible

Seit vergangener Woche sind rund 50 der Karten von PETA im Karlsruher Zoo angekommen. „Das zeigt uns, dass das Thema die Menschen berührt“, sagt Reinschmidt. Zudem habe es mehrere Anfragen gegeben von tierinteressierten Menschen, die wissen wollten, was hinter der Kampagne steckt. „Normalerweise äußern wir uns nicht zu den Aktionen von Peta, um der Organisation nicht auch noch eine Bühne zu geben“, erklärt Zoo-Pressesprecher Timo Deible. Nun aber wolle man auf keinen Fall die Behauptungen von PETA, mit denen über die Mitleidsschiene und vorgeblich, um den Karlsruher Schimpansen etwas Gutes zu tun, Geld gesammelt wird, einfach stehen lassen, fügt Reinschmidt an.

Der Zoo will in die Offensive gehen

„Wir werden nicht nur jeden einzelnen, der sich an den Zoo gewandt hat, anschreiben und über die Fakten informieren, sondern werden auch in die Offensive gehen", kündigt der Zoochef an. Er werde öffentlich die Frage stellen: „Was retten Sie mit einer Spende an Peta und was mit einer Spende an die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe?“, sagt er.

„Wir sehen unsere Menschenaffen als Botschafter ihrer Art und versuchen, die Zoobesucher für die Belange der Tiere in der Natur zu sensibilisieren. Und durch die Spenden unserer Artenschutzstiftung fördern wir Projekte für das Überleben der Art im Freiland“, führt er aus, Rund 30 000 Euro der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe gingen bislang an Auffangstationen für Orang-Utans auf Borneo, die der Niederländer Willie Smits leitet und koordiniert, erinnert der Zoochef. Smits widmet sich seit Jahrzehnten dem Schutz der „Waldmenschen“ und hat schon über 600 Tiere aufgepäppelt und in die Natur zurück gebracht.

Viele Tierarten ohne Zoos bereits ausgestorben?

„Menschenaffen können so gut wie nie ausgewildert werden, und Zoos tragen nicht zum Erhalt der Art in freier Wildbahn bei“, heißt es hingegen auf den Vordrucken von PETA, die die Menschen nun an den Zoo schicken. „Sinn und Zweck der Zoos ist es nicht, Affen aus Europa auszuwildern. Zoos züchten, damit es eine Genreserve gibt, wenn es die Tiere im Freiland nicht mehr gibt“, erwidert Reinschmidt.

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) reagierte mit einem Schreiben auf die PETA-Kampagne, in dem er etwa darauf hin weist, dass viele Tierarten ohne Zoos bereits ausgestorben wären. „Dazu zählen unter anderem der Europäische Wisent, das Przewalski-Pferd und die Mendesantilope“, so der VdZ.

PETA-Kritik als "unlauter" bezeichnet

Der Zooverband stellt zudem klar, dass deutsche Zoos seit mehr als vier Jahrzehnten auf Wildfänge von Menschenaffen verzichten. PETA erwecke jedoch den gegenteiligen Eindruck, was „unlauter“ sei. Grund für die Stellungnahme des Verbandes ist, dass nicht nur im Umfeld des Karlsruher Zoos die Aufforderungen von PETA ankamen. Betroffen sind mit entsprechend modifizierten Schreiben alle deutschen Tiergärten, die Menschenaffen halten.

Im Karlsruher Zoo leben seit vielen Jahren die Schimpansen Benny, Sophie und Katche. Nachwuchs hatten sie nie: Der mehr als 50 Jahre alte Benny ist fehlgeprägt, das heißt, der Schimpanse hat sich nie für Schimpansinnen interessiert und ist auf Menschen geprägt. Dass es Verbesserungspotenzial für die Haltung der Schimpansen gibt, räumt Reinschmidt ein, obwohl dies in den PETA-Schreiben nicht thematisiert wird. „In unserem Masterplan sind entsprechende Veränderungen vorgesehen“, so der Zoochef. Langfristig möchte man sich in Karlsruhe auf die Haltung und Zucht der hochbedrohten Orang-Utans konzentrieren, so der Masterplan.

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